DV-Geschichte(n) von 1974 bis 1999

DV-Geschichte(n) von 1974 bis 1999 Cray-1: Supercomputer in Form eines Designersofas

05.03.1999

Die Nachfrage hätte fast den Anbieter ruiniert. Zu diesem Phänomen entwickelte sich im Jahr 1974 einer der ungewöhnlichsten Wettbewerbe in der Geschichte der DV-Industrie. Hauptakteur war eine Firma, die bis dahin noch keinen einzigen Computer gebaut hatte: Cray. Deren Gründer, Seymour Cray, galt als einfach genial. Diesen Ruf hatte er sich bei der Control Data Corp. als Chefentwickler eines neuartigen Volltransistor-Computers erworben, des CDC 6600, der als erster Supercomputer gilt.

Im Frühjahr 1974 stand seine inzwischen gegründete Firma vor dem Debüt ihres eigenen Supercomputers voller Innovationen. Es war ein Vektorrechner auf Basis von integrierten Schaltkreisen auf Siliziumchips. Sehr effiziente Speichernutzung und ein vereinfachter Befehlssatz brachten einen Performance-Sprung, auf den vor allem die US-Atombombenbauer schon warteten. Die für US- Atomforschungszentren zuständige Energy Research and Development Administation hatte sofort Mittel für eine Cray-1 bewilligt.

Doch jetzt kam es zwischen den Lawrence Livermore Laboratories und dem Los Alamos National Laboratory zum Prestigestreit um den stärksten Rechner der Welt. Sie blockierten sich gegenseitig - und damit Crays Finanzmittel. Schließlich stellte Cray beiden Forschungszentren eine Cray-1 hin, "zum Testen". Sie gaben den letztlich 7,5 Millionen Dollar teuren Superrechner in Form eines runden roten Designersofas nicht wieder her. Vier Jahre später kaufte das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München die erste Cray-1 Deutschlands.