iSuppli-Prognose

E-Books lassen Buchverlage bluten

02.05.2011
Von pte pte
Nicht nur aufgrund des Desinteresses bei den Lesern zeigen die deutschen Verlage womöglich zurecht Zurückhaltung im E-Book-Markt.

So schrumpfen ihre Umsätze gerade wegen des neuen Mediums digitales Buch, wie die Marktforscher von iSuppli vorhersagen. Um das Geschäft im deutschen Sprachraum anzukurbeln, hat Online-Händler Amazon den Kindle hierzulande erst vor wenigen Tagen gestartet. Dabei ist die Nachfrage seitens der Leser noch niedrig. Selbst im Top-E-Reader-Markt USA schaffen es die digitalen Werke aber nicht, die Ausfälle bei gedruckten Büchern zu kompensieren.

"Wir erleben gerade, wie sich ein neuer Markt formiert", sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, auf Anfrage von pressetext. Der überwiegende Teil der Bücher werde auch in den nächsten zehn Jahren noch in gedruckter Form vorliegen. "Es geht nicht um die Ablösung bewährter Publikationsformen, sondern um eine Ergänzung mit neuen Formaten", so Skipis. "Print und Digital werden je nach Lesesituation nebeneinander Bestand haben."

In der Hoffnung auf steigende Umsätze werden Verlage und Buchhandel künftig zunehmend in die Digitalisierung investieren. Dann findet das Angebot wohl auch seinen Weg zu den Lesern. Laut Stiftung Warentest zählen derzeit aber erst neun Prozent der deutschen Verbraucher zu den potenziellen E-Book-Käufern. Einige Verlage setzen dennoch auf das neue Format. "Ein Großteil derer, die keine E-Books anbieten, wollen dies in den kommenden Jahren ändern", heißt es.

Dem Büchermarkt versetzt der zunehmende Fokus auf das digitale Geschäft - egal ob in Deutschland oder den USA - laut iSuppli aber einen Dämpfer. Die Verkäufe physischer Titel schrumpfen zwischen 2010 und 2014 um jährlich fünf Prozent. Zwar explodiert der E-Book-Absatz in dem Zeitraum mit plus 40 Prozent regelrecht. Den Experten zufolge macht der Buchhandel die Umsatzausfälle bei gedruckten Werken dadurch aber nicht wett. Insgesamt schmelzen die Umsätze mit elektronischen und physischen Büchern um drei Prozent pro Jahr.

Dem US-Trend folgen die Märkte weltweit, in denen sich E-Reader auf dem Vormarsch befinden. Auf die Industrie kommt laut iSuppli eine ähnliche Zerreißprobe zu wie im Musik- und Filmgeschäft. Ein wesentlicher Grund für die Umsatzlücke der Verlage trotz steigender E-Book-Verkäufe liegt in deren günstigeren Preisen - die elektronischen Titel werden in der Regel um rund 40 Prozent billiger verkauft als gedruckte Werke (Deutschland nimmt hier mit seiner Buchpreisbindung allerdings eine Sonderrolle ein, auch wenn das Konstrukt für E-Books rechtlich noch unklar ist). Vom US-Markt machen die E-Books 2014 etwa 13 Prozent aus - nach drei Prozent 2010 und sechs Prozent 2011. Die gesamten Buch-Umsätze fallen hingegen von 25 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 22,7 Milliarden Dollar in drei Jahren. (pte)