Zahl der Inlandsbestellungen steigt wieder:

DV-Handelsbilanz nahezu ausgegliche

23.10.1987

FRANKFURT (vwd) ñ In die Minuszahlen geraten ist die deutsche informations- und kommunikationstechnische Industrie nach Jahren ständiger Aufwärtsentwicklung Ursache dafür sind Währungsveränderungen und ein eingetretener Preisverfall auf breiter Front. Lediglich einige wenige große deutsche Anbieter konnten bei dieser Talfahrt aussteigen.

Nach Angaben des Vorsitzenden des ZVEI-Fachverbandes Informations- und Kommunikationstechnik Werner Poschenrieder (Siemens), ist der Produktionswert der Branche im ersten Halbjahr 1987 um 3,6 Prozent auf 14,5 Milliarden Mark und der Umsatz sogar um 7,6 Prozent auf 15,6 Milliarden Mark zurückgegangen. Dabei sank der Umsatz bei DV-Erzeugnissen um 7,1 Prozent auf 7,6 Milliarden Mark und in der Kommunikationstechnik um 8 Prozent auf 8 Milliarden Mark.

Als Gründe nannte Poschenrieder neben den Währungseinflüssen, die bei DV-Geräten zu einem Umsatzrückgang im Export um 6,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Mark führten, vor allem den enormen Preisverfall, der bei PCs und Bildschirmen "dramatische formen" angenommen habe. Dennoch habe die Branche ihre Handelsbilanz im ersten Halbjahr 1987 mit Ein- und Ausfuhren in der Größenordnung von jeweils 7,6 Milliarden Mark wieder nahezu ausgeglichen gestalten können. Der Einfuhrüberschuß von 950 Millionen Mark bei DV-Geräten wird dabei durch den Ausfuhrüberschuß in der Kommunikationstechnik in Höhe von einer Milliarde Mark kompensiert.

Trotz der Einbrüche in den ersten sechs Monaten bleibt Poschenrieder bei einer optimistischen Grundeinschätzung. Vor allem habe die Informations- und Kommunikationsbranche inzwischen die Anpassung an die niedrigen Dollarkurse hinter sich gebracht, so daß das "Auslandsgeschäft nicht mehr länger eine offene Flanke ist". Zum anderen sei im Inland wegen des hohen Prozentsatzes an Klein- und Mittelbetrieben noch ein beträchtliches Marktpotential für DV- und Kommunikationsprodukte gegeben. Der Auftragseingang in der Branche ging ñ mit Schwergewicht im Ausland ñ insgesamt im ersten Halbjahr um 8,3 Prozent zurück. Die ebenfalls schwachen Inlandsbestellungen bei DV-Produkten stiegen im zweiten Quartal des Jahres bereits wieder um 7,3 Prozent an.

Poschenrieder glaubt, daß die Industrie die Minusraten für das Gesamtjahr 1987 durch ein zweites besseres Halbjahr noch auf vier bis fünf Prozent beim Umsatz und auf etwa drei Prozent beim Auftragseingang reduzieren kann. Der Personalbestand hat sich 1987 bisher nochmals um knapp 4000 auf 211 000 Mitarbeiter erhöht, wobei fast ausschließlich in der DV und in der Forschung und Entwicklung aufgestockt wurde.