Kriterien für die Auswahl von Headhuntern

Durch gezielte Fragen dem Berater auf den Zahn fühlen

02.08.1996

Werden Sie angesprochen, prüfen Sie zunächst, ob der Berater ein eindeutiges Mandat für die Besetzung dieser Position besitzt. Bleiben Sie kritisch, holen Sie Referenzen ein, fragen Sie nach einer Stellenbeschreibung oder erkundigen Sie sich über den Berater im Zweifelsfall direkt bei dem Unternehmen, das die Position besetzen will.

Dürftige Information sind in der Regel kein Zeichen von seriöser Zurückhaltung sondern von schlechtem Informiertsein. Dann nämlich arbeitet der Berater nur auf einen raschen Erfolg hin, hat dadurch keinen tiefen Einblick in das Unternehmen und die jeweilige Aufgabenstellung und ist in den direkten Entscheidungsprozeß nicht eingebunden. Bleiben Sie im Zweifelsfall zurückhaltend mit der Übermittlung Ihrer persönlichen Daten.

Hinterfragen Sie, wie eng und wie lange das Beratungsunternehmen mit dem Auftraggeber zusammenarbeitet, finden Sie heraus, wie gut er seinen Klienten wirklich kennt und die Firmenkultur, das Umfeld und die Aufgabenstellung kompetent erklären kann.

Wenn Sie sich auf eine Anzeige bewerben, ist das Renommee der Beratungsfirma nicht so wichtig, Hauptsache, die Position ist interessant. Prüfen sollten Sie allerdings die Rolle, die die Beratungsfirma hier spielt, und Ihr Verhalten darauf einstellen. Ist sie nur Briefkasten und Anzeigenabwickler? Macht sie auch die Vorauswahl der Unterlagen? Ist sie nur Media-Agentur oder auch die Allround-Beratung für das Unternehmen?

Wollen Sie selbst den Kontakt aufnehmen, so beobachten Sie vorher Ihren Markt sehr sorgfältig, holen Sie sich Referenzen über renommierte Personalberatungen zum Beispiel von erfolgreich vermittelten Kollegen ein. Kontaktaufnahme zu den Allround- Beratungen und Executive-Search-Firmen sind aufgrund engerer Klientenbindung aussichtsreicher als zu den Anzeigenspezialisten.

Verschicken Sie keine Blindbewerbungen, sondern suchen Sie den persönlichen Kontakt und versetzen sie sich hierbei auch in die Interessenlage des Beraters hinein. Auch hier gilt: Qualität geht vor Quantität. Verkaufen Sie sich nicht wie Sauerbier, schnell geht das zu Lasten des Marktwertes.

Haben Sie eine "Traumfirma", bei der Sie gerne arbeiten würden, so geben diese Unternehmen auch auf Anfrage Auskunft, welcher Berater ihr Vertrauen genießt und mit wem man vertrauensvoll zusammenarbeitet - und über diesen Kontakt sollte man dann eventuelle Möglichkeiten prüfen.

Üblicherweise limitieren seriöse Personalberater die Anzahl der Klienten aus Wettbewerbs- und Loyalitätsgründen für jede Branche sehr stark. Gibt hier ein Unternehmen zu viele Klienten aus einer Branche an, so sollte dies Skepsis auslösen.

Nicht die Größe der Personalberatung ist entscheidend, sondern die fachliche Kompetenz, Diskretion und Professionalität. Werden Sie angesprochen, so prüfen Sie, wie gut man Ihnen das Unternehmen selbst, den Auftraggeber und die Position erklären kann. Fühlen Sie sich gut betreut, oder will man Sie nur für einen bestimmten Job ködern?

Schauen Sie auch auf gewachsene Beziehungen, fragen Sie zum Beispiel nach der Internationalität und den europäischen Kooperationspartnern - dies ist meist auch ein Indiz von gewachsenen, langjährigen Kulturen.

Sind Sie einmal in der Datenbank eines Beraters gelandet, beobachten Sie, wie gut die Qualität der weiteren Zusammenarbeit ist. Wird die Verbindung auch auf der Beraterseite gepflegt, werden Sie gelegentlich wieder kontaktiert, treffen die Stellenbeschreibungen, die Sie bekommen, Ihr Profil? Sollten sich Kritikpunkte ergeben, lassen Sie sich aus der Datenbank löschen.

Prüfen Sie durch gezielte Fragen das Know-how des Beraters. Nur dann kann gewährleistet werden, daß er auch eine kompetente Auswahl treffen kann. Suchen Sie eher die Spezialisten, akzeptieren Sie Generalisten nur in weitgefächerten Branchen und wenn es um Spitzenstellungen geht.

*Christian Pape ist Geschäftsführer der Pape Personalberatung GmbH in Gilching.