Zusammenarbeit zwischen DV-Revision und Org.DV-Abteilung noch durch Mißtrauen geprägt:

DV-Revisor: Beruf mit Aufstiegschancen

27.08.1982

MÜNCHEN - Nach Ansicht von DV-Experten sollte ein DV-Revisor nicht mehr als dreißig Mitarbeiter in Organisation und Datenverarbeitung "betreuen". Da in deutschen Unternehmen - Größtenteils in der Kredit- und Versicherungswirtschaft - jedoch nur rund 1200 ausgebildete DV-Revisoren tätig sind, besteht momentan eine starke Nachfrage an qualifizierten Fachleuten. Über die Probleme der Zusammenarbeit zwischen Interner Revision und Org./DV-Abteilung berichtet Wolfgang Haschke, Chef der EDV-Controlling Unternehmensberatung GmbH, Heppenheim.

In einem fortschrittlich geführten Unternehmen übt eine Interne Revision konstruktive Kritik aus. Ihre Tätigkeit auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der DV-Revision ist immer mehr beratender Art.

Hierzu ist allerdings erforderlich, daß die DV-Revision genügend fundiertes, praktisches DV-Wissen besitzt. Neben dem Grundwissen in Betriebswirtschaft, Organisation allgemein und Revisionstechnik, das jeder Revisor haben sollte, sind Kenntnisse erforderlich in

- Hardware und Software

- Programmierung (Anfänger),

- Prinzipien und Methoden zur rationellen Softwareerstellung,

- Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) und Prüfprogramme,

- DV-Anwendungsgebiete und

- DV-Spezialgebiete (Datensicherheit, Arbeitsvorbereitung, Job-Accounting).

Nach unseren Erfahrungen sollte ein DV-Revisor etwa zwanzig bis dreißig Personen in der Organisation und Datenverarbeitung "betreuen". Das würde bedeuten, daß in der Bundesrepublik mindestens 6000 DV-Revisoren vorhanden sein müßten. Es sind aber nur schätzungsweise höchstens 1200 gut ausgebildete DV-Revisoren tätig, wovon der größere Teil in der Kredit- und Versicherungswirtschaft sowie bei multinationalen Unternehmen zu finden ist.

Ein guter DV-Revisor besitzt die Kenntnisse eines allgemeinen (klassischen) Revisors sowie die eines DV-Organisators mit mindestens Programmierer-Anfängerkenntnissen. Deshalb gibt es schon eine Reihe von Unternehmen, bei denen DV-Revisoren und DV-Organisatoren im Job-Rotation eingesetzt werden. Das fördert das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit dieser Instanzen zum Nutzen des gesamten Unternehmens und bietet geeigneten Nachwuchskräften die Chance, sich für eine Führungsposition zu profilieren. Manager mit DV- und Revisionskenntnissen werden auf allen Unternehmensstufen zunehmend gesucht.

Weil noch bei zahlreichen Unternehmensleitungen die Skepsis in ihrer Einstellung gegenüber dem Nutzen von DV-Anwendungen überwiegt sowie

- laufend steigender Kapazitätsbedarf an DV-Anlagen und -Personal

- lange Realisierungsdauer und Terminverschiebungen bei DV-Projekten und

- mangelnde Anpassungsfähigkeit laufender Programme trotz hoher Betriebskosten

erhebliche Probleme darstellen, suchen die verantwortlichen Führungskräfte der Organisation und Datenverarbeitung immer mehr beratende Unterstützung bei ihren "DV-Kollegen" in der Internen Revision.

Wir dürfen für die Zukunft nicht übersehen, daß durch die weitgehende Abhängigkeit aller organisatorischer Abläufe von der Datenverarbeitung gleichzeitig eine Risikosteigerung eintritt. Für den Fortbestand eines Unternehmens sind die Funktionsfähigkeit, Ordnungsmäßigkeit, Sicherheit und vor allem die Wirtschaftlichkeit der Anwendungen zu einer Grundvoraussetzung geworden.

Die Aufgabe einer DV-Revision ist deshalb als Teilgebiet der Internen Revision durch Überprüfung und Beratung dazu beizutragen, daß die Softwareerstellung einschließlich Programmpflege und der Rechenzentrumsbetrieb optimal ablaufen.

Kriterien hierzu sind:

- Funktionsfähigkeit und organisatorische Zweckmäßigkeit

- Ordnungsmäßigkeit,

- Sicherheit und

- Wirtschaftlichkeit.

Um diese Forderungen langfristig zu erfüllen, muß die Interne Revision sowie die Organisation und Datenverarbeitung "an einem Strang ziehen" und das auf beiden Seiten noch vorhandene Mißtrauen sukzessive abbauen.