Editorial

01.07.1999

Gibt es eine unsicherere Komponente in der Karriereplanung als das Gehalt? Trotz ausgiebiger Recherchen beschleicht einen immer wieder das Gefühl, doch nicht alles zu wissen. Wie sonst läßt sich erklären, daß bei Absolventenkongressen, Hochschulkontaktmessen oder, neudeutsch ausgedrückt, Recruiting-Events das größte Gedränge dort herrscht, wo über Vergütung referiert wird.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die endgültigen Antworten zu diesem Thema sind auch in der aktuellen Titelgeschichte nicht zu finden. Mehr noch: Die gerechte Bezahlung gibt es nicht. Dafür ein schönes Beispiel aus den USA. Dort ist es nicht ungewöhnlich, daß die Gehälter von NT-Administratoren um bis zu 20000 Dollar pro Jahr differieren, je nachdem ob sie bei einer E-Commerce-Firma oder einem Anwender arbeiten. Anders ausgedrückt: das Gehalt eines IT-Spezialisten ist auch abhängig vom Stellenwert, den die Informationstechnik in einem Unternehmen genießt.

Die heutigen IT-Einsteiger sind zweifelsohne eine richtige Herausforderung für die Personaler. Bisher waren sie gewöhnt, in Gehaltsbandbreiten zu denken. Egal, wie gut einer war, irgendwann mußte mit dem Salär im Interesse des Betriebsfriedens Schluß sein.

Nun werden die Karten neu gemischt. Angesichts des engen Marktes müssen die Firmen beim Thema Vergütung eine ganze Menge Kreativität entwickeln. Damit tun sie sich aber schwer; alles ist geregelt, für alles gibt es Formulare und Ausnahmen sind sowieso furchtbar.

Normalerweise sollte das Unternehmen seine Ziele formulieren und danach die Gehälter ausrichten. Aber das ist graue Theorie. Lieber setzen die Chefs auf die lang praktizierte Geheimdiplomatie, sie hat ja auch bisher gut funktioniert, behaupten sie. Solange das aber so bleibt, werden die Vorträge zum Thema Gehalt weiter sehr gut besucht bleiben. Nochmals die wenig tröstliche Botschaft: Das gerechte Gehalt gibt es nicht, nur die richtigen Fragen an den künftigen Arbeitgeber.