E-Plus verliert seinen britischen Gesellschafter

E-Plus verliert seinen britischen Gesellschafter Vodafone und Airtouch bilden internationalen Mobilfunkkonzern

22.01.1999
LONDON (CW) - Der Übernahmepoker um den amerikanischen Mobilfunkanbieter Airtouch ist entschieden. Der britische Provider Vodafone setzte sich gegen den Interessenten Bell Atlantic durch. Für eine Kaufsumme von rund 58 Milliarden Dollar entsteht nun der größte Mobilfunkkonzern der Welt. Betroffen ist auch der deutsche Mobilfunker E-Plus.

:Das Tauziehen um Airtouch ist beendet. Ohne Angabe von Gründen zog der amerikanische Netzbetreiber Bell Atlantic, der im lokalen Telefonverkehr den Nordosten der USA dominiert, sein Kaufangebot zurück. Unbestätigten Angaben zufolge hatten die Amerikaner 45 Milliarden Dollar für Airtouch geboten. Im Zusammenhang mit den Übernahmegerüchten hatten insbesondere US- Analysten eine Fusion zwischen Bell Atlantic und Airtouch begrüßt, weil dadurch neben AT&T und Sprint ein weiterer in Nordamerika starker Player entstanden wäre.

Die Kaufofferte Bell Atlantics hielt dem Angebot von Vodafone jedoch nicht stand. Die Briten boten im ersten Verhandlungsstadium bereits mehr als die Amerikaner und erhöhten später ihr Gebot nochmals. Rund 58 Milliarden Dollar - also knapp 100 Milliarden Mark - muß der Londoner Mobilfunker nun vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre und Kartellbehörden für Airtouch berappen. Die Zahlung erfolgt durch Vodafone-Aktien. Air-Touch- Aktionäre erhalten pro Papier fünf Vodafone-Aktien sowie neun Dollar in bar.

Otelo signalisiert Kaufinteresse

Doch nicht nur das höhere Kaufgebot dürfte beim Airtouch- Management den Zuschlag für Vodafone bewirkt haben. Ein weiteres Entscheidungskriterium war mit Sicherheit die wesentlich stärkere internationale Ausrichtung dieses Mergers. Kommt der Deal zustande, bilden beide Unternehmen nicht nur ein Konglomerat mit einer Marktkapitalisierung von 110 Milliarden Dollar, sondern decken auch weltweit 23 Länder mit geschätzten 23 Millionen Kunden ab. Vodafone beziffert sein Kundenpotential mit 5,4 Millionen Teilnehmern, Airtouch mit 17 Millionen.

Die Fusion wirkt sich auch auf den deutschen Mobilfunkmarkt aus. Vodafone ist in Deutschland nämlich mit 17,24 Prozent am Netzbetreiber E-Plus beteiligt, während Airtouch 34,8 Prozent am D2-Konkurrenten, der Mannesmann Mobilfunk GmbH, hält. Den Gesellschaftern von E-Plus, zu denen neben Vodafone noch die Otelo Communications GmbH mit 60,25 Prozent sowie der amerikanische Carrier Bell South mit 22,51 Prozent zählen, ist es laut Vertrag jedoch verboten, sich an einem Konkurrenten zu beteiligen. Durch den Zusammenschluß von Vodafone und Airtouch entsteht in Deutschland aber eine solche Konfliktsituation.

Beobachter rechnen nun damit, daß Vodafone seine Anteile an E-Plus abstoßen wird. Der Verkauf würde rund 1,4 Milliarden Mark in die Kassen des neuen Unternehmens Vodafone Airtouch bringen. Otelo hat bereits Interesse signalisiert, die Anteile von Vodafone zu übernehmen. Denkbar ist nach Ansicht von Marktbeobachtern auch, daß Otelo außerdem versucht, die Beteiligung von Bell South zu kaufen. Insgesamt müßte Otelo dafür rund vier Milliarden Mark bezahlen.

Der Wert des Anteils von Airtouch an Mannesmann wird derzeit auf knapp 15 Milliarden Mark geschätzt. D2 weist derzeit rund sechs Millionen Kunden aus, E-Plus meldet zwei Millionen Teilnehmer.