DV-Hersteller organisieren sich in Biotopen Diebold-Prognose: Der IT-Markt wird von unten her aufgemischt

29.10.1993

MUENCHEN (ciw) - In Zukunft werden nur noch die Unternehmen den IT- Weltmarkt beherrschen, die eigene Standards und Architekturen durchsetzen koennen. Diese Auffassung vertrat Diebold- Geschaeftsfuehrer Gerhard Adler auf der traditionellen Pressekonferenz der Muenchener Messegesellschaft (MMG), wo er die Einschaetzung seines Hauses zur Entwicklung der Branche erlaeuterte.

Adler hielt an seiner Prognose vom Juli dieses Jahres fest, in der er dem deutschen IT-Markt fuer 1993 ein Nullwachstum voraussagte und erst fuer 1995/96 wieder Steigerungsraten von sieben bis neun Prozent in Aussicht stellte. 1993 sei das erste Jahr, in dem der Gesamtmarkt - inklusive der TK-Dienste sowie der Elektronik in Geraeten und Anlagen - mit zwei bis vier Prozent schneller zulege als der IT-Kernbereich.

Prinzipiell gelte, so Adler weiter, dass der "Markt von unten aufgemischt" werde. "Die Mainframe-Shops sind gesaettigt. Dagegen treiben Client-Server-Konzepte, Workstations, LANs, PCs und die Personal Digital Assistants den Markt", erklaerte er.

Durch den Wegfall der "Ordnungsmacht IBM" sei es fuer Anwender ausserdem sehr viel schwieriger geworden. "Go easy, go IBM" gelte nicht mehr. "Der bisher gueltige Massstab, der Preisschirm, das Ruhekissen und teilweise auch das Feindbild sind mit der Schwaechung der IBM verlorengegangen", sagte Adler.

Seiner Meinung nach werden kuenftig die Unternehmen den Weltmarkt beherrschen, die aus dem "Kampf um Architekturen und Standards als Sieger hervorgehen". Gerade weil in einer Welt offener Systeme die Integration gewaehrleistet werden muesse, wachse Standards als Ordnungsfaktor eine grosse Bedeutung zu. Allerdings seien das in den seltensten Faellen von Normungsgremien entwickelte Standardisierungen. "Standards werden ueber Produkte transportiert und weltweit durchgesetzt", betonte der Diebold-Chef.

Allerdings koenne kuenftig kein Anbieter mehr alle Beduerfnisse seiner Kunden abdecken. "Jeder, der einen Alleingang machen will, ist zum Scheitern verurteilt. Am gefaehrdetsten sind die Player, die eine zu breite Angebotspalette haben. Die haben Groesse, ohne die daraus normalerweise resultierenden Kostenvorteile nutzen zu koennen", prophezeite Adler. Deshalb werde es zu weiteren strategischen Allianzen, "virtuellen" Unternehmen und branchenuebergreifender Koevolution kommen. Um bestimmte Kristallisationspunkte herum wuerden sich Unternehmen in "Biotopen" ansiedeln und die vorhandenen Kernprodukte ergaenzen.