Durchblick im Standard-Dschungel

12.01.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In Sachen WLAN existiert mittlerweile ein Wust an Normen, so dass bereits Doppelbuchstaben erforderlich sind.

Wie die Standards für kabelgebundene Netze werden auch die für drahtlose LANs vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) festgelegt. Dort ist die Arbeitsgruppe 802.11 für WLANs zuständig. Sie hat viele WLAN-Standards veröffentlicht, die teilweise aufeinander aufbauen.

Standards für Wireless LANs

802.11 - war 1997 die erste Variante des WLAN-Standards. Sie unterstützte Verbindungen mit maximal 2 Mbit/s.

802.11a - wurde 1999 beschlossen. Der Standard hat sich vor allem im professionellen Bereich durchgesetzt. Gemäß Spezifikation sind Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 54 Mbit/s realisierbar. Allerdings nutzt der Standard das Fünf-Gigahertz-Frequenzspektrum.

802.11b - Mit diesem Standard begann ab 1999 der Siegeszug der Funknetze.

802.11c - definierte MAC-Layer-Bridging.

802.11d - Diese Norm ist auch als World Mode bekannt. Damit ist das Roaming eines Endgeräts zwischen unterschiedlichen Ländern möglich.

802.11e - Ist als Ergänzung zu 802.11a und 802.11b konzipiert. Mit ihm sollen Quality of Services sowie Multimedia-Unterstützung in der Wireless-Welt Einzug halten.

802.11f - Ziel dieser 2003 erarbeiteten Spezifikation war ein Inter Access Point Protocol (IAPP). Dieses ermöglicht die Interoperabilität zwischen verschiedenen Access Points in verteilt aufgebauten Funknetzen. Letztlich also ein Roaming zwischen verschiedenen Funkzellen beziehungsweise Access Points - vergleichbar mit den Handy-Netzen.

802.11g - Diese im Jahr 2003 verabschiedete Norm ist die Anfang 2009 am weitesten verbreitete WLAN-Art. Ähnlich wie 802.11a ermöglicht sie eine breitbandige Übertragung und wartet mit Bruttoraten von bis zu 54 Mbit/s auf, was Netto-Transferraten von bis zu 22 Mbit/s erlaubt. Als Frequenzband wird wie bei 802.11b das 2,4-Gigahertz-Band verwendet.

802.11h - Ergänzung zu 802.11a.

802.11i - sollte die Sicherheit der WLANs erhöhen und das heftig umstrittene WEP-Verfahren ersetzen. Er sah die Sicherheitsprotokolle Temporal Key Integrity Protocol (TKIP) und CTR with CBC-MAC Protocol (CCMP) vor und ging im Standard 802.11-2007 auf. Ein Teil des Protokolls wurde als WPA (Wifi Protected Access) im Vorgriff auf den Standard bereits realisiert. 802.11i regelt außerdem das Zusammenspiel mit Radius-Servern.

802.11j - spielt in Europa keine Rolle.

802.11k - verbessert die Management-Funktionen

802.11l - reserviert, bleibt wohl ungenutzt.

802.11m - Priorisierung von Sprache gegenüber dem Datenverkehr

802.11n - Der momentan in Entwicklung befindliche Standard für WLANs der nächsten Generation soll mit Transferraten von bis zu 600 Mbit/s sogar dem verkabelten LAN Konkurrenz machen. Bei dieser Technik kommt das Modulationsverfahren OFDM zum Einsatz. Obwohl der Standard noch nicht verabschiedet ist, vermarkten die Hersteller bereits Geräte.

802.11p - auch als WAVE (Wireless Access for Vehicular Environment) bekannt. Er regelt die drahtlose Kommunikation von Auto zu Auto.

802.11q - reserviert, bleibt wohl ungenutzt wegen Verwechslungsgefahr mit 802.1q, sollte virtuelle WLANs spezifizieren.

802.11r - definiert das schnelle Roaming zwischen Access Points. Damit sollen Unterbrechungen beim schnurlosen Telefonieren per WLAN vermieden werden.

802.11s - regelt den Aufbau vermaschter Netze (Wireless Mesh Network (WMN)). Hier sind die Access Points (AP) per Funk miteinander verbunden.

802.11t - definiert Messverfahren und Testmethoden (Wireless Performance Prediction (WPP).

802.11u - regelt das Zusammenspiel mit Funknetzen, die nicht der 802.11-Familie angehören, etwa UMTS.

802.11v - Netzwerk-Management-Funktionen.

802.11w - schützt Management-Verbindungen.

802.11x - reserviert, bleibt ungenützt wegen Verwechslungsgefahr mit 802.1x.

802.11y - definiert in den USA die Verwendung des Frequenzbereichs von 3,5 bis 3,7 Gigahertz.

802.11z - regelt die direkte Verbindung zwischen WLAN-Clients.

802.11aa - Streaming von Audio und Video im WLAN.

Weitere wichtige Standards

802.3af - Power over Ethernet (PoE), ermöglicht die Stromversorgung der Access Points über die LAN-Kabel. Allerdings ist die Leistung auf rund 15 Watt begrenzt.

802.3at - Weiterentwicklung des PoE-Standards. Soll noch 2009 verabschiedet werden und 24 Watt liefern.

802.1x - Standard zur Port-basierenden Authentifizierung und Autorisierung in Netzen. Authentifizierungs-Server ist meist ein Radius-Server.