Ähnlicher Entwicklungsstand in Frankreich und der Bundesrepublik:

DV-Industrie der Staatshilfe entwachsen

05.12.1980

BONN (gr) - Die Entwicklung und damit auch die Probleme der bundesdeutschen und französischen informationstechnischen Industrie sind auf einem ähnlichen Stand angelangt. Dies kann als Fazit einer Informationsveranstaltung angesehen werden, die die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD), St. Augustin, zur Industriepolitik und Forschung in der Informationstechnik beider Länder veranstaltete.

Die Computerindustrie beider Länder ist der staatlichen Förderung entwachsen. In Frankreich, so erklärte Philippe Sahut d'lzarn, als Direktor beim französischen Industrieministerium zuständig für die Elektronik- und informationsverarbeitende Industrie, hat die Großrechnerindustrie die ihr gesteckten Ziele erreicht. CII-Honey-well Bull erzielte 1980 einen Umsatz von sechs Milliarden Francs und könne damit als wettbewerbsfähig bezeichnet werden. Sie müsse nun ohne staatliche Subventionen auskommen.

Der Einfluß des Staates auf die Rechnerindustrie in der Bundesrepublik läßt sich jetzt wieder mit der Situation vor 1967 vergleichen, als die Computerindustrie ihre Forschungen selbst finanzierte. Es ist Sache der Wirtschaft, so betonte Ministerialdirektor Dr. Fritz Rudolf Güntsch, Bundesministerium für Forschung und Technologie, den Gegenstand der Forschung und Entwicklung zu bestimmen. In drei DV-Programmen habe die Bundesregierung 3,3 Milliarden Mark zum Ausbau einer nationalen Computerindustrie investiert. Siemens biete heute die volle Palette moderner Computer an. Durch die Förderung habe die Industrie den Übergang von der Mechanik auf die Elektronik bei Kleinrechnern und Endgeräten bewältigt. Der Marktanteil inländischer Hersteller in der Bundesrepublik stieg auf rund ein Drittel von etwa 14 Prozent vor Beginn der staatlichen Förderung. Defizite bestünden im Erkennen und Verarbeiten von Mustern wie in den Grundlagen der Systemtechnik. Im Vordergrund der künftigen Förderung steht nach Angaben von Güntsch die Weiterentwicklung der technischen Kommunikation, neue Techniken der Software-Entwicklung sowie, allerdings nur am Rande, die Untersuchungen der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Informationstechnologien.

Die französische Politik charakterisiert Sahut d'Izarn durch selektive Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Öffnung neuer Märkte für die französische Informatik-lndustrie. Um diese Ziele zu erreichen, werden im laufenden Fünfjahresplan (bis 1982) Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ausgebaut, eine zumindest auf dem nationalen Markt wettbewerbsfähige Industrie in ihrer Produktionskapazität erweitert und Maßnahmen zur Annäherung von Anwendern und Herstellern gefördert.