Berkeley-Wissenschaftler testen neuen Data-General-Compiler:

Durch Konvertierung in PL/l Laufzeiten drastisch verkürzt

24.02.1978

ESCHBORN (uk) - Kaum noch ein Mini, der nicht mit Basic-, Fortran-, RPG II- oder Cobol-Compiler ausgestattet ist: In letzter Zeit haben Anbieter wie IBM und Sems gar PL/I auf ihren Kleinrechnern implementiert, und auch Data General kann nunmehr mit einem PL/I Compiler für seine Eclipse-Minis aufwarten.

Das Data General-PL/I ist eine Untermenge der Ansi 1976-PL/I-Norm, die eng an die zur Zeit im Entwurf befindliche Ansi-PL/I-Untermengen-Norm angepaßt wurde. Es soll sich besonders für strukturierte Programmierung eignen und die interaktive Programmentwicklung im DG-Betriebssystem AOS unterstützen.

Erste Erfahrungen mit dem Data General-PL/I sammelten Studenten, Hochschul- lehrer, Wissenschaftler und Verwaltungsfachleute an der Berkeley-Universität in Kalifornien, die den neuen Compiler neun Monate lang auf einer kommerziellen Eclipse C/ 330 testeten. Das Datenzentrum für Anthropologie, in dem die PL/I -Tests durchgeführt wurden, bedient verschiedene Fachbereiche mit Rechnerleistung. Es hat zirka 100 Benutzer mit unterschiedlichen Vorkenntnissen. Deshalb muß sowohl erfahrenen Anwendern als auch EDV-Laien ausreichende Sprachunterstützung gegeben werden.

Von allen Sprachen, die getestet wurden, fanden die Wissenschaftler PL/I als flexibelste heraus. So betont auch Professor William H. Geoghegan, der Leiter des Datenzentrums, die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten dieser Sprache: "Sie kommt bei uns praktisch überall zur Anwendung." Eine der ersten Aufgaben innerhalb des Tests war die Konvertierung der ursprünglich in Algol für die Nova geschriebenen Programme in die PL7/Sprache. "PL/I eignete sich ideal für die Konvertierung, wenn die umzustellenden Programme bereits in einer strukturierten Sprache geschrieben sind", erläutert der Wissenschaftler.

Nach Ablauf der ersten sechs Wochen war der größte Teil der Konvertierungsarbeit abgeschlossen. Professor Geoghegan nahm zu diesem Zeitpunkt die Verarbeitungsläufe mit ökonomischen Daten, die er auf den Philippinen gesammelt hatte, wieder auf. .Anwendungen, für deren Ausführung in Algol 90 Minuten auf der Nova und ungefähr 15 Minuten auf der Eclipse benötigt wurden, liefen nach der Konvertierung in PL/I in nur fünf Minuten.

"Ein weiteres Problem war die Übertragung großer Datenmengen über unsere Multiprocessor Communication-Einheit MCA zwischen den Eclipse- und Nova-Systemen", sagt Professor Geoghegan. Aus Gründen der Geschwindigkeit und Effizienz hätten diese Übertragungen normalerweise in Assembler durchgeführt werden müssen, um den mit der Ein-/Ausgabe in höheren Programmiersprachen gewöhnlich verbundenen Organisations- aufwand zu vermeiden. Geoghegan: "Die Abwicklung in PL/I brachte nicht nur eine beträchtliche Reduzierung der Entwicklungszeit, die Programme entsprachen auch voll unseren Anforderungen hinsichtlich der Ausführungszeiten." Nach Fertigstellung der MCA-Programme können Benutzer des Datenzentrums ihre Stapeljobs für den zentralen Großrechner mit Hilfe eines der AOS -Text-Editorprogramme erstellen. Die entstehenden Dateien werden via Nova zum Großrechner übertragen.

"Die ausgedehnten Zeichenkettenverarbeitungs-Möglichkeiten und die verfahrens- orientierte Organisation von PL/I bedeuten eine wesentliche Vereinfachung der Programmierungsarbeit im Vergleich mit einer Programmierung in Basic oder einer der im DG-Betriebssystem verfügbaren Fortran-Sprachen", stellt Professor Geoghegan fest. Die Ausführungsgeschwindigkeit sei beeindruckend, "insbesondere dann, wenn das Programm auf einer höheren Optimierungsebene kompiliert und der kommerzielle Befehlssatz der C/330 verwendet wird."