DV-Jobs im regionalen Vergleich

21.04.1995

Die meisten Stellen gibt es in Hessen - der Osten hofft weiter Unternehmen in Hessen bieten zur Zeit die meisten DV-Jobs an: Von 100 ausgeschriebenen Positionen fuer Manager und Experten waren 18 Offerten an DV-Spezialisten gerichtet, wie aus einer von der COMPUTERWOCHE in Auftrag gegebenen Anzeigenuntersuchung des EMC Medienservice hervorgeht. In Sachsen-Anhalt lag der Anteil demgegenueber bei nur 1,3 Prozent.

"Diese niedrigen Quoten spiegeln allerdings nicht den tatsaechlichen Bedarf von DV-Personal in den neuen Bundeslaendern wider", kommentiert Sigmar Gleiser, Fachbereichsleiter in der Arbeitsmarktinformationsstelle der ZAV, Frankfurt, die geringe Zahl von Stellenangeboten im Osten der Bundesrepublik. "Tatsache ist, dass in den neuen Laendern ein enormer Bewerberdruck herrscht", so Gleiser weiter. Das habe zur Folge, dass sich die personalsuchenden Unternehmen in vielen Faellen Stellenausschreibungen in den Tageszeitungen sparen koennten.

Der ZAV-Berater ist davon ueberzeugt, dass der Osten der Republik den Anschluss an das High-Tech-Zeitalter behaelt, und nennt einige Beispiele: "Der Grossraum Dresden wird sich als Schwerpunkt der Elektronikindustrie entwikkeln. Siemens baut eine hochmoderne Chipfabrik, wo insgesamt etwa 1400 neue Arbeitsplaetze entstehen werden, und das Robotron-Nachfolgeunternehmen CED (Computer Elektronik Dresden) unterstuetzt mit seinen 350 Mitarbeitern die Computerproduktion durch Asserting fuer Escom-Komponenten."

Doch Sachsen sei kein Einzelfall. So bestehe bereits ein Joint- venture eines taiwanischen Unternehmens mit dem Land Thueringen zur Herstellung von PC-Komponenten. Schliesslich werde der Regierungsumzug nach Berlin fuer gesteigerten High-Tech-Bedarf sorgen.

Dass Hessen heute den Spitzenplatz im Stellenmarkt fuer Computerfachleute einnimmt, erklaert sich aus der starken Praesenz sowohl von IT-Anbietern als auch von DV-starken IT-Anwendern. Zur Anbieterseite zaehlen neben DV- und Organisationsberatern, Software- und Systemhaeusern auch Hardwareproduzenten und Buerokommunikations-Unternehmen.

Zusammen veroeffentlichten sie in den untersuchten 33 deutschen Zeitungen von Juli bis Dezember vergangenen Jahres 756 Stellenofferten in Hessen. Das sind 18,3 Prozent aller Angebote fuer Fach- und Fuehrungspersonal in der Region. Im bundesweiten Durchschnitt macht ihr Anteil am gesamten Stellenmarkt demgegenueber nur 8,3 Prozent aus.

Von den IT-Anbietern ragt das Kreditgewerbe als besonders DV- traechtige Branche heraus. Unter diesem Aspekt erklaert sich zusaetzlich, dass Hessen mit seiner Bankenmetropole Frankfurt ueberdurchschnittlich viele DV-Positionen bietet. Relativ haeufig werden Systemanalytiker und Systemingenieure gesucht.

Platz zwei auf der Rangskala der DV-Stellenanbieter nimmt Bayern mit einer "DV-Quote" von 16,5 Prozent ein. Von Beginn des Computerzeitalters an haben sich in und um Muenchen namhafte Hardwarehersteller und vor allem Softwareproduzenten etabliert. Seit der Halbjahreswende 1994 sucht die Softwarebranche, in der in Bayern jede zehnte Position fuer Manager und Spezialisten angesiedelt ist, wieder vehement nach Fachpersonal. Teilweise auch, um in ihrer Funktion als Outsource-Unternehmen die Personalluecken bei den IT-Anwendern zu schliessen, die dem Trend zum Lean Management in den vergangenen Jahren moeglicherweise zu bedenkenlos gefolgt waren.

Der DV-Markt in Hamburg profitiert hingegen vom Bedarf der Versicherungen, die ebenfalls seit jeher gute Kunden der Beraterbranche waren. Insgesamt 156 (5,6 Prozent) von 2680 Stellenofferten in Hamburg stammten von Versicherungsunternehmen. Bundesweit machte der Angebotsanteil der Versicherer bei den Ausschreibungen fuer Fach- und Fuehrungspersonal 3,8 Prozent aus.

Auch in Nordrhein-Westfalen sind die Berater am Stellenmarkt fuer Manager und Spezialisten gut vertreten. Zudem hat sich Duesseldorf als Hochburg der Telekommunikations-Unternehmen entwickelt, einer Branche, die naturgemaess eine besonders hohe Nachfrage nach DV- Spezialisten aufweist. Mitterholzer/hk