Durch Grafik mehr Farbe in Zahlenfriedhöfe bringen

25.06.1982

Immer mehr DV- und Organisationsleiter erkennen, daß DV-Output in Form von Grafiken oftmals aussagekräftiger ist als Zahlenreihen, insbesondere "mundgerechter" für den Vorstand, der Torten und Balkendiagramme aus Vor-DV-Zeiten kennt. Beziehungen bestimmter Daten von der Vergangenheit bis zur Gegenwart oder sogar in die Zukunft können hergestellt werden, und nicht selten erscheinen Sachverhalte klarer, die vorher in monatlichen Zahlenfriedhöfen untergingen. Auch die Endbenutzer in den Fachabteilungen bevorzugen diese Art der Darstellung. Bei der Deutschen Kreditbank in Köln jedenfalls können sich die Mitarbeiter die Farbgrafik als Verdeutlichungsmittel aus der täglichen Praxis nicht mehr wegdenken. Ein bißchen teurer als Leporello ist der Color-Spaß freilich. ih

Fritz Vieweg-Gutberlet

Leiter technisches Marketing, Wacker Chemitronic, Burghausen

Der ursächliche Grund für eine Abteilung, die sich mit Marketing und Marktanalysen beschäftigt, die grafische Darstellung ihrer erfaßten und errechneten Daten zu wählen, ist folgender: Die Grafik ist die einfachste und deshalb informativste Darstellung für das Management. So kann man beispielsweise jederzeit Beziehungen bestimmter Daten von der Vergangenheit bis zur Gegenwart oder sogar bis in die Zukunft herstellen.

Die Arbeitsvereinfachung in der Produktion von Darstellungen ist einer der Vorteile des Einsatzes von Business-Grafik. Während bisher Diagramme nach schöner alter Schulsitte mit dünnem Bleistift und Lineal gemalt, dann fotografiert und in Dias umgewandelt wurden, erledigt dies der Rechner heute alles in einem Arbeitsgang.

Schnell und ohne Fehler werden Diagramme in der gewünschten Form als Foto oder direkt als Overhead-Folie erstellt. Ferner ist es möglich, die entworfenen Grafiken auch sehr schnell wieder zu ändern, sollte man festgestellt haben, daß die gewählte Darstellungsart nicht unbedingt die optimale war.

Entscheidender jedoch sind die Vorteile, die sich im Bereich der Präsentation der Informationen ergeben. Gegenüber der herkömmlichen Art, wichtige Daten an den Mann zu bringen, bietet eine mittels Computer erstellte bildliche Darstellung ganz andere Möglichkeiten. Zu erwähnen ist hier vor allem die große Vielfalt der Darstellungsarten. Manchmal ist Abbildung durch Kurven am informativsten, manchmal ist ein Histogramm besser.

Sehr oft ist eine Gegenüberstellung von verschiedenen Pie-Cuts interessant, wenn man zum Beispiel Marktanteile bestimmter Produkte in 1980 mit den angenommenen Anteilen in 1990 vergleichen will. Oder man mischt die verschiedenen Darstellungsformen. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man mit Histogramm und Pie-Cut zeigen kann, wie ein Marktsektor zugunsten eines anderen zusammenbricht.

Der zweite wichtige Gesichtspunkt ist die Übersichtlichkeit der Informationen wenn sie dem Adressaten mittels Grafiken angeboten werden. Ohne Business-Grafik müßte man alle Bilder per Hand zeichnen, was erfahrungsgemäß immer zu lange dauert. Die andere Alternative war, 15 Seiten Papier zu diktieren und diese Marktanalyse dann dem Management auf den Tisch zu legen. Die Kommentare waren entsprechend.

Heute werden mehrere Seiten Papier ersetzt durch zwei, drei klare Präsentationen in Form von Grafiken. Die Information wird also schneller und vor allem deutlicher aufgezeigt, als wenn man erst seitenlange Erklärungen durchlesen muß.

Bei der Überlegung sich eine Business-Grafik anzuschaffen spielen selbstverständlich wirtschaftliche Gründe mit hinein. Wichtiger dürften jedoch die Gründe sein, die sich aus routinemäßigen Aufgaben des jeweiligen Arbeitsgebietes ergeben.

Gerno Weinzierl, Siegfried Ströse

Kaufmännische DV-Org., Vereinigte-Elektrizitäts-Werke Westfalen AG, Dortmund

Kapitalintensität der Einfluß großer Zeitkonstanten, ein in den letzten Jahren überproportionaler Anstieg der Brennstoffkosten und wachsender Verwaltungsaufwand führen dazu, daß unternehmerische Entscheidungen in der Elektrizitätswirtschaft heute mehr denn je besonderen Risiken unterliegen. Die Einflußfaktoren auf das unternehmerische Handeln werden immer zahlreicher und komplexer in ihrer Verflechtung. Die Anforderungen, die an die Verfügbarkeit und Qualität von Informationen gestellt werden, nehmen zu.

