Zunehmend kritische Nutzer

E-Government - die Ansprüche steigen

19.05.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

De-Mail kommt nicht richtig an

Die fälschungssichere, also von den Behörden abgesegnete E-Mail-Übermittlung ("De-Mail") genießt demgegenüber weniger Akzteptanz. Trotz der breit gefächerten Werbemaßnahmen zur Einführung im Frühjahr 2011 gaben aktuell 30 Prozent der deutschen Studienteilnehmer an, De-Mail gar nicht zu kennen. Und fast jeder zweite (46 Prozent) der Befragten lehnte die Nutzung eines solchen Service rundheraus ab. Derzeit haben zehn Prozent der deutschen Online-Nutzer ein De-Mail-Konto, weitere zwölf Prozent könnten sich dafür erwärmen. Auch die Online-Funktionen des seit Ende 2010 erhältlichen neuen Personalausweises sind in der deutschen Bevölkerung nicht sehr beliebt: Im Jahr 2013 hätten sie theoretisch von 27 Prozent der Studienteilnehmer genutzt werden können. Tatsächlich machten aber nur sechs Prozent von den Möglichkeiten Gebrauch.

Ein plausibler Grund für die zögerliche Nutzung ist das mangelnde Vertrauen in die Sicherheit der Daten. Die Furcht vor Datendiebstahl ist in allen Ländern "nach oben geschnellt", so die Studie: Konkret sei dieses Motiv um 28 bis 59 Prozentpunkte stärker bewertet worden als im Jahr zuvor. Zu einer Sensibilisierung der Bürger hätten nicht nur die NSA-Affäre, sondern auch die bekannt gewordene Weitergabe von Nutzerdaten aus sozialen Netzwerken wie Facebook geführt.

Mobile Government noch im Aufbau

Möglicherweise sind Sicherheitsbedenken auch der Grund dafür, dass sich "Mobile Government" in Deutschland erst langsam durchsetzt. Nur 27 Prozent der Befragten halten es für "äußerst wichtig", Behördengänge mit dem Handy erledigen zu können. Sie werden derzeit weitgehend enttäuscht. Cornelia Rogall-Grothe, die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, räumt ein: "Es ist ein deutlicher Rückgang der E-Government-Nutzung bei jungen, gut ausgebildeten Männern zu verzeichnen", also bei der Gruppe, die das Internet vermehrt mobil nutze. Denn: "E-Government-Angebote sind in der Regel noch nicht mobil verfügbar."

Die behördlichen Services werden sich wohl oder übel auf die Erwartungen der durch Unternehmensangebote verwöhnten Nutzerschaft einstellen müssen. Darüber hinaus ist es laut Rogall-Grothe unbedingt notwendig, Maßnahmen zu Cyber-Sicherheit und Datenschutz im E-Government "erheblich" zu stärken, "um Vertrauen zu erhalten beziehungsweise verlorenes Terrain zurückzugewinnen".

Die Pläne des IT-Rats

Im Herbst vergangenen Jahres verabschiedete der "IT-Planungsrat", dem die IT-Verantwortlichen aller Bundesländer und die IT-Beauftragte des Bundes, Cornelia Rogall-Grothe (Foto), angehören, eine Strategie zu elektronischen Identitäten. Sie soll nun praktisch umgesetzt werden.Neben der Online-Ausweisfunktion und De-Mail ist geplant, ein "digitales Bürgerkonto" und leicht zu nutzende Verschlüsselungsinstrumente zu entwickeln. Zudem treibt die Bundesregierung das Programm "Digitale Verwaltung 2020" voran. Dazu will der IT-Planungsrat aus seiner föderalen Sicht heraus Maßnahmen zu Themen wie "unternehmensfreundliche Verwaltung" und konsequent vereinfachte Behördenkontakte ("One-Stop-Agency") vorschlagen.