Gute Umsätze und Gewinne trotz wachsender Schadensfälle:

DV- Versicherungen für Anbieter lohnend

20.02.1987

FRANKFURT (vwd) - Wachsende Schadensaufwendungen beklagen die Versicherungen für DV-Anlagen. Nichtsdestoweniger können die sieben Gesellschaften, die den überwiegenden Teil des Marktes unter sich aufteilen, überproportional gute Umsätze und Gewinne verzeichnen.

Neben atmosphärischen Entladungen ist die häufigste Schadensursache menschliches Fehlverhalten. In 80 Prozent der Schadensfälle, so Wolfgang Prell für den größten der deutschen Elektronik-Versicherer, die Münchner Tela Versicherung, ist es der Risikofaktor Mensch, der zum Störfaktor wird.

Etwa 70 Assekuranz-Unternehmen in der Bundesrepublik sind bereit, elektronische Anlagen vom Telefon bis zur DV-Mammutanlage in ihre Verträge einzubeziehen. Von einer Spezialisierung auf den Elektronik-Bereich kann aber nur bei der Tela Versicherung, der Elektra, der Württembergischen Feuerversicherung sowie bei der Albingia, Colonia, Gothear und dem Gerling-Konzern die Rede sein.

Mit über 45 Prozent des auf dem speziellen Marktsegment insgesamt erreichten Prämienvolumens nimmt die Tela innerhalb der Elektronik-Versicherungen eine unangefochten Spitzenstellung ein. Der Kölner Verband der Sachversicherer e.V. bezifferte das Gesamtvolumen für 1986 mit einer halben Milliarde Mark; 235 Millionen davon kann die Tela für sich verbuchen; dazu kommen 100 Millionen Mark, die sie im Ausland akquiriert hat.

Der Marktführer kann im Vergleich zum vorangegangenen Jahr laut Prell, dem dortigen Abteilungsleiter für Zentrale Vertriebsaufgaben, einer Zuwachs von fast sieben Prozent verzeichnen. Axel Oberwinder, Leiter der Schadensabteilung bei der Elektra, gibt das Prämienvolumen seines Unternehmens für das vergangene Jahr mit 82 Millionen Mark und die Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit 9,5 Prozent an. Die Württembergische Feuer will in diesem Jahr - so ihr Elektronik-Experte Roland Breuer - die 30-Millionen-Mark-Grenze überschreiten. Für alle anderen diesem Geschäft beteiligten Gesellschaften bleiben da nur noch etwa 150 Millionen Mark an Marktpotential übrig.

Marktführer sind eng mit Elektronikfirmen verquickt

Knapp ein Drittel der Tela-Geschäfte werden nach Aussagen von Prell mit der Siemens AG abgeschlossen. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, daß Siemens sich zur Hälfte an der Versicherungsgesellschaft beteiligt hat. Auch die beiden anderen der drei Branchenführer unterhalten "geschwisterliche" oder freundschaftliche Beziehungen zu Elektronikherstellern. Die Elektra verdankt zwei Drittel des Geschäftsvolumens ihrer Unternehmensmutter Telenorma; die Württembergische Feuer hat "enge Verbindungen" zur Standard Elektrik Lorenz AG geknüpft.

Trotz der Klagen über stetig steigenden Schadenszuwachs räumen die Sprecher der beiden führenden Versicherungen ein, daß nicht nur die Umsätze, sondern auch die Gewinne ihrer Gesellschaften sich durchaus sehen lassen können. Die Tela mußte 1986 nur zwei Drittel der eingestrichenen Versicherungsbeiträge als Schadensersatzleistungen wiedererstatten. Von 335 Millionen Mark Einnahmen flossen also zirka 200 Millionen an die Kunden zurück. Ihren rund 350 000 Verträgen stehen dabei ungefähr 220 000 Schadensfälle gegenüber; das ergibt eine durchschnittliche Schadenssumme on 900 Mark.

Nur ein Drittel der DV-Anlagen versichert

Wegen unterschiedlicher Versicherungsobjekte fiel das entsprechende Verhältnis für die Elektra noch günstiger aus. Sie mußte bei 165 000 bestehenden Verträgen lediglich für 30 000 Schäden aufkommen. Pro Versicherungsfall zahlte sie im Durchschnitt 800 Mark; das sind insgesamt 24 Millionen Mark.

Die Wachstumsaussichten für den speziellen Elektronikversicherungs-Markt sind rosarot: Prell schätzt, daß

höchstens ein Drittel bis die Hälfte aller elektronischen Anlagen bis jetzt überhaupt versichert sind. Obwohl sich der Elektronikmarkt innerhalb der letzten zehn Jahre um 15 bis 20 Prozent jährlich ausgeweitet habe, seien die Versicherungen in diesem Bereich nur um acht bis neun Prozent gewachsen.