Durchfragen hilft oft weiter

07.03.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Wie sehr auch PR-Agenturen vom Wohl und Wehe der IT-Branche abhängig sind, musste Melanie Heßler im vergangenen Jahr erfahren. Einen Tag, bevor ihre Probezeit bei Lewis Communications abgelaufen wäre, bekam sie die Kündigung in die Hand gedrückt. Dabei hatte die Münchner Agentur die Politologin, die schon während ihres Studiums als Journalistin für Antenne Bayern und den NDR sowie später in PR-Agenturen für Public Affairs und Hightech gearbeitet hatte, erst ein halbes Jahr zuvor von der Konkurrenz abgeworben.

Dass diese Kehrtwende nicht an ihrer Qualifikation liegen konnte, wurde der 31-Jährigen schnell klar: "Die Marktlage hatte sich total verändert. Während es früher genügte, gute Ideen in knackige PR-Konzepte zu packen und den Kunden zu verkaufen, um einen Etat zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen, brachen die Budgets jetzt reihenweise weg. Die Unternehmen traten auf die Kostenbremse, und in der Agentur hieß es: last come, first out."


Melanie Heßler Foto: Joachim Wendler
Melanie Heßler Foto: Joachim Wendler

Heßler, die nun nicht mehr Produkte von IT-Herstellern mit schönen Worten verkaufen musste, sondern sich selbst, zog in der Bewerbungsphase alle Register: Sie suchte in Internet und Print nach Stellenangeboten und schickte insgesamt 50 Bewerbungen los. Parallel dazu gab sie ihr Profil an auf die PR-Branche spezialisierte Headhunter weiter und bat Freunde, ihren Lebenslauf in das Intranet von deren Arbeitgebern zu stellen. Denn so manche Firma setzt nach wie vor darauf, dass die eigenen Angestellten potenzielle Mitarbeiter werben.

Persönliche Netzwerke nutzen

Damit wollte es Heßler aber noch nicht bewenden lassen und rief bei der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) in Bonn an: "Hier habe ich mich durch alle Etagen telefoniert und buchstäblich schlau gefragt. Anfangs machten mir die Verbandsmitarbeiter wenig Hoffnung auf Unterstützung bei der Stellensuche. Schließlich haben sie keinen Überblick über offene Positionen in der Branche. Dafür wussten sie, welche Agenturen umziehen oder sich vergrößern wollen."


Auf diesem Weg erfuhr Heßler auch, dass die US-amerikanische Agentur Waggener Edstrom in München ein Büro eröffnen wollte, und bewarb sich dort. Nach acht Monaten Arbeitslosigkeit konnte sie als Senior Account Executive bei Waggener Edstrom einsteigen - und dass sie ihre neue Chefin von einem Praktikum bei Edelman PR her kennt, hat Heßler auch nicht geschadet.

 "Wichtig ist es", so Heßler, "den Kontakt mit alten Kollegen aufrechtzuerhalten. Man sollte sich nicht verkriechen, sondern über die eigene Situation mit anderen sprechen und sie bitten, Augen und Ohren offen zu halten. Das hilft." Das persönliche Netzwerk half ihr auch in der Zeit der Arbeitslosigkeit: Sie bekam über einen befreundeten Mediaberater den Auftrag, eine PR- Strategie für eine Klinik zu erstellen.