Auf Vorkrisenniveau

Durchschnittliche Arbeitszeit steigt wieder an

05.09.2011
Mit der wirtschaftlichen Erholung haben sich die Arbeitszeiten wieder verlängert: Im Frühjahr 2011 erreichten die Arbeitszeiten in Deutschland erneut das Niveau vor dem Ausbruch der Finanzkrise.

Der Anstieg der Wochenarbeitszeit geht aus einer Auswertung des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes hervor, die jetzt vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen veröffentlicht wurde. In der Krise waren zunächst die Wochenarbeitszeiten aller Vollzeitbeschäftigten im Durchschnitt mehr als eineinhalb Stunden gesunken. Verantwortlich dafür waren die Kurzarbeit, der Abbau von Überstunden sowie Guthaben auf Arbeitszeitkonten.

Mit der wirtschaftlichen Erholung wurden die Arbeitszeiten dann wieder länger. In der Metall- und Elektroindustrie ist das Ab und Auf besonders ausgeprägt. Dort gingen die Arbeitszeiten innerhalb weniger Monate um über drei Stunden auf unter 37 Wochenstunden zurück. Bis zum 1. Quartal 2011 waren sie jedoch wieder auf das Vorkrisenniveau von über 40 Wochenstunden gestiegen. „Diese Arbeitszeitverlängerung geht weit über den Effekt des Abbaus der Kurzarbeit hinaus", kommentiert IAQ-Arbeitszeitforscherin Christine Franz ihre Datenanalyse.

Diese Entwicklung bestätigt erneut die Flexibilität der Arbeitszeiten in Deutschland. Die Arbeitszeitforscher von der Universität Duisburg-Essen warnen dennoch vor einer allzu optimistischen Sichtweise. Zwar wurde es in der Krise vielfach als Wohltat empfunden, Arbeitszeit-Puffer abbauen zu können. Doch die hohen Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wurden zwischen 2003 und 2006 zu Lasten eines Wachstums der Stammbelegschaften aufgebaut. Arbeitszeit-Experte Dr. Steffen Lehndorff von der Universität Duisburg-Essen: „Die Rückkehr zu Arbeitszeitverlängerungen beeinträchtigt die Beschäftigungswirksamkeit des jetzigen, ohnehin prekären Aufschwungs."