Die Datenverarbeitung im Hause VEW hat dem erhöhten Informationsbedarf in der Vergangenheit bereits durch eine Vielzahl von Maßnahmen Rechnung getragen. Benutzerfreundliche Datenendgeräte, Erhöhung der Kapazität und Verfügbarkeit des Rechners, Optimierung der Betriebssteuerungsprogramme, Schaffung störungsfreier Übertragungswege, Erhöhung des Integrationsgrades der einzelnen Aufgabengebiete, Erweiterung von Abrechnungs- zu Informationssystemen.

Gerade in einer informationsreichen Umgebung beeinflußt auch die Darstellungsweise die Qualität der Informationen. Durch den Einsatz leistungsfähiger Endgeräte, zum Beispiel eines Laserdruckers, konnten wir auf dem Gebiet der Informationsdarstellung bereits deutliche Fortschritte erzielen.

Die grafische Darstellung von Zahlen und Zusammenhängen, ein in der Praxis seit je her anerkanntes und besonders wertvolles Informationsmittel, wird dagegen erst seit einem Jahr von der kaufmännischen Datenverarbeitung in unserem Hause unterstützt. Der Grund hierfür ist, daß wir trotz intensiver Marktbeobachtung lange Zeit keine unseren Ansprüchen entsprechende Hard- und Software und Präsentationsgrafik vorfanden. Vielmehr mußten wir davon ausgehen, daß die angebotenen Systeme in vielen Situationen keinen ausreichenden Grenznutzen erbringen würden, um den notwendigen Hard- und Softwareaufwand zu rechtfertigen.

Präsentationsgrafik darf sich nach unserer Überzeugung nicht von der Datenbasis des Unternehmens entwickeln, Informationserzeugung- und -darstellung gehören zusammen. Konsequenterweise wird sich Präsentationsgrafik vor allem dort bewähren, wo benutzergerechte Abfrage und Formulierungssprachen die Voraussetzung dafür schaffen, daß auch auf wechselnde und nicht vorhersehbare Benutzeranforderungen schnell reagiert werden kann.

Mitte des vergangenen Jahres haben wir uns nach sorgfältiger Analyse für eine Erstinstallation auf Basis der IBM-Software GDDM und PGF in Verbindung mit einem Farbbildschirm IBM 3279 und einem Farbdrucker IBM 3287 entschlossen. Die Verbindung zwischen der grafischen Software GDDM und PGF und den bekannten Programmiersprachen wird durch Unterprogrammtechnik ermöglicht. Für den Endbenutzer sind insbesondere das "Interactiv Chart Utility (ICU)" und "Graphapak" interessant.

ICU ist Bestandteil von PGF und versetzt den Endbenutzer in die Lage, seine Diagramme in einem komfortablen Bildschirmdialog zu entwerfen. Graphapak arbeitet auf der Basis des Interpreters APL und ermöglicht dem Endbenutzer eine Verknüpfung von Problemformulierung und grafischer Darstellung.

Die neuen grafischen Möglichkeiten wurden schnell vom Management und den Endbenutzern in den Fachabteilungen akzeptiert. Eine steigende Nachfrage beweist, daß Business-Grafik im Hause VEW künftig verstärkt dazu beitragen wird, die Qualität der Information zu verbessern.

Günter Schieren,

Deutsche Kreditbank für Baufinanzierung, Köln

Als die Bank sich Mitte 1980 entschloß, Farbterminals einzusetzen, wurden eher prophylaktisch auch drei Terminals der Serie IBM 3279 3B sowie die Software GDDM und PGF bestellt. Speziell PGF, ein interaktives Utility, versetzte uns nach der Installation im Frühjahr 81 rasch in die Lage, erste Farbgrafiken zu erstellen.

Nachdem wir einigermaßen sicher im Umgang mit der Software geworden waren, "testeten" wir die Reaktion des Vorstands, indem wir einer seit Jahren bestehenden Monatsstatistik eine adäquate Farbgrafik beifügten. Die Reaktion war so verblüffend, daß die Schilderung fast unglaubwürdig klingt. Ein Vorstandsmitglied entnahm der Grafik auf Anhieb einen Sachverhalt, der bis dahin im monatlichen Zahlenfriedhof nicht aufgefallen war.

In der Folge wurde eine Vielzahl von verschiedenen Farbgrafiken entwickelt. Es stellte sich heraus, daß Statistiken durch grafische Unterlegung aussagekräftiger wurden. Es ist eine einfache Tatsache, daß eine Grafik nicht nur schneller und besser aufgenommen wird als Zahlenübersichten, sondern auch länger im Gedächtnis haftet.

Da wir neben den Farbbildschirmen auch einen Farbgrafikdrucker installierten, konnten wir den "Erfolg" rasch an der Menge der zirkulierenden Grafiken abschätzen. An dieser Stelle muß ich jetzt wohl versuchen, die Frage nach dem Nutzen zu beantworten.

Meines Erachtens geht das nur indirekt, denn welchen Nutzen hat die Datenverarbeitung überhaupt?

Für die Bank gilt die Tatsache, daß unsere Konzernmutter via Datex-P Farbgrafiken von unserem Rechner abruft und dort unter anderem für Managementvorlagen verwendet. Dort sind die Farbgrafiken, als Verdeutlichungshilfsmittel, aus der täglichen Praxis nicht mehr wegzudenken.