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Wikileaks mal wieder

Dutroux-Dossier im Internet sorgt für Ärger

25.08.2010
Die Internet-Veröffentlichung von sensiblen Ermittlungsakten aus dem Fall des verurteilten Kinderschänders Marc Dutroux sorgt in Belgien für Ärger.

Der Generalstaatsanwalt von Lüttich, Cédric Visart de Bocarmé, sagte dem belgischen Rundfunksender RTBF am Mittwoch, er sei "unglücklich, weil die Dokumente aus Verhandlungsakten stammen, die immer noch der Geheimhaltung unterliegen". Veröffentlicht wurden sie im Internet- Portal Wikileaks, das erst im Juli mit Militärdokumenten aus Afghanistan Schlagzeilen machte.

Das Dossier enthält auf 1235 Seiten neben Aussagen Dutroux' auch vertrauliche Aufzeichnungen von Anhörungen von Zeugen, die sich zum Teil nichts zu Schulden kommen ließen, sagte der Jurist. Für sie bestehe jetzt die Gefahr, in der Öffentlichkeit bloßgestellt zu werden. Das Dossier enthält zum Teil auch Adressen und Telefonnummern.

Der inzwischen 53 Jahre alte Dutroux hatte in den 90er Jahren mehrere Mädchen entführt, von denen vier während ihrer Gefangenschaft in seinem Haus qualvoll starben. Er wurde im Juni 2004, etwa acht Jahre nach seinen Verbrechen, wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Wikileaks hatte im Juli heftige Kritik der US-Regierung ausgelöst, weil das Portal mehr als 76.000 Seiten geheimer Kriegsaufzeichnungen aus Afghanistan veröffentlichte. Ziel von Wikileaks ist es, brisante Dokumente aus oftmals anonymen Quellen öffentlich zugänglich zu machen. Das englische Wort "leak" steht für "undichte Stelle". (dpa/tc)