IT in der öffentlichen Verwaltung/Kommentar

E-Government unter Kostendruck

13.12.2002
Helga Biesel Redakteurin CW

Viel heiße Luft im virtuellen Rathaus! Dieser Spott vom vorigen Jahr trifft nicht mehr allzu oft, schaut man sich vorurteilslos die vielen IT-Initiativen, -Pilotprojekte oder auch realisierten Web-basierenden IT-Projekte der öffentlichen Hand an (Seite 38). Auch wenn exakte Kosten-Nutzen-Analysen in den meisten Fällen nicht vorliegen - Pilotprojekte sind nun einmal häufig experimentell -, die Länder- und Bundesbehörden sind dabei, ihre organisatorischen und technologischen Hausaufgaben zu machen - doch mit welchem Return on Investment? Landes- und Bundesrechnungshöfe haben ein scharfes Auge auf die "öffentlichen" IT-Verantwortlichen, die erst kürzlich wieder in ihr Blickfeld geraten sind - allerdings in der Regel wegen überfälliger Migrationsprojekte und Altlasten aus Prä-Internet-Zeiten (siehe CW 49/02, Seite 1).

So viel Reformbedarf war nie! Da wundert es nicht, dass sich die Vertriebsbeauftragten der großen Hersteller und Systemhäuser, aber auch die hiesigen

McKinseys die Klinken der Ministerien und Rathäuser in die Hand geben. Neueste Technologien sind gefordert. Und die Budgets stehen - anders als in der privaten Wirtschaft - trotz aktuell leerer Kassen meist schon längerfristig fest. Diese relative Planungssicherheit macht die Projekte gerade jetzt besonders attraktiv (Seite 42).

E-Procurement (Seite 38) und E-Learning (Seite 40) ragen sowohl unter dem Kosten- als auch unter dem Akzeptanzgesichtspunkt heraus. Für Beamte und andere Staatsdiener werden gerade diese Applikationen zu alltäglich genutzten Tools werden. Und auch die Umstellung von der Kameralistik auf die doppelte Buchführung (Seite 36) dürfte langfristig viele Freunde in den Behörden finden. Denn via IT verifizierbare Kosteneinsparungen und eine neue Transparenz der Entscheidungswege im Beschaffungswesen könnten den Rechnungshöfen einigen Wind aus den Segeln nehmen.