Mit PC-Schulung wollen Unternehmen Weiterbildungskosten senken

DV-gestützter Unterricht dient als Baustein in der Fortbildung

01.11.1991

Um die Kosten der innerbetrieblichen Weiterbildung nicht ausufern zu lassen, überlegen sich Unternehmen, computerunterstützten Unterricht einzuführen. Er eignet sich vor allem für den Erwerb von Grundlagenkenntnissen und das Trainieren von bereits vorhandenem Know-how. Allerdings können, so die Auffassung von Felicitas Albers und Peter Becker

*, DV-Lernprogramme den klassischen Unterricht nicht ersetzen.

Angesichts der wachsenden Bedeutung der Aus- und Weiterbildung sowie knapper personeller, zeitlicher und finanzieller Ressourcen bietet der Einsatz computergestützter Lernsysteme zum Zwecke des Selbststudiums wesentliche Vorteile: - Die PC-gestützte Schulung kann am Arbeitsplatz in der gewohnten Arbeitsumgebung erfolgen. - Der Zeitpunkt der Schulung läßt sich flexibel in die zeitlichen Dispositionen des Betriebes und des Lernenden einbinden. - Der zeitliche Lernfortschritt und die Lernkontrolle erfolgen nach den individuellen Erfordernissen des Lernenden. - Kosten und zeitliche Restriktionen, die aus dem Einsatz von Dozenten und der Disposition von Schulungsräumen bei traditioneller Kursdurchführung entstehen, entfallen beim Einsatz computergestützter Lernprogramme. Ihnen sind die Entwicklungskosten dieser Systeme gegenüberzustellen. Ausgerichtet auf den konkreten Anwendungsfall

Computerunterstützte Lernprogramme stellen eine besondere Form von interaktiven Anwendungsprogrammen dar: Sie werden in Abhängigkeit von didaktisch-pädagogischen Anforderungen eines Themas oder einer Zielgruppe erstellt und auf den konkreten Anwendungsfall ausgerichtet. Einfachste Vertreter dieser Programme sind zum Beispiel Tutorials, die in eine Reihe von PC-Softwareprodukten einfuhren. Sie sind aufgrund Ihres engen Themengebietes und der geringen Nutzung von darstellenden und animativen Elementen jedoch nicht typisch.

Das gleiche gilt für interaktive Videoprogramme, bei denen die Verarbeitung von Eingaben auf das Suchen der gewünschten Bildnummern beschränkt ist. Ein computerunterstütztes Lernprogramm im engeren Sinne beinhaltet einen umfangreichen interaktiven Lernteil, grafische und animative Elemente sowie möglicherweise Bewegtbilder, Standbilder und Sprechertexte, die - auf einer Bildplatte gespeichert - den Lernstoff audiovisuell aufbereiten und zur Anschaulichkeit beitragen. Zudem sollten computerunterstützte Lernprogramme in ein Register verfügen, um ein schnelles Nachschlagen von Sachinhalten und einen gezielten Einstieg in ein Themengebiet zu ermöglichen.

Wie sind nun computerunterstützte Lernprogramme aufgebaut? Das computerunterstützte Lernprogramm kann in eine Lernumgebung eingebettet sein, die einen leichten, benutzerfreundlichen Start des Lernsystems (einschließlich der Identifikation des Lernenden) und die Auswahl des gewünschten Lernprogramms ermöglicht.

Am Anfang eines jeden Lernprogrammes sollten das Lernziel, die Lerninhalte und dauer des gewählten Kurses genannt werden, damit der Lernende weiß, ob er das richtige Thema gewählt hat und ob er über aus reichend Zeit verfügt.

Das gleiche gilt für die einzelnen Kapitel des Kurses und - sofern es sich um lange Abschnitte eines Kapitels handelt - auch für die einzelnen Segmente. In den Kapiteln sind jedem fall Grafiken zur Veranschaulichung und Fragen zur Lernzielkontrolle enthalten, eine audio-visuelle Unterstützung ist möglich und sinnvoll.

Lösungen, Hilfen, Glossar und Register sind selbstverständliche Bestandteile eines Lernprogramms und bedürfen keiner weiteren Erläuterung.

Nach dem Durcharbeiten des Kurses wird wieder in die Lernumgebung verzweigt, um ein ordnungsgemäßes Ende des Kurses zu erreichen und eventuell dem Lernenden ein Zertifikat über seine Leistungen im Lernprogramm oder auch eine kurze Zusammenfassung (Text und Grafiken) ausdrucken zu können.

Der Entwicklungsprozeß eines Lernprogramms durchläuft alle Stufen der traditionellen Anwendungsentwicklung in erheblich kürzerer Zeit. Gemeint sind: - Voruntersuchung, - Projektdefinition, - Entwicklung eines Grobkonzeptes, - Entwicklung eines Feinkonzeptes, - Realisierung des Lernprogramms, - Test des Lernprogramms, - Feinanpassung des Lernprogramms sowie - Pflege des Lernprogramms.

Als Instrumente zur Lernprogrammentwicklung stehen Autorensysteme und Autorenansprachen zur Verfügung. Diese haben einen unterschiedlichen Leistungsumfang und Bedienungskomfort.

Als Fazit kann festgehalten werden: - Computergestützte Lernprogramme stellen für Unternehmen aller Größen interessante Möglichkeiten zur Mitarbeiterqualifikation dar. - Für mittelständische Firmen ist insbesondere das Angebot an Standardlernprogrammen interessant, um die hohen Entwicklungskosten zu vermeiden. - Für große Unternehmen mit dezentralen Werken, Niederlassungen und Lagern stellt auch die Eigenentwicklung von Lernprogrammen eine in die Überlegungen zur Personalentwicklung einzubeziehende Alternative dar, um unternehmensindividuelle Problemstellungen unter den Gesichtspunkten der Aktualität und der Corporate Identity zu bearbeiten. Dennoch: Computerunterstützte Lernprogramme sind kein genereller Ersatz für andere Schulungen. Zur Bildung von Grundlagen, für aktuelle Problemstellungen und zum Training erworbener Fähigkeiten sind sie gut geeignet und sichern damit nicht zuletzt auch den Lernerfolg des Klas???unterrichts. __________

*Dr. Felicitas Albers und Peter Becker sind Projektleiter Schulung der Schumann Unternehmensberatung AG in Köln.