Düsseldorf

Düsseldorf: Die Stadt der Schreibtische

09.10.2001
Von Gabriele Müller

Ob der Boom trotz der befürchteten Krise der IT- und TK-Wirtschaft anhält, wird die Zukunft weisen. Bislang verzeichnete “Handy-City”, so der Wirtschaftsexperte, eine beachtliche Anzahl von 200 Firmenneugründungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien. “Wenn diese Unternehmen den Start ins Geschäftsleben geschafft haben, stellen sie hier nach etwa vier Jahren weitere fünf bis sieben neue Mitarbeiter ein. Das waren in den vergangenen Jahren vor allem Unternehmen aus den Bereichen Internet, Multimedia und Softwareentwicklung.”

Eines dieser junges Unternehmen ist jedenfalls unverändert optimistisch - trotz allgemein düsterer Zukunftsprognosen für den TK-Markt. Die Ecotel Communication AG “will der größte unabhängige Anbieter für Geschäftskunden von Sprach-, Daten- und Internet-Diensten aus einer Hand in Deutschland werden”, so Marketing-Vorstand Achim Theis. Dafür werden IT-Fachleute mit fundierten Kenntnissen in den Bereichen Netzwerke, Betriebssysteme, Anwendungen und Datenbanken gesucht. “Schließlich soll Ende des Jahres der Umsatz von 20 Millionen Mark erreicht und die Mitarbeiterzahl von derzeit 82 auf 130 gestiegen sein”, wünscht sich Theis. Der TK-Dienstleister arbeitet mit Carriern und Technologiepartnern zusammen, die als Spezialisten in ihrem jeweiligen Fachbereich agieren. Theis: “Wir bündeln Sprach-, Daten- und Internet-Dienste zu einem Paket und veredeln diese mit eigenem technischen

Equipment durch Mehrwertdienste”. Zielgruppe dieses Angebots seien vor allem mittelständische Unternehmen.

Bislang entfallen auch bei Ecotel etwa 85 Prozent des Umsatzes auf die Sprachtelefonie. Doch zunehmend sind auch Internet-Dienste, die Einrichtung von Service-Rufnummern sowie die Installation von Virtual Private Networks (VPN) gefragt. Mit Hilfe eines Billing-Systems lassen sich die unterschiedlichen Produkte, Dienstleistungen, Standorte und Kostenstellen in einer Rechnung zusammenfassen.

Heute wird jeder zehnte Arbeitsplatz in Düsseldorf zum IuK-Bereich gerechnet. In den rund 1500 Unternehmen dieser Branche arbeiten 26 000 Menschen. Auf Platz zwei: die Medienszene mit rund 9000 Beschäftigten, gefolgt von der Werbebranche mit 7000 Mitarbeitern in zirka 1000 Firmen. Andrea Demler, Abschnittsleiterin in der Arbeitsverwaltung und Beratung des Arbeitsamtes Düsseldorf, merkt von der derzeitigen Krisenstimmung in der IT- und TK-Wirtschaft in ihrer Stadt noch nicht viel. “Als Landeshauptstadt und internationaler Messestandort mit glänzender Verkehrsanbindung war und ist Düsseldorf attraktiv für die Branche. Daran hat sich nichts geändert.”

Die Nachfrage nach geeigneten Fachkräften blieb auch in diesem Jahr bisher konstant hoch. “Zwar gab es im Frühjahr noch mal einen enormen Zugang an offenen Stellen, der sich mittlerweile wieder eingependelt hat”, gibt Demler einen Überblick. “Im Vergleich liegt zum Beispiel der Monat Juni mit 70 neuen Stellen weit hinter dem März mit 185, die neu dazukamen, zurück. Aber das ist immer noch ein sehr hohes Niveau an Nachfragen nach Fachkräften, die wir nicht befriedigen können”, so die Expertin des Arbeitsamts. Einen Grund zu Panik sieht sie deshalb nicht: “Der Markt bereinigt sich. Die Nachfrage nach qualifizierten Kräften wird sich aber weiter auf hohem Niveau halten.” Schließlich suchen auch Dienstleistungsunternehmen, Banken, Verwaltungen und Versicherungen weiter nach IT-Spezialisten.