Anwenderbericht Milchhof Niederrhein eG, Duisburg:

"Echte" Online-Lösung - auch für kleinere Rechner

24.11.1978

DUISBURG - Daß auch Unternehmen mit kleineren EDV-Anlagen (256 bis 512 K) die Möglichkeit haben, ein "echtes" Online-System aufzubauen, wollte die Milchhof Niederrhein eG in Duisburg durch den Einsatz des TP-Monitors "Betacomm" der Informatics GmbH, Bad Homburg, auf ihrer IBM 370/125 beweisen. Zwar werden in Duisburg bereits seit 1971 Bildschirme eingesetzt, die Nutzung dieser Geräte erstreckte sich jedoch - und das sehr eingeschränkt - fast ausschließlich auf die Datenerfassung. Kurt Dumke, EDV-Leiter des Milchhofs, wollte aber eine Online-Lösung, da "TP-Anwendungen ein unverzichtbares verkaufspolitisches Instrumentarium sind und in den Bereichen Marketing und Verkauf immer schnellere Aktionen und Informationen gefordert werden".

Um ein Höchstmaß an Qualität bei der Datenerfassung sicherzustellen, gibt es beim Milchhof zwei Fachbereiche, deren Daten durch Plausibilitätsprüfungen oder Bildung und Prüfung von Kontroll- und Abstimmsummen kontrolliert werden:

In der Buchhaltung zur Erfassung des gesamten Buchungsstoffes und der damit eng verbundenen Pflege der Stamm-Dateien; im Verkauf zur Erfassung von kurz-, mittel- und langfristigen Preisvereinbarungen mit den Kunden sowie der Pflege und Wartung der für den Verkauf erforderlichen Stammdateien.

Programmiert wurden diese Terminals mit "BTAM", was nach Aussagen von Dumke zur Folge hatte, "daß in der zur Verfügung stehenden TP-Partition jeweils nur eine Fachabteilung bedient werden konnte". Der Versuch, diese "intelligente Datenerfassung" im Laufe der Jahre ständig zu verbessern, und im Bereich Kontokorrentbuchhaltung sogar zu einem kleinen Informationssystem aus zubauen, führte - so Dumke- "zwangsläufig zu einem Engpaß, der eine Hinzunahme neuer EDV-Anwendungen nicht mehr zuließ" Drastisch gesunkene TP-Hardwarekosten in den Jahren 1977/78 waren beim Milchhof der Anstoß zu neuen Überlegungen: Nicht nur TP-Anwendungen, sollten jetzt endlich realisiert werden, sondern auch die Massendatenerfassung - heute noch zentral über ein Datensammelsystem und optische Beleglesung - auf eine Online-Lösung umgestellt werden. Voraussetzung für Dumke war hierbei, daß diese Erfassung formatgesteuert unter der Kontrolle des Monitors erfolgen konnte, ohne daß die vorhandene Personalkapazität damit belastet würde. Zur Lösung dieses Problems fand der Duisburger EDV-Chef "einige TP-Steuerprogramme oder Monitore auf dem Markt, die dem Anwender die problematischen Aufgaben einer TP-Steuerung abnehmen".

Eigene "Checkliste" entworfen

Um nun das für ihn geeignete System herauszufinden, entwarfen die Milchhof-EDV-Mitarbeiter eine Art Checkliste mit Auswahlkriterien. Danach war zu achten auf:

- Gesamtkosten

- Speicher- und CPU-Bedarf

- Leichte Programmierung

- Schneller Programmtest

- Zuverlässigkeit

- Antwortverhalten

- Kundendienst sowie

- Schulung.

Wichtig war für Dumke auch, "einen Monitor zu finden, mit dem die derzeit installierten kostengünstigen Bildschirme auch für eine Online-Massendatenerfassung und später Online-Programmierung genutzt werden können".

In die engere Auswahl kamen drei Software-Produkte; Task-Master von Pragma-Software, CICS kombiniert mit Video 370 von IBM und Betacomm von Informatics.

Task-Master schied - so Dumke - aus wirtschaftlichen Gründen aus gegen einen sinnvollen CICS-Einsatz sprachen

- die eingeschränkte Möglichkeit im Hinblick auf den späteren Einsatz eines Datenbank-Systems,

- der Eindruck, daß CICS und Video 370 die vorhandenen Resourcen der TP-Partition nicht so rationell verwaltet, daß ohne eine weitere Hardware-Aufstockung ein leistungsfähiges Online-System gewährleistet war sowie

- der Nachteil des relativ hohen Schulungsaufwandes im Vergleich zu anderen Monitoren.

Auch war CICS nur zu mieten, was den Milchhof-EDV-Spezialisten für ihre geschätzte Nutzungsdauer zu unwirtschaftlich erschien.

Die Installation beziehungsweise Generierung des Intercomm-Monitors - inclusive kostenloser Schulung der Mitarbeiter - erforderte nach Aussagen von Dumke "nur drei Tage".

"Dokumentation überarbeitungsbedürftig"

Obwohl seiner Ansicht nach die Intercomm-Dokumentation einer Überarbeitung bedarf, bezeichnet der EDV-Chef "dieses TP-Steuerungsprogramm, gemessen an den Gesamtkosten für andere Monitore als eine durchaus wirtschaftliche Lösung".

Zufrieden ist er auch mit den Antwortzahlen, der effektiven Nutzung des Speicherplatzes sowie mit der guten CPU-Leistung: Eine TP-Partition beansprucht 20 K real und 96 K virtuellen Speicher.

Möglich sind gleichzeitig Aktivitäten in drei Batch- und einer Power-Partition.

Die vorhandenen Testhilfen (Online-Ditto oder Dump) erleichtern den Testbetrieb durch sofortige Anzeige und Änderung von Anwenderdateien, Betacomm-Dateien und der Programmbibliothek am Terminal.

Peter Füngerlings, Programmierer bei Milchhof Niederrhein eG findet es "sehr angenehm, daß er nicht mehr "reentrant" programmieren" muß.