Zwei Nummern, zwei Tarife

Dual-SIM am iPhone: Was es bringt, wie es geht

25.10.2018
Von Jim Martin
Endlich bekommen auch iPhones eine zweite SIM. Außerhalb Chinas ist das eine eSIM, die derzeit nicht alle Provider unterstützen. Das sind die Vorteile, so funktioniert es.
In Deutschland unterstützt - unter anderem - die Telekom die eSIM
In Deutschland unterstützt - unter anderem - die Telekom die eSIM
Foto: T-Mobile Austria/Marlena König

Was bei vielen Android-Handys schon lange gang und gäbe ist, führt Apple mit der iPhone-Generation 2018 auch endlich ein: Die DualSIM. Sie können also optional noch einen zweiten Vertrag für Ihr iPhone abschließen und es damit entweder sowohl beruflich und privat oder im Ausland nutzen und dabei jeweils den passenden Tarif und die passende Nummer verwenden. iPhone XS und XS Max und iPhone XR haben bereits eine eSIM eingebaut, diese wird aber erst in Kürze durch ein Update von iOS 12 freigeschaltet.

Lediglich für den chinesischen Markt hat Apple zwei SIM-Karten-Schlitten in das iPhone XS (Max) eingebaut, sonst muss man sich mit einer eSIM für den zweiten Vertrag begnügen – wobei auch die Möglichkeit besteht, den primären Vertrag über die Embedded SIM zu nutzen und etwa auf Auslandsreisen für den nun freien Slot Prepaid-Karten zu kaufen. Wir erklären Dual-SIM, eSIM und deren Nutzung.

eSIM: E steht für Embedded

Im Gegensatz zu den meisten "e"-Präfixen steht es nicht für elektronisch. Nein, eSIM bedeutet eingebettete (embedded) SIM-Karte. Es handelt sich um einen winzigen Chip, der mit dem Motherboard verlötet ist. Genau wie eine austauschbare SIM-Karte verfügt eine eSIM über eindeutige Identifikatoren wie die IMSI-Nummer. Das bedeutet, dass es für die meisten Anwender nicht anders funktioniert als eine herkömmliche Micro-SIM.

Ganz offensichtlich lässt sie sich nicht entfernen und in ein anderes Telefon platzieren. Aber der andere Hauptunterschied zur Micro- oder Nano-SIM: Eine eSIM funktioniert in den Mobilfunknetzen vieler Anbieter anstatt nur in einem.

Was ist ein eSIM – Dual-SIM-iPhone?

Für iPhones sind eSIMs neu, aber diese finden bereits in der Apple Watch und im iPad Verwendung, wenn auch nur als einziger Mobilfunkchip und nicht im Dual-Betrieb mit einer herkömmlichen SIM.

Für eine eSIM kann man einen Tarif erwerben, der bestimmte Preise für Anrufe, Textnachrichten und mobile Daten setzt und den Sie problemlos ändern können. Auch der Providerwechsel ist ohne großen Aufwand möglich, was der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass hiesige Telekomunternehmen dem Thema eSIM bisher recht skeptisch gegenüber standen. Denn heute muss man sich noch beim neuen Anbieter eine SIM-Karte bestellen und ein paar Tage darauf warten, wenn man nicht vor Ort in einem Laden gleich eine bekommt. Die Umprogrammierung der eSIM lässt sich indes jederzeit und an jedem Ort erledigen.

Dual-SIM iPhone

Wenn Sie auf ein Dual-SIM-iPhone gewartet haben und mit dem iPhone XS (Max) jetzt endlich eines bekommen können Sie diesen Abschnitt überspringen, da Sie bereits um die Vorteile wissen. Aber wenn Sie mit diesen noch nicht vertraut sind, erklären wir, warum Dual-SIM eine gute Sache ist.

Denn für die meisten Menschen, die das Mobiltelefon sowohl beruflich als auch privat nutzen, bedeutet dies, dass Sie ab jetzt nur noch ein Telefon mit sich herumtragen müssen, und nicht je eines für den persönlichen Gebrauch und eines für die Arbeit. Aus Gründen des Datenschutzes sind zwei voneinander getrennte Smartphones zwar hinreichend, aber nicht notwendig: Sie können berufliche von privaten Daten auch wunderbar auf einem iPhone voneinander trennen, wenn Sie etwa zu dienstlichen Zwecken nur die Outlook-Apps verwenden und in Ihrem privaten Adressbuch keinerlei berufliche Daten hinterlegt haben.

Mit einem Dual-SIM-iPhone können Sie Anrufe auf zwei unterschiedlichen Nummern auf demselben Telefon empfangen. Und wenn Sie nennenswertes Datenvolumen nur im Dienst benötigen, kann ja Ihr Arbeitgeber für ausreichend Inklusiv-Gigabyte sorgen, während sie privat auch mit ein paar hundert Megabyte High-Speed-Volumen pro Monat zurecht kommen.

Natürlich ist iOS in der Lage, mit zwei Telefonnummern zu hantieren, sowohl für Anrufe als auch für Textnachrichten. Auf diese Weise haben Sie die Kontrolle darüber, von welcher Nummer Sie Nachrichten senden und welche Ihre Standardnummer für Telefonate ist.

Dual-SIM ist vor allem für Vielreisende ideal, da es Ihnen ermöglicht, im Ausland eine lokale SIM-Karte für billigere Daten und Anrufe zu verwenden, aber Ihre Hauptnummer trotzdem in Gebrauch zu halten. Da auch das iPhone XR mit seinem günstigeren Preis bald eine Dual-SIM-Option bietet, dürfte dieses Gerät vor allem für Unternehmen interessant werden, das seine beruflich reisenden Mitarbeiter mit einer passenden Lösung ausstatten will.

Welche Vorteile bietet die eSIM?

Die Vorteile liegen also auf der Hand, wenn man zwei SIMs hat, aber warum sollte eine davon eine eSIM sein? Vor allem der Telefonhersteller profitiert davon, im konkreten Fall also Apple. Der eSIM-Chip ist kleiner als eine Micro-SIM – und etwa genau so groß wie die Nano-SIM, die alle heute erhältlichen iPhones nutzen. Es wird aber kein SIM-Fach benötigt, so nimmt die eSIM insgesamt deutlich weniger Platz ein, der sich für andere Komponenten verwenden lässt. Und in Telefonen, Smart Watches und Tablets ist der Platz knapp bemessen. eSIM ist der Grund, warum es überhaupt eine Mobilfunkversion der Apple Watch gibt, eSIMs werden schon in naher Zukunft in weit mehr Gadgets erscheinen, etwa in Fitness-Trackers und anderen Wearables. Wenn ein Telefon oder ein anderes elektronisches Gerät ausschließlich eine eSIM verwendet, bedeutet dies eine Fehlerquelle weniger und vor allem auch eine Stelle weniger, an der Wasser eindringen könnte.

Im Falle des iPhone XS, XS Max und XR ermöglicht die eSIM den Dual-SIM-Betrieb, ohne das SIM-Fach zu vergrößern. Wobei Apple für den chinesischen Markt aber bereits eine Lösung gefunden hat, zwei Nano-SIMs auf engstem Raum einzubauen, indem eine auf jeder Seite des vorhandenen Schlittens platziert wird. Intern sind dafür jedoch noch zwei Steckverbinder erforderlich, um die SIM-Karten zu lesen.

Auch die Mobilfunkanbieter profitieren von der neuen Technik, da sie nicht so viele SIM-Karten produzieren und verteilen müssen, die auf dem Postweg verloren gehen oder beschädigt werden können.

Aus Anwendersicht sind die Vorteile schwerer wahrzunehmen. Sie können bei der Einrichtung Ihrer eSIM aus den Angeboten unterschiedlicher Anbieter auswählen, und theoretisch können Sie sich mit dem Netzwerk eines anderen Providers verbinden, um Ihnen die beste Signalstärke und Datengeschwindigkeit unterwegs zu bieten.

Laut GSMA (dem Konsortium, das das eSIM entwickelt und gefördert hat) "genießen Endbenutzer ein nahtloses Erlebnis auf einer Vielzahl von Geräten, da sie wissen, dass sie sicher und intelligent mit allgegenwärtigen Mobilfunknetzen verbunden sind. Diese fernversorgbare SIM-Karte ist der entscheidende Faktor für das zukünftige Wachstum des Marktes."

Letztendlich bedeutet das nicht wirklich viel, aber Sie könnten es so verstehen: Auf Reisen außerhalb der EU können Sie das Netzwerk eines lokalen Mobilfunkanbieters über eSIM leichter nutzen, anstatt auf Ihre an das Heimatland gebundene Karten Unmengen an Roaminggebühren auflaufen zu lassen.

Bei älteren Einzel-SIM-iPhones müssen Sie dazu Ihre gewohnte SIM-Karte auswechseln, wenn Sie auf Reisen eine lokale verwenden möchten, was bedeutet, dass Sie den Zugang zu Ihrer Haupttelefonnummer verlieren.

Haben eSIMs irgendwelche Nachteile?

Ja, es handelt sich noch um eine relativ neue Technologie, die noch nicht alle Anbieter unterstützen. Dies könnte bedeuten, dass Ihr Favorit nicht in der Liste steht, wenn Sie die eSIM in Ihrem neuen iPhone XS einrichten wollen – Ihre Auswahl an Mobilfunkanbieter ist derzeit noch ein wenig eingeschränkt. In Deutschland werden etwa nur die Deutsche Telekom und Vodafone Tarife für die embedded SIM anbieten. Nähere Informationen wird es erst geben, wenn Apple die eSIM frei geschaltet hat, was noch für das 2018 versprochen ist.

Und obwohl es theoretisch einfach und schnell sein sollte, Anbieter (und Tarife) zu wechseln, ist dies immer noch nicht ausreichend in der Praxis bestätigt.

Nehmen wir an, Sie haben gerade dein Handy kaputt gemacht und bekommen einen Ersatz. Wie schnell wird Ihr Mobilfunkanbieter Sie mit Ihrem neuen Telefon auf die neue eSIM umstellen? Wenn Sie eine Nano-SIM haben, haben Sie die Kontrolle über den Prozess und nicht der Mobilfunkanbieter – sofern die Karte nicht auch einen Schaden genommen hat.

Oder, wenn Sie gerade aus der EU in die USA geflogen sind und für die Dauer Ihrer Reise Ihren eSIM-Anbieter von Vodafone auf T-Mobile wechseln möchten. Wir können einfach noch nicht abschätzen, wie lange dieser Prozess in der Praxis dauern wird und ob es überhaupt Touristentarife geben wird.

Im Gegensatz dazu können Sie in einen T-Mobile Store gehen und eine Touristen-SIM abholen, in Ihr Telefon einlegen und – nach einem kurzen Neustart – sofort loslegen. Insofern wäre es also keine schlechte Idee, den heimischen Haupttarif auf die eSIM zu legen und einen wechselnden Auslandstarif mit dem Kartenslot zu nutzen.

Eine weitere Einschränkung ist, dass Sie eine eSIM nicht schnell und vorübergehend in ein anderes Telefon wechseln können. Das wollen Sie etwa, wenn Ihr Akku leer ist (aber ein anderes Telefon noch Strom hat) oder Sie auf Radtour in die Berge fahren gehen und Ihr teures iPhone XS lieber sicher zu Hause lassen und ein billiges oder robustes Gerät mitnehmen.

Dual-SIM mit eSIM einrichten

Genug der Vorrede: Wie nutzt man denn nun die Dual SIM mit Hilfe der eSIM? Zunächst benötigen Sie einen zweiten Tarif für die eSIM. Der Provider Ihrer Wahl wird Ihnen schlicht einen QR-Code zur Verfügung stellen, den Sie entweder per Briefpost erhalten oder kurz nach bestätigter Bestellung auf einer Website angezeigt bekommen.

