EAM braucht oft mehrere Anläufe

28.11.2006
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die lange Reise der Winterthur

Vor allem mit der "traditionell" dezentral organisierten Konzernstruktur kämpft Christoph Gall, verantwortlich für IT-Strategie und Unternehmensarchitektur bei der Winterthur Versicherung. "Jede Markteinheit hat eine andere IT", klagte er in seinem launigen Vortrag. So gab es 32 verschiedene Datenbankprodukte, 15 Betriebssysteme und mehr als 30 Programmiersprachen. Dass diese Vielfalt hohe IT-Kosten verursacht, versteht sich von selbst.

Christoph Gall, Winterthur: Unser Metamodell war so eindrucksvoll, dass niemand dafür Geld ausgeben wollte.
Christoph Gall, Winterthur: Unser Metamodell war so eindrucksvoll, dass niemand dafür Geld ausgeben wollte.

Im Jahr 2000 machte sich der Versicherungskonzern deshalb auf die Reise zu einer übergreifenden IT-Planung. Im ersten Schritt verschickte er Fragebögen an alle IT-Einheiten, um den Status quo der dortigen Systeme abzufragen. Der hohe Aufwand und die Angst vor zu viel Transparenz im Hauptquartier hielten die lokalen IT-Verantwortlichen aber davon ab, die Bögen auszufüllen, berichtete Gall.

Anschließend setzte die Winterthur ein großes internationales Projekt auf. In dessen Rahmen wurden zwar viele Daten gesammelt, aber nicht aktuell gehalten, weshalb sie schnell veralteten. Immerhin durften die Architekturplaner einen Teilerfolg verbuchen. Wie Gall berichtet, haben sie mit den gesammelten Daten "einfach mal herumgespielt" - auf Basis des Tabellenkalkulationsprogramms Excel. Damit erhielten die CIOs bislang nicht vorhandene Informationen über ihren eigenen IT-Laden. Und je besser die Qualität der zugelieferten Daten, desto aussagekräftiger waren diese Informationen. Leider stieß die Excel-basierende Anwendung schnell an ihre Grenzen - zumal immer nur ein Anwender darauf zugreifen konnte.

Daraufhin begannen die zentralen Architekten, ein Metamodell für ein Architektur-Repository zu entwickeln, mit dem sich Beziehungen zwischen den unterschiedlichen IT-Komponenten herstellen ließen. "Das Ergebnis war so eindrucksvoll, dass niemand dafür Geld ausgeben wollte", spottete der IT-Stratege. Das System drohte, viel zu komplex zu werden.

Also sollte der Umfang des Vorhabens beschränkt werden. Anfangen wollte das Architekturteam mit den Applikationen. Allerdings musste das zugrunde liegende Metamodell erst einmal in Software abgebildet werden. Und dieser Versuch scheiterte im ersten Anlauf. "Die Softwareanbieter, die unser Modell verstanden, waren zu teuer", erinnert sich der Chefarchitekt.

Kleine Schritte als Schlüssel

Mangels Alternativen ging das Winterthur-Team daran, das Metamodell selbst abzubilden - in der Microsoft-Datenbank "Access". Das Ergebnis entsprach allerdings nicht den Erwartungen: "Vieles, was mit der Excel-Anwendung funktionierte, ging in der Access-Applikation keineswegs", lernten Gall und seine Mitarbeiter.

Es musste ein professionelles Planungswerkzeug her. Die Schweizer entschieden sich für Planning IT von Alfabet. Den im Oktober 2005 gestarteten Proof of Concept gestaltete das Team so, dass das System im Erfolgsfall gleich online gehen konnte. Der Pilot wurde im Februar 2006 ausgerollt - mit nochmals reduziertem Funktionsumfang. "Kleine Schritte sind der Schlüssel", weiß der Winterthur-Manager heute.

Derzeit erlaubt das System allerdings nur eine statische Darstellung und noch keine Simulation von Effekten, bemängelt Gall. Das liege weniger am Tool als an der "internen Reife", also an den Prozessen, am Vertrauen in die Architekturdisziplin und an der Bereitschaft, den Aufwand zur Bereitstellung der Datenbestände zu erbringen. Um den "Himmel der Architekten" zu erreichen, will Gall beispielsweise ermitteln können: