Eclipse wird das Visual Studio für Linux

06.07.2007
Linux-Entwickler suchen schon einige Zeit nach einer integrierten Entwicklungsumgebung erster Wahl für ihre Betriebssystem-Plattform. Jetzt ist die Entscheidung für das Open-Source-Framework Eclipse gefallen.

Während das Windows-Lager von grafisch bedienbaren, integrierten Entwicklungsumgebungen und hier vornehmlich "Visual Studio" von Microsoft verwöhnt wird, arbeiten Linux-Entwickler zum Teil immer noch mit jahrzehntealten Texteditoren wie "Vi" oder "Emacs". Das soll sich bald ändern. Die Linux Foundation ist dem Wunsch ihrer Community nach einer Integrated Development Environment (IDE) als eine Art Standard für Entwickler nachgekommen und hat sich für Eclipse entschieden. Die Open-Source-IDE beseitige einige Schwächen der zur Zeit von Linux-Entwicklern verwendeten Tools, erklärten Vertreter der Foundation. Hinzu komme, dass Eclipse weltweit über deutlich mehr Akzeptanz verfüge, als zum Beispiel die von Sun favorisierte, ebenfalls quelloffene Entwicklungsumgebung "Netbeans".

So logisch diese Entscheidung klingen mag, selbstverständlich war sie keineswegs. Noch heute ist Eclipse in erster Linie als Java-IDE bekannt, der Wandel zu einem mehrsprachigen Framework, das auch C, C++, C# und Cobol oder Skriptsprachen wie PHP, Perl und Python unterstützt, hat sich dagegen eher im Stillen vollzogen. Auch Suche beider Communities nach nutzbaren Synergieeffekten war bislang sehr schwach ausgeprägt. So fehlt es auf der Linux-Seite etwa beim RPM Package Manager an einer Unterstützung der Plug-in-Mechanismen von Eclipse, umgekehrt gibt es seitens der IDE zu wenig Support etwa für die Linux-Systembibliotheken. Diese Probleme werden jetzt im Rahmen des Linux Distributions Project angegangen. Bereits im Vorfeld dieser Initiative haben alle namhaften Linux-Distributoren wie Debian, Novell, Red Hat und Ubuntu ihre Unterstützung für eine Eclipse-Linux-Öffnung zugesagt. Ein wichtiger Beitrag dazu läuft derzeit an der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, wo man an einem Eclipse-Plug-in für die Linux Standard Base (LSB) arbeitet. Mit ihm soll das kräftig wachsende Eclipse-Lager dazu bewegt werden, vermehrt LSB-kompatible Applikationen zu schreiben. Läuft alles nach Plan, könnte die IDE schon Anfang 2008 die Plattform erster Wahl für Linux-Programmierer werden. (ue)