Erweiterte Marktchanchen erfordern gezielte Strategie, aber:

DV-Anbieter läßt Europa 1992 noch kalt

24.03.1989

FRANKFURT (CW) - Viele europäische und amerikanische DV-Anbieter haben für Europa 1992 noch keine Marktstrategien entwickelt. Dies, so stellte das Frankfurter Marktforschungsinstitut Diebold in einer Studie fest, könnte verstärkt den fernöstlichen Anbietern zugute kommen, die oft mit sehr viel mehr strategischem Konzept den Eintritt in neue Märkte realisieren.

Gesprächsthema Nummer 1 ist derzeit allerorts der europäische Binnenmarkt 1992. Doch mit unternehmenspolitischen Ausrichtungen oder Zielsetzungen scheinen es vor allem europäische und amerikanische Companys nicht eilig zu haben. Dies gilt auch für die DV-Hersteller nationaler und internationaler Coleur. In ihrer Analyse "Auswirkungen des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes 1992 auf Anbieter und Anwender von Informationstechnik" stellte die Diebold Deutschland GmbH nun fest, daß gerade die Asiaten den größten Nutzen aus dieser Konzeptionslosigkeit ziehen könnten. Die fernöstlichen Anbieter nämlich, so die Frankfurter Marktforscher, würden wesentlich gezielter ihren Eintritt in neue Märkte vorbereiten und in die Tat umsetzen. Daher sollten die betroffenen

DV-Anbieter ihre mittel- bis langfristigen ,Zielsetzungen stärker als bisher unter globalen Aspekten prüfen.

Die größten Chancen im Europamarkt 1992 gesteht Diebold großen DV-Anbietern zu, die über ein europäisches Hauptquartier verfügen. Diese nämlich seien auf den nationalen Märkten ohnehin präsent und wären demzufolge der größte Nutznießer vom Abbau der innereuropäischen Handelshemmnisse sowie der Standard-Angleichung.

Mit einigen Risiken verbunden ist die Erweiterung des Europa-Marktes hingegen für mittelgroße Anbieter aus USA und Fernost, die in Europa bislang nur in Form einer Vertriebsorganisation vertreten sind. Nach Ansicht der Frankfurter Marktanalysten würden sie vor die Entscheidung gestellt, eventuell eine EG-interne Produktion auf die Beine zu stellen.

Kleine Nischenanbieter wiederum müssen künftig vor allem Flexibilität an den Tag legen. Laut Diebold können diese Unternehmen von dem europäischen Binnenmarkt profitieren, wenn sie sich verstärkt auf Kundenorientierung konzentrieren. Schlechte Karten indes hätten die Anbieter, die vorwiegend mit dem Preis als Marketinginstrument operierten.