EAI senkt IT-Risiko der Post

09.07.2002
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Da in einem großen Konzern wie der Post erhebliche Datenvolumina anfallen, galt es, die Netzlast möglichst gering zu halten. Deswegen überprüft das System vor dem Transport zunächst, ob die Daten mit der hinterlegten Schnittstellen-Beschreibung übereinstimmen. Die Validierung kann sowohl beim Servicegeber als auch beim Servicenehmer erfolgen.

Das Unternehmen Die Deutsche Post AG ist mit einem Umsatz von über 33 Milliarden Euro in 2001 einer der weltweit größten Logistikdienstleister. Innerhalb des Konzerns sind im Unternehmensbereich Brief die Geschäftsfelder Briefkommunikation, Direkt-Marketing und Pressedistribution zusammengefasst. Der Bereich weist für 2001 einen Umsatz von 11,7 Milliarden Euro aus und erreicht mit seiner Infrastruktur von rund 13000 Filialen und 140000 Briefkästen mehr als 39 Millionen Haushalte und drei Millionen Geschäftskunden in Deutschland.

„Wenn ein Service fachlich und technisch mit einem XML-Schema beschrieben ist, aber das verschickte Dokument nicht mit dem Schema übereinstimmt, wird es nicht transportiert“, erläutert Herr. Solche Nachrichten sortiert das System einfach aus. Ein Exception Handler bestimmt, wie mit dem fehlerhaften Dokument weiter vorgegangen wird. Darüber hinaus nutzt die EAI-Lösung Datenkomprimierung, um die Netzlast weiter zu senken. Die für die Komprimierung benötigte Zeit sei deutlich geringer als der Zeitverlust, der durch große Datenmengen entsteht, beteuert Herr.

Am 3. Dezember 2001 um 6.30 Uhr wurden die Schalter umgelegt und der Service-Backbone in Betrieb genommen. Insgesamt zeigen sich Bath und Herr mit der Lösung sehr zufrieden. Stolz betont Letzterer: „Bis zum heutigen Tag ist das System noch keine Sekunde ausgefallen.“ Auch hätte sich der modulare Aufbau und das strikte Einhalten offener Standards bewährt. In der neuesten Version der EAI-Plattform, die in Kürze ausgerollt werden soll, ersetzten die IT-Mitarbeiter den bislang benutzten Web-Server „Iplanet“ von Sun Microsystems durch den Open-Source-Server „Tomcat“ von Apache. Der Austausch sei ohne große Schwierigkeiten möglich gewesen, berichtet Herr.

Der Aufbau der neuen IT-Architektur lässt der Deutschen Post nun Raum für künftige Entwicklungen. Ein möglicher Schritt sind Web-Services: Da die nun eingeführten Technologien dem Web-Service-Modell bereits sehr nahe kommen, wäre dieser Schritt zumindest aus reiner IT-Sicht nicht schwierig. So orientiert sich schon jetzt der Service-Backbone für den synchronen Datentransport über HTTP am Soap-(Simple-Object-Access-Protocol-)Standard. Herr kann sich Web-Services allerdings eher in der Kommunikation mit Großkunden vorstellen denn als Technologie für den internen Datentransfer: „Im Innenverhältnis muss man sich fragen, ob uns das einen Mehrwert bietet.“ Aber auch im Kontakt zu den A-Kunden müsse der Geschäftsnutzen für die Fachabteilungen durch Web-Services klar erkennbar sein. Nur der Technologie zuliebe werde die Post dieses Modell nicht einführen.

Eine grundlegende Erfahrung aus dem Service-Backbone-Projekt ist, dass sich Open-Source-Software durchaus für den Einsatz im Konzern eignet. „Wir sind erstaunt, wie gut die Qualität der Open-Source-Produkte ist“, bekennt Herr. Neben den günstigeren Lizenzkosten spiele dabei vor allem eine Rolle, dass die von der Post benötigten IT-Merkmale mit quelloffener Software oft wesentlich schneller zu implementieren seien. Quelloffene Software wird künftig wahrscheinlich verstärkt in der Post-IT zum Einsatz kommen.