Outsourcing-Vertrag über vier Milliarden Dollar

Dupont beschert CSC und Andersen Consulting

20.12.1996

Dupont gibt jedoch die IT-Verantwortung nicht komplett aus der Hand der Chemiegigant spricht von einer "Allianz", in deren Rahmen separate Serviceverträge mit CSC und Andersen geschlossen werden. Der größere Brocken fällt dabei CSC zu: Der Dienstleister soll die gesamte Mainframe-, Midrange- und PC-Infrastruktur sowie das weltweite Netz verwalten und optimieren. In Europa und Kanada wird CSC auch für alle Anwendungen verantwortlich zeichnen.

Andersen Consulting tritt primär in den USA in Aktion - vor allem dort, wo es um die Verbesserung geschäftskritischer Anwendungen geht: Die Berater sollen Lösungen für Produktion, Marketing, Distribution und Kundendienst in den Geschäftszweigen Chemikalien und Energie beisteuern. Dazu zählen Material- und Beschaffungsplanung, Auftragsbearbeitung, Produktions- und Techniksysteme etc.

Dupont selbst will nach Angaben der Genfer Tochtergesellschaft die IT-Architekturen und -Standards pflegen und weltweite Führungs- beziehungsweise Koordinierungsaufgaben übernehmen. In allen Geschäftseinheiten sollen die IS-Toppositionen erhalten bleiben. In eigener Regie möchte der Chemiekonzern auch die Systeme in Forschung und Entwicklung und für die Überwachung von Produktionsprozessen betreiben.

Alle Sicherheits- und Kontrollverfahren, die für die Unternehmens-IT eine Schlüsselbedeutung haben, bleiben ebenfalls in Dupont-Händen. "Für uns ist es unverzichtbar, daß wir ein sehr gut geschultes Team im Unternehmen behalten", betont Chief Information Officer Cinda Hallman. Die eigenen Leute wüßten nun einmal besser als jeder Dienstleister, welche Services und Lösungen für das Dupont-Geschäft essentiell seien und wie das Geschäft generell funktioniere.

Die Entscheidung führt Hallman unter anderem auf das Kostenargument zurück. Fixe Kosten ließen sich so in variable umwandeln. Außerdem seien CSC und Andersen Consulting Spezialisten auf den jeweils zugeteilten Gebieten, so daß sich bei voraussichtlich reduziertem Aufwand Geschäftsprozesse optimieren, Systeme modernisieren und die Produktivität insgesamt verbessern ließen.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren, so schätzt der US-Konzern, wird sich der Wert der beiden Verträge, die bis April nächsten Jahres abgeschlossen sein sollen, auf mehr als vier Milliarden Dollar belaufen. 80 Prozent davon fließen in die Kassen von CSC. Von den 4200 Mitarbeitern bei Dupont Information Systems bleiben 1100 im Unternehmen. CSC übernimmt 2600 IT-Professionals, Andersen Consulting die restlichen 500. In Deutschland sollen 250 Mitarbeiter zu CSC-Ploenzke wechseln - vor allem vom europäischen Dupont-Rechenzentrum in Neu-Isenburg.

Einen Schwerpunkt der Partnerschaft bildet die flächendeckende Einführung der SAP-Standardsoftware R/3, die je nach Kompetenz und regionalem Schwerpunkt von CSC, Andersen oder der bei Dupont verbliebenen SAP-Mannschaft selbst vorgenommen wird. Teilweise sind Anwendungen aus der R/2-Mainframe-Welt zu migrieren, teilweise muß die R/3-Software neu implementiert werden.

In Europa soll die deutsche CSC-Tochtergesellschaft CSC-Ploenzke mit ihrem Branchenzentrum für die Prozeßindustrie eine zentrale Funktion bei der SAP-Einführung einnehmen.

Nach Darstellung von Werner Barbe, Leiter des Branchenzentrums Prozeßindustrie bei CSC-Ploenzke, ist die Allianz als eine Art Joint-venture zu betrachten, die es Dupont nicht nur ermöglicht, die Kontrolle über die Informationsverarbeitung zu behalten, sondern bis zu einem gewissen Grad auch selbst als IT-Service-Anbieter tätig zu werden. Auch erhalten CSC und Andersen das vertraglich zugesicherte Recht, ihr durch die Partnerschaft gewonnenes Branchen-Know-how zu nutzen, um daraus neue Dienstleistungen und Angebote für Dritte zu generieren.