Restrukturierung stärkt das Outsourcing-Geschäft

EDS Deutschland baut 800 Stellen ab

25.07.2003
MÜNCHEN (jha) - Der Mitte Juni von CEO Michael Jordan angekündigte Richtungswechsel beim weltweit zweitgrößten IT-Dienstleister EDS wirkt sich stark auf die deutsche Dependance aus. Von den damals genannten 2700 Stellenstreichungen weltweit entfallen auf die hiesige Niederlassung 800. Das Projektgeschäft wird nur noch im Zusammenhang mit Outsourcing-Verträgen verfolgt.

Rund 15 Prozent der 5300 Mitarbeiter von EDS Deutschland müssen gehen. In welchen Bereichen die Stellen abgebaut werden sollen, ist noch nicht endgültig entschieden. Klar ist nur, dass die Management-Berater der EDS-Tochter A.T. Kearney sowie die Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Product-Lifecycle-Management (PLM) verschont bleiben.

Mitte Juni hatte CEO Micheal Jordan eine weltweite Restrukturierung angekündigt. EDS wolle sich künftig auf die Kernthemen IT-Outsourcing und Business Process Outsourcing (BPO) konzentrieren. Das Projektgeschäft, vormals eine der vier Unternehmenssäulen bei EDS, spielte in Jordans Plänen keine Rolle: "Wir haben keine der Big-Five-Consulting-Firmen gekauft, und offen gestanden denke ich, das Geschäft mit Systemintegration wird am meisten durch den Offshore-Trend leiden." Im April 2001 erst hatte EDS die Hamburger Systematics AG übernommen, unter anderem um das Projekt- und Systemintegrationsgeschäft in Deutschland zu stärken. Nun wird der weltweite Geschäftsbereich (Line of Business) Consulting Services in die Outsourcing-Sparte integriert.

Im Rahmen der Umstrukturierung kündigte Jordan an, zwei Prozent der weltweit 134000 Stellen abzubauen, in Deutschland müssen jedoch viel mehr Beschäftigte gehen. "Die Kunden sind überaus investitionsscheu. Dadurch haben wir in verschiedenen operativen Bereichen zurzeit Überkapazitäten, auch im Projektgeschäft", erläutert Reinhard Clemens, Vorsitzender der Geschäftsführung von EDS in Deutschland.

Dabei werden in Deutschland auch Mitarbeiter betroffen sein, die im Rahmen von Outsourcing-Verträgen Betriebsdienstleistungen erbringen. "Im deutschen Outsourcing-Markt wurden in der Vergangenheit im Sinne der Kunden die Rechenzentren vor Ort betrieben sowie den übernommenen Mitarbeitern Arbeitsplatz- und Standortgarantien gegeben. Diese Wünsche treten bei den Kunden aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in den Hintergrund. Heute geht es darum, Outsourcing-Services möglichst preiswert zu erbringen", berichtet Clemens. "Ein internationaler Vergleich der Produktivität pro Mitarbeiter hat gezeigt, dass wir hierzulande Nachholbedarf haben. Darauf müssen wir mit neuen Techniken, Konzepten und Bestshore-Kapazitäten reagieren, um wieder eine größtmögliche Produktivität pro Mitarbeiter zu erreichen."

Im Klartext heißt das, Commodity-Leistungen werden künftig aus Offshore-Ländern wie Indien und Brasilien bezogen. Zudem sollen Mitarbeiter aus Polen, Irland und Spanien verstärkt eingebunden werden. Ganz zum Erliegen wird das Projektgeschäft auch in Deutschland nicht kommen, denn für das von Jordan angekündigte neue Standbein BPO sind in der Regel Anpassungs- und Integrationsleistungen beim Kunden erforderlich.

Doch welche Fähigkeiten von den Mitarbeitern künftig verlangt werden, ist noch nicht abschließend geklärt: "Mit dem Stellenabbau geht eine strukturelle Bereinigung einher. Wir werden in den nächsten Wochen unsere Kernthemen im BPO-Geschäft weiter ausarbeiten. Klar ist bislang nur, dass wir mit Services, mit denen EDS international schon sehr erfolgreich ist, starten werden. Dazu zählen die Themen Procurement, Human-Resource-Outsourcing oder Darlehensverwaltung", kündigt Clemens an. Die Bedeutung des Projekt- und Systemintegrationsbereichs wird jedoch schwinden. Gefragt sind nur noch Dienste, die das Kerngeschäft Ourtsourcing in seinen verschiedenen Facetten unterstützen.