E-Learning muss schnell, einfach und billig sein

26.11.2002
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Über den Erfolg von E-Learning- und anderen Weiterbildungsmaßnahmen entscheidet aber nicht nur das Wohlwollen der Mitarbeiter, sondern auch des Managements. Beim Ingolstädter Autobauer Audi durchliefen insgesamt 42 000 Mitarbeiter eine IT-Qualifizierungsoffensive. Grundgedanke war, IT-Kompetenz von der Bedienung des Intranets über Microsoft Office bis hin zu IT-Strategien zu vermitteln.

Zunächst hatten die Mitarbeiter einen Online-Test zu absolvieren und konnten dann im zweiten Schritt ihre Wissenslücken durch ein elektronisches Lernprogramm auffüllen. Die Inhalte richteten sich nach dem Einsatzgebiet des Beschäftigten. Die Manager etwa hatten sich mit IT-Visionen und E-Business auseinander zu setzen. Doch hier entstanden die größten Schwierigkeiten.

"Die Führungskräfte glaubten, sie wüssten schon alles, und mussten freundlich aufgefordert werden, den Online-Test selbst zu absolvieren und ihn nicht an die Sekretärin zu dele-gieren", gab Klaus Mühleck, Chief Information Officer von Audi, zu. In seinen Augen war es für die Motivation der Mitarbeiter entscheidend, dass auch die oberste Führungsriege die Tests absolvierte und mit gutem Beispiel voranging.

Zündstoff bietet das Thema E-Learning auch hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen. So wies Rechtsanwalt Stefan Nägele von der PricewaterhouseCoopers Veltins Rechts-anwaltsgesellschaft mbH darauf hin, dass Unternehmen die Arbeitnehmer nicht verpflichten dürfen, zu Hause oder rund um die Uhr zu lernen. Damit verstoßen sie gegen das Arbeitszeitgesetz, das eine Obergrenze von zehn Stunden pro Tag festlegt, oder gegen das Sonn- und Feiertagsgesetz. "Auch wenn die Mitarbeiter gegen diese Regelungen verstoßen, ist es der Arbeitgeber, der mit einem Bußgeld oder auch einer Freiheitsstrafe belegt werden kann", warnte Nägele. In vielen Firmen gebe es noch keine Betriebsvereinbarungen zu E-Learning, obwohl großer Regelungsbedarf bestehe.

Bert Gochermann von der Deutschen Bank räumte ein, dass separate Räume gestellt werden müssen, um ungestörtes Lernen zu ermöglichen. In der Deutschen Bank findet E-Learning nur während der Arbeitszeit statt, da bisher noch nicht festgelegt ist, wie Lernen in der Freizeit kompensiert werden soll.

450 Teilnehmer kamen zum 8. IT-Trainingskongress nach Bonn, um sich über neue Methoden, aktuelle Projekte und die Wirtschaftlichkeit von Weiterbildung zu informieren. Diskussionen und Roundtable-Veranstaltungen behandelten eine große Bandbreite von Themen: Ob nun Stolpersteine und Lösungstipps bei Qualifizierungs-Rollouts, die Umsetzung des neuen IT-Weiterbildungssystems oder die Frage, was E-Learning dazu beitragen kann, um definierte Unternehmenszeile zu erreichen. Wichtige Themen waren zudem hinaus Blended Learning und die IT-Ausbildung. Anders als bei vielen herkömmlichen Kongressen wurde in Bonn tatsächlich diskutiert, nicht nur von den Podiumsteilnehmern, sondern zusammen mit den Besuchern. Da die Zeit aber oft begrenzt war und sich viele Teilnehmer einen weiteren Austausch wünschten, bietet die COMPUTERWOCHE ab 28. November ein Online-Forum zum Thema "Learning" an. Hier können Sie ihre