Restrukturierungen und Zukäufe

EA rutscht trotz Umsatzplus in die Verlustzone

14.05.2008
Von pte pte
Electronic Arts (EA) konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Stichtag 31. März 2008 zwar einen Umsatzrekord erwirtschaften, gerät jedoch in die roten Zahlen.

Umfassende Restrukturierungen, die neben Zukäufen auch Investitionen in die Entwicklung neuer Spieletitel beinhalten, kosteten den Konzern viel Geld. Im Detail stiegen die Umsätze um 19 Prozent von 3,09 Milliarden Dollar im Vorjahr auf nunmehr insgesamt 3,66 Milliarden Dollar. Bereinigt um Sondereffekte kann EA einen operativen Gewinn von 339 Millionen Dollar vorweisen. Der Jahresverlust lag bei 454 Millionen Dollar - im Jahr zuvor hatte der Konzern hingegen noch Profite von 76 Millionen Dollar eingefahren. Ursache für diese Verluste ist vor allem die Übernahme der Entwicklerstudios BioWare und Pandemic. "Dass EA Games aktiv werden muss, um seine Stellung im Games-Geschäft auch in Zukunft zu behaupten, ist offensichtlich. Mit dem frisch fusionierten Giganten Activision Blizzard ist die Konkurrenz einen Schritt voraus", sagt Bernd Hartmann, Analyst bei Goldmedia, im Gespräch mit pressetext.

Bereinigt um die in den vergangenen Wochen und Monaten durchgeführten Neuakquisitionen und weitere einmalige Ausgaben wäre der Konzern im Plus geblieben und hätte Analysten-Schätzungen zufolge nach 247 Millionen im Vorjahr für 2008 rund 339 Millionen Dollar operativen Gewinn erwirtschaften können. Trotz der zwiegespaltenen Zahlen übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Anleger und Analysten. "Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit der Umsatzsteigerung, aber bislang nicht glücklich mit den Gewinnen", zitiert das "Wall Street Journal" EA-CEO John Riccitiello. Das aktuelle Ergebnis will das Management zum Anlass nehmen, um profitabler zu werden. Für das Finanzjahr 2009 erwartet der Konkurrent von Vivendi einen Nettogewinn zwischen 25 und 52 Cent je Aktie bei einem Nettoumsatz zwischen 4,9 und 5,15 Milliarden Dollar.

Die Prognosen für das kommende Geschäftsjahr sehen Brancheninsider als ambitioniert. Allein im abgelaufenen vierten Quartal verzeichnete der Konzern mit 94 Millionen Dollar ein gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres fast vierfaches Minus. Würden hierbei ebenfalls die Sonderfaktoren nicht mitberücksichtigt, hätte man nach 19 Millionen im Vorjahr eigenen Angaben nach rund 30 Millionen Dollar verdient, so EA. Der Nettoumsatz stieg im vierten Quartal hingegen um 84 Prozent auf 1,13 Milliarden Dollar. Von den Prognosen angeheizt, legten die Electronic-Arts-Anteile nachbörslich um 2,6 Prozent auf 56 Dollar zu. Investitionskapital dürfte Insidern nach vor allem die anvisierte Übernahme des US-Spielentwicklers Take-Two Interactive kosten. "Anders als bei Activision Blizzard, ist die Situation im Fall EA/Take-Two aber riskanter, da die Fusion nur von einer Seite aus betrieben wird. Ob sich EA mit dem Kaufangebot bei den Aktionären durchsetzt, ist alles andere als gesichert", erläutert Hartmann gegenüber pressetext.

Take-Two Interactive, das unter anderem den Verkaufsschlager "Grand Theft Auto" (GTA) in seiner nunmehr vierten Auflage vertreibt, hatte unlängst das Angebot über 25,74 Dollar je Aktie abgelehnt. Noch vor der Veröffentlichung des Spiels wollte EA das Unternehmen kaufen, um von den Umsätzen zu profitieren. Eigenen Angaben nach verfügte EA im abgelaufenen Geschäftsjahr über einen Marktanteil von 19 Prozent in den USA und rund 20 Prozent in Europa. Übernahmen sind in der Branche im Trend. So schluckte Vivendi den US-Computerspiele-Hersteller Activision und will damit die Stellung von EA als Marktführer attackieren. (pte)