13000 Open-Source-Interessierte kommen nach Karlsruhe

Durchwachsenes Ergebnis des Linux-Tags

14.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Wie schon im Vorjahr kamen weniger Besucher zum Linux-Tag, als die Veranstalter erwartet hatten. Der Behördenkongress im Rahmen der Messe brachte indes wichtige Erkenntnisse über Open-Source-Strategien in den öffentlichen Verwaltungen.

13000 Besucher kamen zum diesjährigen Linux-Tag, der vom 6. bis 9. Juni in Karlsruhe stattfand. Auf 20000 Interessierte hatten die Veranstalter gehofft. Es wurden sogar noch einmal 2000 Gäste weniger als im Vorjahr in Stuttgart gezählt, wo bereits ein ebenso großer Rückgang zu verzeichnen war. Doch das scheint die Veranstalter nicht allzusehr zu schmerzen, zumal das Erscheinungsbild der Besucherschaft dem etwas antiquierten Messemotto "Where .com meets .org" näher kam als je zuvor.

Für den Linux-Tag e.V. waren überraschend viele professionelle Anwender zum Business-Kongress und zum parallelen Behördenkongress erschienen. Insbesondere Letzterer hatte es in sich. Zur Eröffnung des Linux-Tags erklärte Brigitte Zypries, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium: "In den Jahren 2003 und 2004 steht eine Migrationswelle in der öffentlichen Verwaltung bevor, da bisherige Kooperationen mit anderen Herstellern dann auslaufen."

Angesprochen ist damit in erster Linie Microsoft, das Windows NT, ein in deutschen Ämtern sehr verbreitetes Betriebssystem, nicht mehr unterstützen wird. Des Weiteren sind die IT-Verantwortlichen in den Behörden verärgert über das neue Lizenzmodell von Microsoft, das ihnen höhere Kosten bescheren würde, während sie an allen Ecken sparen müssen. Ein Kommentar auf dem Behördenkongress: "Damit hat sich Microsoft gleich in beide Knie geschossen. Die Linux-Gemeinde kann sich bei Microsoft bedanken."

In verschiedenen Beiträgen wurde klar, dass Linux längst mehr als die Server in deutschen Ämtern erobert. Allenthalben gibt es Pilotprojekte, das quelloffene Betriebssystem schrittweise auch auf Clients einzusetzen. Wären da nicht die Makros in Microsoft Office, würde auch diese Quasi-Standardanwendung aus vielen Büros verbannt. Staatsekretärin Zypries berichtete, dass sich das Verkehrministerium entschieden habe, langfristig nur noch Software nach offenen Standards zu verwenden. Dies betrifft rund 18000 Arbeitsplätze.

Eine mancherorts befürchtete Umkehrung der Linux- und Open-Source-freundlichen Politik deutscher Behörden nach den Bundestagswahlen im Herbst ist nach Ansicht von Uwe Küster, SPD-Abgeordneter im Bundestag, nicht zu erwarten. Auch die CDU hat ein Arbeitspapier vorgelegt, in dem sie erklärt: "Zur Förderung von Open-Source-Software sollten öffentliche Stellen nur Software verwenden, deren Quellcode frei zugänglich ist, soweit solche Software vorhanden ist." Bundesinnenminister Otto Schily hatte zu Beginn der Linux-Tag-Woche eine Kooperation mit IBM und dem Nürnberger Distributor Suse geschlossen, um die öffentliche Verwaltung zu besonders günstigen Konditionen auf Linux umzustellen. (ls)