Application-Management im Visier

EDS arbeitet am Imagewandel

09.04.2008

Mittelstandsgeschäft leidet

Jens-Uwe Holz, Geschäftsführer EDS Deutschland: Wir suchen qualifizierte Mitarbeiter.
Jens-Uwe Holz, Geschäftsführer EDS Deutschland: Wir suchen qualifizierte Mitarbeiter.
Foto: EDS

Immerhin konnte EDS im Application-Management schon zwei Ausrufezeichen setzen, und zwar in Deutschland. Die großen Abkommen mit Vodafone und Arcandor (vormals Karstadt-Quelle) umfassen die Betreuung der Applikationen. Hier ist das Unternehmen schon gut im Markt verankert. Die beiden Großaufträge bescherten dem EDS in Deutschland auch eine gute Geschäftsentwicklung. Der Konzern selbst veröffentlicht dazu keine Zahlen, doch die Marktforscher von PAC schätzen, dass sich die Einnahmen im vergangenen Jahr um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr verbessert haben. Damit kann sich die hiesige Dependance offenbar auch den weltweit angekündigten Einschnitten beim Personal entziehen. In Deutschland, so kündigte Deutschland-Chef Jens-Uwe Holz an, wird EDS seinen Mitarbeiterstamm ausbauen (siehe Interview mit Jens-Uwe Holz: "Alle Anzeichen stehen auf Wachstum").

Doch mit der Konzentration auf große Abschlüsse leidet das Mittelstandsgeschäft. Zwar betonte Holz die strategische Bedeutung der EDS Midmarket Solutions, doch die hiesigen Marktbeobachter haben ihre Zweifel: "Ich sehe EDS kaum im typisch deutschen Mittelstand", sagt IDC-Analyst Kraus. "Aufgrund der globalen Lieferfähigkeiten ist EDS eher für große Unternehmen interessant." Das sieht PAC-Geschäftsführer Chalons ähnlich: "Meines Erachtens spielt das Mittelstandsgeschäft keine bedeutende Rolle mehr. Auch im klassischen Projektgeschäft ist EDS nicht mehr so sichtbar, auch wenn sie diesen Markt wieder aggressiver angehen."

EDS übernimmt Nexagent

Mitte März hat EDS den Service-Provisioning-Spezialisten Nexagent übernommen. Eine Summe wurde nicht genannt. Nexagent ist eine privat gehaltene Firma, die im Jahr 2000 gegründet wurde. Sie entwickelt und fertigt Tools, mit denen Service-Provider ihre Dienste abrechnen können, auch wenn etwa verschiedene Netzdienste aus den Angeboten mehrerer Carrier zusammenfließen. Das ist insbesondere in der IP-Welt eine Herausforderung, weil die Netz-Provider unterschiedliche Betriebs- und Abrechnungssysteme verwenden, was wiederum die Bereitstellung und Kontrolle der Dienste erschwert. Nexagents Lösung verbessert die Beschaffung und das Management.

Solche Tools sind insbesondere für Dienstleister ohne eigene Netzinfrastruktur interessant. Sie erlauben es beispielsweise, eigene virtuelle Netze zu verwalten. Bislang war EDS bereits ein großer Nexagent-Kunde.

Die Übernahme unterstreicht einige Trends: EDS wurde immer wieder die Partnerschaft von Hewlett-Packard (HP) mit AT&T vorgehalten. HP hat - wie EDS - Stärken im Infrastrukturbetrieb und konnte in Kombination mit Netzdiensten von AT&T Deals gewinnen. EDS fehlt ein vergleichbarer Partner. Mit dem Nexagent-Kauf unterstreicht EDS gegenüber Wettbewerbern wie IBM, CSC und Capgemini die Bedeutung von Kommunikationsdiensten für integrierte Angebote. Der IT-Dienstleister setzt auf die Verschmelzung von IT- und IP-Diensten. Die Investition soll also nicht die Leistungsfähigkeit der Netzinfrastruktur sicherstellen, sondern der IT-Infrastruktur, der Applikationen und der Geschäftsprozesse. Die Marktforscher von Datamonitor warnen: "Das ist der Herausforderung geschuldet, der sich die IT- und Telco-Industrie gegenübersehen: Sie müssen die Brücke von IT zu TK schlagen."