E-Learning allein macht nicht glücklich

01.03.2005
Von Bernhard Karrasch

Die Lehre an den Berufschulen könnte trotz knapper finanzieller und personeller Ressourcen sehr viel näher an die individuellen Gegebenheiten in den Betrieben angepasst werden. Dass Unternehmen neuen technologiegestützten Ansätzen in der Ausbildung durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen, ergab die genannte Studie. Zudem können die an das Internet gewöhnten Jugendlichen auf ihr gewohntes Kommunikationsverhalten zurückgreifen.

Es ist wichtig, Inhalte schnell und einfach Web-gerecht aufzubereiten - das ist aber lediglich eine Frage der Technik, und die ist längst gelöst. Rapid Learning sollte dort eingesetzt werden, wo einzelne kompakte Informationen schnell an räumlich verteilt arbeitende Mitarbeiter weiterzugeben sind, so zum Beispiel an Vertriebsmitarbeiter, wenn ein Produkt neue Funktionen erhält. Dennoch lässt sich die notwendige Didaktik - gerade wenn von komplexeren Lerninhalten gesprochen wird - so ganz "rapid" nicht abbilden. Mit der aus dem Zusammenhang gerissenen Bereitstellung von Wissenseinheiten ist bei schwierigen Sachverhalten wenig gewonnen, denn einen Kompetenzzuwachs, in zehn Minuten vor dem Rechner auf die Schnelle erlangt, wird es trotz modernster Technologie nicht geben.Neue Chancen für die Branchen

Mittlerweile lassen sich mit Hilfe der neuen Technologien fast alle Lebenssituationen für informelles, aber auch für formelles Lernen nutzen. Subsumiert man das informelle Beschaffen von Informationen, den Austausch über Chats, die Teilnahme an Abstimmungen über SMS sowie das gezielt organisierte mediengestützte Selbstlernen unter E-Learning, so ist diese Methode bereits deutlich weiter verbreitet als gemeinhin wahrgenommen. Mobile Systeme wie das Handy werden aufgrund der steigenden technischen Möglichkeiten immer auch eine gewisse Rolle spielen - und sei es nur für oben genannte Zwecke. Auch in der Bildung gilt es von der Unterhaltungsindustrie zu lernen und die Zielgruppen über die Medien zu fesseln, die sie ohnehin schon nutzen.

Die reine Präsenzschulung wird allein schon aufgrund wirtschaftlicher Gründe weiter zurückgehen. E-Learning wird immer stärker als eine Methode neben anderen Lernformen eine gleichberechtigte Rolle spielen - als Integrationsbaustein sogar die entscheidende - , und das nicht nur in der beruflichen und privaten, sondern vor allem auch in der institutionellen Bildung. Hieraus können sich neue Chancen für die Branche und die Bildung in Deutschland ergeben. (hk)

Netzgestützte Weiterbildung für Bodensee-Mittelstand Im Bodenseeraum sind viele Handwerksbetriebe dabei, sich zu kleinen und mittleren Unternehmen zu entwickeln. Daraus entsteht die Notwendigkeit, die neuen Medien in die Vermarktung und Weiterbildung zu integrieren. Unterstützung erhalten die Unternehmen hierbei von der Gewerbeakademie Konstanz, dem Bildungsanbieter unter dem Dach der örtlichen Handwerkskammer.

 Um den Betrieben ein umfassendes Informations- und Kommunikationssystem mit integrierten Möglichkeiten für netzgestützte Qualifizierung zur Verfügung zu stellen, entschied sich die Gewerbeakademie, gemeinsam mit einem Partner eine umfassende Portallösung zu erstellen. Seit Ende 2003 ist nun das Gemeinschaftsportal "KMU-Online" in Betrieb. In gestaffelten Paketen bietet es zahlreiche Leistungen: Die Unternehmen können ihre Internet- oder Intranet-Auftritte direkt auf der Plattform von KMU-Online selbst betreiben und bearbeiten oder auch die Gewerbeakademie damit beauftragen. Über die Plattform stellt die Gewerbeakademie Konstanz Online- und Präsenzschulungen bereit. Unternehmen können diese entweder direkt nutzen oder einen eigenständigen Mandanten des Lern-Management-Systems buchen, um die Angebote an interne Gegebenheiten anzupassen oder hausinterne Präsenzseminare zu verwalten. Für einen branchen- oder innungsinternen Kommunikationsaustausch können in einem nächsten Schritt Foren eingerichtet werden, welche die Gewerbeakademie je nach Wunsch mit aktuellen Inhalten und Newslettern bestückt. Das Interesse der Unternehmen an "KMU-Online" ist groß. "Dank der bis Herbst 2005 laufenden EU-Förderung können wir bei Bedarf kostenfreie Schnupperphasen anbieten", so Walter Kempf, Projektleiter der Gewerbeakademie Konstanz