Im Maschinen- und Fahrzeugbau öffnen Softwarekenntnisse viele Türen

DV-orientierte Ingenieure profitieren von Trendwende am Arbeitsmarkt

26.02.1999
Von Helmut Kress Die gute Konjunktur der High-Tech-Unternehmen kurbelt nicht nur den IT-Arbeitsmarkt weiter an, sondern schlägt sich auch im Fahrzeug- und Maschinenbau nieder: Der suchte 1998 um 67 Prozent mehr Fach- und Führungskräfte als noch im Vorjahr. Das ergab die Adecco/EMC-Anzeigenauswertung auf Basis von 40 Tageszeitungen einschließlich der CW .

Zu den Gewinnern im Fahrzeug- und Maschinenbau zählen die DV-orientierten Ingenieure, für die es im vergangenen Jahr 124 Prozent mehr Stellenanzeigen gab. Über sämtliche Branchen gerechnet, nahm das Angebotsvolumen für Ingenieure mit einschlägigen Softwarekenntnissen um 59 Prozent zu.

Die Trendwende am Arbeitsmarkt für High-Tech-Berufe zeichnete sich bereits 1997 deutlich ab. Bis Mitte der 90er Jahre hatten Maschinenbauunternehmen, insbesondere in den Bereichen Werkzeug-, Anlagen- und Sondermaschinen, empfindliche konjunkturelle Einbrüche zu verkraften und darum mit allen Kräften rationalisiert und Personal abgebaut. Neu- und Ersatzeinstellungen gab es kaum. Mit der konjunkturellen Belebung mußte sich der Maschinenbausektor personell verstärken, um seine Marktchancen im Exportgeschäft nutzen zu können.

Eine ähnliche Entwicklung war in der Automobilbranche und ihrer Zulieferindustrie zu beobachten. Die Absatzflaute bis Mitte der 90er Jahre nutzten die Unternehmen zur tiefgreifenden Veränderung ihrer technologischen und organisatorischen Strukturen. Subunternehmen wandelten sich unter dem Druck der Automobilkonzerne zu Systemlieferanten und Logistikpartnern. Sie übernahmen auch Aufgaben in der Produktentwicklung. Dadurch entstanden in der Automobilbranche neue Jobs mit veränderten Anforderungsprofilen.

Die Hälfte der Offerten für Ingenieure mit Softwarekenntnissen bezieht sich auf anwendungsorientiertes Know-how, etwa CAD/ CAM-Kenntnisse, 3D-Anwendungen und Software für CNC-Fertigungstechnologie. Weitere Anwendungen sind die in Produktion und Logistik eingesetzten Planungs- und Dispositionssysteme (PPS), Arbeitsplanung, Terminplanung, Logistik (Just in time) und Materialwirtschaft. Zudem wächst die Bedeutung von Qualitätssicherung (TQM), Beschaffungs-Management und Projekt-Management. Unter dem Vorzeichen verstärkter Rationalisierungsanstrengungen und komplex verzahnter, arbeitsteiliger Organisationssysteme werden diese Anwendungen immer wichtiger.

Neben dem Maschinen- und Fahrzeugbau schreiben auch die Konstruktionsbüros wieder erheblich mehr Stellen aus. Sie profitieren von der hervorragenden Wirtschaftslage des Fahrzeugbaus und der nach wie vor belebten Konjunktur des Maschinenbaus, die zu spürbaren Kapazitätsausweitungen und vermehrten Aufträgen für Subunternehmen führte. Entsprechend hoch war der Personalbedarf der Ingenieurbüros. Sie veröffentlichten im Vergleich zu 1997 um 85 Prozent mehr Stellenangebote für Ingenieure mit den gefragten Softwarekenntnissen - ein Indiz für das Ende des langjährigen wirtschaftlichen Abwärtstrends der Branche.

Allerdings war der Aufschwung mit einem vorangegangenen Strukturwandel verbunden, der sich auch in den Stellenmarktzahlen niederschlägt. Gesucht werden von den Konstruktionsbüros erst seit zwei Jahren in erster Linie Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, Elektro- und Kommunikationstechnik, während die Nachfrage nach Bauingenieuren zurückging. Damit hat sich das Bild seit Beginn der 90er Jahre, als die haussierende Bauwirtschaft einen Nachfrageboom für Bauingenieure auslöste, völlig verändert. Aufgrund der Flaute am Bau und der wieder prosperierenden Fertigungsunternehmen dominiert mittlerweile die Nachfrage nach High-Tech-Spezialisten.

Bereits vom Hochschulabsolventen wird heute Computer-Spezialwissen verlangt. Klassische Ingenieurdisziplinen wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauwesen sind geprägt durch die rechnergestützten C-Techniken (CAD, CNC, CAD/CAM). Der hohe Stellenwert, der diesen Techniken im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie in der Elektrotechnik zukommt, wird in den Anforderungsprofilen offenkundig.

CIM-Systeme, die CAD/CAM, PPS, Materialwirtschaft, Zeitwirtschaft und betriebswirtschaftliche Controlling-Systeme integrieren, werden nicht mehr nur bei Großunternehmen zu finden sein, dort aber weiter ausgebaut und in der gesamten IT-Landschaft des Unternehmens vernetzt werden. Aufgaben, die solche Profile erfordern, sind in ihrer organisatorischen Einbindung und arbeitstechnischen Organisation überwiegend durch Projektorganisation gekennzeichnet. Die Mitglieder dieser Projektteams sind häufig nur formal in die Linienstruktur des Unternehmens eingebunden. Bereichsübergreifend zusammengesetzte Projektteams sind fast die Regel. Hierin steckt die besondere Chance, schnell Fach- und Personalverantwortung übernehmen zu können.

Helmut Kress ist Personal- und Unternehmensberater in Stuttgart.