Gastkommentar

E-Business: Miles & Junkmail

22.12.2000
Eitel Dignatz, Unternehmensberater und Inhaber von Dignatz Consulting, München

Toysmart hat''s vorgemacht, und Amazon.com zieht nach: Die Geschäftsbedingungen des Buchversenders rücken neuerdings auch den Handel mit Kundendaten in den Bereich des Möglichen. Verklausuliert zwar, doch juristisch eindeutig legt die Privacy Notice in der Rubrik "Busi- ess Transfers" fest, dass auch Kundendaten verkauft werden können, wenn es Amazon beliebt. Und der Kunde, was Wunder, stimmt diesen Bedingungen automatisch zu, indem er die Amazon-Website für Bestellungen nutzt. Da kann es kaum beruhigen, wenn eine Unternehmenssprecherin verkündet, ein solcher Datenhandel sei gegenwärtig nicht geplant.

Das Problem betrifft auch andere Formen des E-Business. Nur die Gnade der fehlenden Presse-Berichterstattung hat bisher verhindert, dass die Lufthansa mit ihrem Miles & More-Programm in die Schusslinie geriet. Die Kranich-Linie nämlich treibt bei ihrem Vielfliegerprogramm kräftig Datenhandel mit ihren Star-Alliance-Partnern.

"Datenabgleich" nennt man dies beschwichtigend, wenn der Kunde ausnahmsweise nachfragt. Natürlich kann er diesem Handel widersprechen, doch Verdacht schöpft nur, wer die Miles & More-Bedingungen penibel unter die Lupe nimmt. So dürfte Business-Kunden dank der Werbeflut in Briefkasten und E-Mail-Postfach die Lektüre selbst auf Langstreckenflügen kaum ausgehen. Wer seine E-Mail-Adresse innerhalb bestimmter Fristen übermittelt, bekommt gleich tausend Prämienmeilen extra.

Formal tut die Airline zwar nichts Illegales, denn mit seiner Unterschrift hat der Kunde den AGBs schließlich zugestimmt. Doch der Akzeptanz von E-Business hat die Lufthansa damit ebenso wie Amazon einen weiteren Bärendienst erwiesen.