Bürozentrum Reinach:

DV-Arbeitsplätze für Behinderte

20.06.1981

BASEL (sg) - Das 1975 in Reinach eröffnete Wohn- und Bürozentrum für Gelähmte stellt als gleichzeitig kommerzielles Unternehmen und Behinderten-Zentrum, zumindest für die Schweiz, ein wohl bislang einmaliges Gebilde dar. Getragen von einer 1969 gegründeten Stiftung hat sich das konfessionell und politisch neutrale Bürozentrum als Dienstleistungsbetrieb bislang hervorragend behauptet.

An dieser Entwicklung hat der praktisch seit Inbetriebnahme bestehende Servicebereich "Elektronische Datenverarbeitung" maßgeblichen Anteil. Dabei gilt es zu beachten, daß die Kunden des Bürozentrums nicht etwa aus sozialen, karitativen oder ähnlichen Gründen dieses EDV-Angebot in Anspruch nehmen, sondern weil ihnen hier eine gefragte Dienstleistung zu einem fairen Preis und gleichbleibend guter Qualität geboten wird.

Die Elektronische Datenverarbeitung im Bürozentrum, ausgestattet mit einem bis auf 16 Bildschirmarbeitsplätze voll ausgerüsteten System 74 Key-Batch der Data 100 AG, bietet denn auch ein vollständiges, von der reinen Datenerfassung über Adreßverwaltung bis zur Programmierung reichendes Angebot an Dienstleistungen. Hauptanwendungs-Bereiche sind das Bestellwesen, die Buchhaltung, Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Kalkulation, Statistik sowie Textverarbeitung und Werbung. Letztere mit Schwerpunkt Adreßverwaltung.

Gerade der Bereich "Textverarbeitung, Werbung und Adressverwaltung" erfreut sich bei einer zunehmend größeren Anzahl von Kunden des Bürozentrums besonderer Beliebtheit. Denn für die speditive Erledigung von Aufträgen aus diesem Bereich ergeben sich im Sinne eines Full-Services, neben dem Einsatz der EDV, auch noch Möglichkeiten des Einsatzes anderer Leistungsträger wie der Druckerei und Spedition.

Daß es bei alledem nicht immer gerade einfach ist, sich den wechselnden Anforderungen der aus den verschiedensten Wirtschaftskreisen sowie der Verwaltung stammenden Kunden anzupassen, ist unter spezieller Berücksichtigung der Tatsache, daß es sich beim Bürozentrum um ein von Behinderten betriebenes Dienstleistungs-Unternehmen handelt, mehr als verständlich.

Denn anders als die Mitarbeiter in einem x-beliebigen Unternehmen, in dem über Monate und Jahre hinweg immer die gleichen Belege und Vorgänge zu verarbeiten sind, sehen sich die Behinderten im Bürozentrum fast täglich neuen Erfassungs- und Verarbeitungsproblemen gegenübergestellt. Ein hoher Auslastungsgrad des EDV-Systems sowie laufende programmtechnische Anpassungen an neue Anforderungen sind die logische Konsequenz dieser Aktivitäten.

Zudem gilt es auch, ohne eigentliche Datenschutzgesetzgebung darauf zu achten, daß dem Datenschutz bei den meist vertraulich zu behandelnden Aufträgen im Bereich der Datenerfassung und -verarbeitung optimal Rechnung getragen wird. Kunden aus dem benachbarten Ausland, etwa der Bundesrepublik Deutschland, für die das Bürozentrum heute in einem beachtlichen Umfang tätig ist, wissen die Bemühungen in diese Richtung besonders zu schätzen.

Die langfristigen Ziele des Bürozentrums tendieren dahin, einen zusätzlichen Beratungs- und Programmierservice aufzubauen. Schließlich auch die Textverarbeitung mit Bildschirm-Terminals weiter ausgebaut werden.

Bei alledem möchten die Verantwortlichen für den Betrieb des Bürozentrums jedoch eine allzugroße Spezialisierung vermeiden. Sie müssen bedacht sein, den Bedürfnissen ihrer behinderten Mitarbeiter nach interessanter und abwechslungsreicher Tätigkeit weitestgehend gerecht zu werden.