CW-Kolumne

E-Mail – Fluch oder Segen

21.04.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Es war genau 10.14 Uhr am 3. August 1984, als die neue Epoche begann. Michael Rotert von der Universität Karlsruhe erhielt als erster Deutscher eine E-Mail. Was damals ganz unscheinbar im wissenschaftlich-universitäten Umfeld begann, ist heute aus der globalen Kommunikations- und Business-Kultur nicht mehr wegzudenken.
Martin Bayer Stellvertretender Chefredakteur CW
Martin Bayer Stellvertretender Chefredakteur CW

Über 3,6 Milliarden E-Mail-Konten gibt es heute weltweit. In drei Jahren sollen es über 4,3 Milliarden Accounts sein. Tag für Tag landen über 150 Milliarden Mails in den elektronischen Postkörben und halten damit das Pivatleben wie den Geschäftsbetrieb rund um den Globus am Laufen – oder auch nicht. Kaum ein anderes Werkzeug unseres digitalen Zeitalters wird so kontrovers diskutiert wie die E-Mail. Während die Informationsjunkies gleich nach dem Aufwachen mit zitternden Hände nach dem Smartphone tasten und begierig alle Nachrichten aufsaugen, die sie in den zurückliegenden Stunden verpasst haben, verteufeln andere die elektronische Post als Produktivitätskiller und prangern den grassierenden E-Mail-Wahn an.

Wie so oft, gibt es auch in dieser Diskussion nicht die eine Wahrheit. Sicher kann ein aus allen Nähten platzendes Postfach nerven und lähmen. Wer kennt nicht die Zeiten, in denen man Mail für Mail abarbeitet und sich am Ende fragt, was man heute eigentlich geschafft hat. Auf der anderen Seite muss die Frage gestattet sein: Wo stünden wir heute ohne E-Mail? Ließe sich unser Business, in dem es immer mehr darauf ankommt, Informationen auszutauschen und zu teilen, per Telefon, Fax und Brief überhaupt noch betreiben?

Es kommt einfach darauf an, das Werkzeug richtig einzusetzen. Sicher kann man sich selbst zum Sklaven der Technik machen. Aber letztlich hat die asynchrone Kommunikation per Mail immer noch einen großen Vorteil: Wir können zwischendurch unser Hirn einschalten. Und wer weiß: Wenn uns in ein paar Jahren die so oft gepriesenen Social-Business-Tools so richtig an der Kandare haben – vielleicht sehnen wir uns dann nach den guten alten E-Mail-Zeiten zurück. (mhr)