Die Geschäftsführer der fünf deutschen IBM-Töchter stehen fest

Edmund Hug wird Chef der IBM Informationssysteme GmbH

11.12.1992

STUTTGART (CW) - Edmund Hug ist der Shooting-Star unter den Topmanagern der deutschen IBM. Er wurde im Zuge der Umstrukturierung des Konzerns überraschend zum Stellvertreter von Hans-Olaf Henkel und zum Chef der IBM Deutschland Informationssysteme GmbH ernannt. Ebenfalls ernannt wurden die Chefs der anderen Töchter.

Mit der Leitung der Informationssysteme GmbH besetzt Hug eine der einflußreichsten Positionen, die IBM in Deutschland zu vergeben hat. Schließlich ist sie mit 15 000 Mitarbeitern die größte der fünf neugeschaffenen GmbHs. Ihr sind zudem zentrale Funktionen wie Vertrieb, Services, Finanzen, Personal und Recht zugeordnet.

In der achtköpfigen Chefetage der Holding ändert sich bis auf die Einrichtung der Stellvertreterposition nur für Bernhard Dorn Wesentliches: Der bisherige Geschäftsführer Marketing und Dienstleistungen übernimmt den Bereich Software und Service, Wolfram Staiger, stellvertretender Geschäftsführer in der Holding, zeichnet für das Marketing verantwortlich. Die Neuorientierung Dorns ist laut offizieller IBM-Stellungnahme im "Zusammenhang mit einer weiteren Ausrichtung auf das in Zukunft immer wichtiger werdende Software- und Servicegeschäft" zu sehen. Insider bewerten die Übernahme des neuen Aufgabenfelds und die Ernennung Hugs zu Henkels Stellvertreter allerdings als eine Degradierung des bislang zweitstärksten Mannes in der IBM Deutschland. Schließlich steht Dorn nun in der Holding und in der Informationssysteme GmbH eine Hierarchiestufe unter Hug.

Mit der zum 1. Januar 1993 in Kraft tretenden Umstrukturierung der deutschen IBM in eine Holding und fünf abhängige GmbHs wurden vier zusätzliche Geschäftsführer ernannt (siehe CW Nr. 27 vom 3. Juli 1992, Seite 2, "Das Personalkarussell dreht sich weiter"). Chef der IBM Deutschland Entwicklung GmbH wird Herbert Kircher (54), der schon bisher die Böblinger Entwicklungslabors leitete. Winfried Pierlo (53) übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung der IBM Deutschland Produktion GmbH, Stuttgart.

Die Geschäfte der IBM Deutschland Systeme und Netze GmbH wurden Dieter Pfisterer (42) anvertraut, der derzeit noch im Stab von John Akers Dienst tut. Wolfgang Ischebeck, ehemals Generalbeauftragter für den PC-Vertrieb, erhält die Leitung der IBM Deutschland Bildungsgesellschaft mbH, Herrenberg.

Henkel übernimmt ab Januar neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Geschäftsführung der Holding zusätzlich die Verantwortung für die meisten Nachfolgestaaten der UdSSR. Für die IBM Eastern Europe - ehemals Regional Office Europe Central and East (ROECE) in Wien ist er bereits seit 1991 zuständig.

Einige Beobachter sehen Henkel, der formal keine Machtbefugnis eingebüßt hat, demnächst als "König ohne Land". Die Holding besitze zwar alle Anteile der Töchter, nehme aber de facto nur koordinierende Aufgaben wahr. Den Kern der alten IBM Deutschland stelle die Informationssysteme GmbH unter der Leitung von Hug dar.

Vor seiner Ernennung zum stellvertretenden Vorsitzenden der Geschäftsführung war IBM-Veteran Hug für den Vertrieb Informationssysteme der IBM Deutschland zuständig. In dieser Funktion berichtete er an Dorn. Von 1986 bis 1988 leitete er den Bereich Industrie in der Europazentrale in Paris.