Eclat hegt Zweifel an der großen blauen Ausgewogenheit:Vor IBM sind alle Nutzer gleich

02.05.1986

MÜNCHEN (lo) - Die Ruhe vor einem möglichen Sturm beim Eclat-Verfahren gegen IBM zum Stichwort "Behinderungsmißbrauch" unterbricht derzeit nur leichter Wellenschlag. Denn noch erarbeitet die deutsche Sektion der European Association of Leasing and Trading Companies (Eclat) in München "gewisse Sachverhalte" als Ergänzung für eine Stellungnahme zur Stellungnahme der IBM beim Bundeskartellamt in Berlin.

Konkrete Beschwerdepunkte sollen derzeit deshalb auch noch nicht genannt werden. Als sicher gilt allerdings, daß sogenannte "Free Software" der IBM - ein Tagungspunkt auf der jüngsten internationalen Konferenz der Eclat in Wien - ebenfalls zu dem Protestkatalog des deutschen Eclat-Computer-Leasing- und Händlerverbandes gehört. Geschäftsführer Dr. Christian Melcher, zitiert dazu eine Stuttgarter Diktion, wonach dieser Service nur IBM-Direktkunden - entweder bei Verkaufs- oder bei Leasingvertrag - angeboten werde.

IBM unterscheidet nach eigenen Aussagen allerdings nicht zwischen zwei Kundenkategorien, wie in der COMPUTERWOCHE Nr. 16 vom 18. April 1986, Seite 5 zu lesen war (siehe auch in dieser Ausgabe bei Rubrik "Meinungen" auf Seite 8). Für einige ältere DV-Systeme, erklären die Stuttgarter, böten sie "allen Kunden" sogenannte Free Software "ohne gesonderte Berechnung auf Wunsch" an. Zur Frage, ob denn auch jene IBM-Nutzer, die über Leasingunternehmen Eingang in die blaue Rechnerwelt gefunden hätten, zur Gemeinschaft der Gleichen zählten, erfolgte als Replik eines IBM-Sprechers: "Ich würde da keine Einschränkung sehen."

Im wesentlichen handelt es sich bei dem kritischen "freien Gut" um Softwareunterstützung, etwa im Fall der Neueinführung eines Systems. Die dadurch notwendige Arbeit am Betriebssystem werde in einigen Fällen dann kostenfrei gewährt, so die Leasinggeber, denen sich der Eindruck aufdrängt, daß mit zweifelhafter Großzügigkeit der Markt in zwei Kundenklassen gespalten werden soll.

Der IBM-Leasing- und -Händlerverband kann mit Beispielfällen, die bei der Berliner Behörde auf den Tisch kämen, auch den Rahmen dieser Kostenfreiheit abstecken. Eclat-Sprecher Christian Melcher zu dem Umfang der einseitig altruistischen Geste des Marktführers: "Erheblich." Es handle sich nämlich nicht nur um 10 000 Mark. Bisher hat Eclat noch keinen Anlaß, zu glauben, daß auch lizenzgebührenpflichtige Software freigegeben worden ist.

Alle Programmprodukte und Lizenzprogramme neben Free Software, stellt IBM ergänzend klar, waren ebenfalls für alle Kunden gegen Entgelt verfügbar. Kostenlos gebe es nichts.