Untersuchung in Österreich nimmt Office Automation unter die Lupe (Teil 1):

DV im Büro steigert die Zufriedenheit

16.09.1988

Die COMPUTERWOCHE übernimmt diesen Artikel aus der Zeitschrift "Information Management", Praxis, Ausbildung und Forschung in der Wirtschaftsinformatik, Heft 3/88, eine Publikation der CW-Publikationen, München. Der Autor Dr. Wolfgang Tritremmel überschrieb ihn "Stand der Mikroelektronik in Büro, Verwaltung und Dienstleistung". Er erscheint in leicht gekürzter Form in drei Folgen. Weitere Beiträge in der Ausgabe "Information Management" 3/88 befassen sich unter anderem mit der Informationssysteme-Entwicklung, Informations- und Technologie-Management sowie den Impressionen einer Japanreise zu Erkenntnissen über Informationsmanagement.

Zufriedenheit mit der Arbeit und dem Computer gehören künftig zusammen. Eine Umfrage in Österreich über den Stand der Büroautomatisierung zeigt nämlich: Die Qualifikationen der Mitarbeiter verbreitern sich, radikale Einsparungseffekte dagegen verschwinden.

In der österreichischen DV-Landschaft findet seit vier Jahren ein Technikschub statt. Eine Mitgliederbefragung der Vereinigung Österreichischer Industrieller aus dem vergangenen Jahr weist seit 1984 aus, daß alle DV-Anwendungsformen deutlich zunahmen.

Dabei kam es kaum zu dem befürchteten personellen Abbau. Fast zwei Drittel der Unternehmen verzeichneten keine Veränderungen der Belegschaften. Vier Prozent der insgesamt über 500 Rückläufe melden in Verwaltungs- und Dienstleistungsbereichen sogar gestiegene Mitarbeiterzahlen.

Qualifikation steigend

Die Polarisierungsthese im Zusammenhang mit den Qualifikationen kann nun klar als unrichtig bezeichnet werden.

Bei 57 Prozent der Unternehmen führt der Technikeinsatz zu höheren Qualifikationen (vergleiche Abbildung 1). Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, daß sich keine qualifikations-mäßigen Veränderungen ergeben haben. Tendenziell geringeren Qualifikationsbedarf melden bei Männern nur ein Prozent und bei Frauen nur drei Prozent der Unternehmen. Die Qualifikationen werden überwiegend am Arbeitsplatz vermittelt (73 Prozent) gefolgt von der Spezialausbildung in den Lieferunternehmen der Maschinen beziehungsweise Systeme (48 Prozent). Eine Spezialausbildung im eigenen Unternehmen erfolgt in 35 Prozent der befragten Unternehmen sowie zu 24 Prozent in Aus- und Weiterbildungseinrichtungen. Elf Prozent der Unternehmen mußten um die erforderliche Qualifikation zu erhalten, eine Neueinstellung von Spezialisten vornehmen. Eine Spezialausbildung im Ausland wird von acht Prozent der Unternehmen durchgeführt (vergleiche Abbildung 2). Diese Entwicklung ist auch ein Grund dafür, daß heute die überwiegende Mehrheit (57 Prozent) der Unternehmen die berufliche Qualifikationsplanung in die Planung zum Mikroelektronikeinsatz integriert haben.

Interessant ist die Antwort auf die Frage nach der Einschätzung der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter im Zuge des Mikroelektronikeinsatzes. Viel deutlicher als im Jahr 1984 stellen die Unternehmer und Führungskräfte eine steigende Arbeitszufriedenheit fest (1987: 64 Prozent, 1984: 44,3 Prozent). Ein Drittel hält die Arbeitszufriedenheit für unverändert. Eine sinkende Arbeitszufriedenheit wird nur von einem Prozent der Antwortenden festgestellt (vergleiche Abbildung 3).

Erstmals wurde auch erfragt, ob ein Unterschied bei der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter zwischen der Einführungsphase und der "Routinephase" feststellbar ist. Unabhängig vom Geschlecht der Mitarbeiter haben die Antwortenden zu jeweils mehr als der Hälfte die Erfahrung gemacht, daß die Arbeitszufriedenheit in der Einführungsphase geringer war als nachher. Keine Unterschiede stellen jeweils mehr als ein Drittel der Befragten fest. Nur um sechs Prozent der Unternehmer und Führungskräfte beobachteten in der Einführungsphase eine größere Arbeitszufriedenheit als nachher. Das Argument, wonach die Mitarbeiter in der Veränderungsphase eher "euphorisch" an die neue Technik herangehen und dann die "Ernüchterung" eintrete, ist damit obsolet. Auch die Behauptung, daß durch den Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnik die zwischenmenschliche Kommunikation oder die sozialen Kontakte "verarmen", hat nach den vorliegenden Ergebnissen keine praktische Grundlage. Drei Viertel der Befragten stellen in diesem Bereich keine Veränderung fest. l5 Prozent der Unternehmen konstatieren sogar eine Zunahme der Kommunikation und der sozialen Kontakte. Nur in sieben Prozent der Unternehmen (die noch genauer untersucht werden) werden verringerte Kontakte festgestellt.

(wird fortgesetzt)

4. Europäischer CSE-Kongreß für Informations-Management

Zur Praxis des Informations-Management zeigen DV-Praktiker an Anwendungsstandards, ISDN, Corporate Electronic Publishing (DTP und CD-ROM) sowie Endbenutzerwerkzeuge in der Anwendung, was State of the Art ist. Ort und Termin: Der 4. Europäische COMPUTERWOCHE-CSE-Kongreß für Informations-Management und Büro-Systeme am 27. und 28. September 1988 in München. Experten von Lufthansa, BMW und Ciba-Geigy sowie MBB und dem Springer Verlag und anderen DV-Großanwendern demonstrieren vorbildliche Lösungen für die Implementierung mitarbeitergerechter Informationssysteme zur vorsprungorientierten Informationsverarbeitung.

Informationen: CW-Publikationen, Rheinstraße 28, 8000 München 40,

Telefon 0 89/ 3 60 86-1 66 oder -1 69, Frau Susan Gotwalt.