Alternativ könnte Ihr Provider auch einen Bestätigungscode per App verlangen, diese App bekommen Sie im App Store.

Sie können auch mehrere eSIM-Tarife auf Ihrem iPhone einrichten, aber immer nur jeweils einen nutzen. So sollten Sie also nach Hinterlegen einzelner Tarife diese eindeutig benennen. Wechseln können Sie die Anbieter unter "Einstellungen > Mobiles Netz > Mobilfunktarife".

Welche Nummer für was dient

Eine Telefonnummer benötigen Sie nicht nur für Telefonate und SMS, sondern auch für iMessages und Facetime, wenn Sie mit Kontakten konferieren, die nicht im Adressbuch enthalten sind. Für die Zuordnung der Nummern kennt iOS drei Optionen:

Primär als Standardleitung: Die erste Nummer - egal ob eSIM oder physische SIM - steht für Daten, Telefonate, SMS, iMessages zur Verfügung, die sekundäre Nummer nur für Telefonate und SMS

Sekundär als Standardleitung: Hier wird die zweite Nummer für Telefonate, Daten, SMS und iMessages genutzt, die erste nur für Telefonate und SMS

Sekundär für mobile Daten: Vor allem im Ausland nützlich, Ihre erste Nummer bleibt für Telefonate, SMS, Facetime und iMessages aktiv, die zweite Nummer ausschließlich für mobile Daten.

In den Einstellungen definieren Sie Ihre Standardleitung
In den Einstellungen definieren Sie Ihre Standardleitung
Foto: Apple

Zwei Nummern nutzen

Mit welcher Nummer soll ich einen bestimmten Kontakt anrufen? Das iPhone nimmt Ihnen diese Entscheidung ab und verwendet die Nummer, mit der sie zuletzt mit dem entsprechenden Kontakt kommuniziert haben - also etwa die private für Freunde, Bekannte und Verwandte, die von der Firma bezahlte für berufliche Gespräche. Sie müssen sich allenfalls beim ersten Anruf entscheiden. Per Standard verwendet das iPhone die als primär definierte Nummer, Sie können aber innerhalb der App Kontakte für jeden einzelnen Eintrag das ändern. Tippen Sie dazu auf den Kontakt und dann auf "Bevorzugter Mobilfunktarif", Sie haben dann die Wahl zwischen den beiden Nummern.

Nummern lassen sich im laufenden Betrieb wechseln
Nummern lassen sich im laufenden Betrieb wechseln
Foto: Apple

Auch einmalig können Sie die Nummer wechseln, wenn Sie Ihren Kontakt etwa aus der Favoritenliste aus aufrufen, sehen Sie einen Hinweis auf die aktuell verwendete Telefonnummer ("Primär" oder "Sekundär"). Tippen Sie darauf, um zu wechseln. Die gleiche Schaltfläche sehen Sie auch, wenn Sie den Ziffernblock verwenden. Auch hier ändern Sie die Nummer per Tipp.

Äquivalentes gilt für SMS/iMessages. Die Standardnummer legen Sie in "Einstellungen > Nachrichten" unter "iMessage- &Fecetime-Leitung" fest, während des Tippens einer Nachricht haben Sie aber die Möglichkeit über die beschriebene Schaltfläche "Primär/Sekundär" die Nummer zu wechseln.

Die mobilen Daten werden indes immer nur über eine Nummer gesendet, über welche, legen Sie in den "Einstellungen > Mobiles Netz" fest. Achtung: Telefonieren Sie über eine andere Nummer als die hier festgelegte, können Sie während des Gesprächs keine mobilen Daten nutzen. Und wenn Sie wie weiter oben beschrieben, den Arbeitgeber den beruflichen Datenverbrauch bezahlen lassen, sollten Sie unbedingt in den Einstellungen die Nummer umstellen, wenn Sie mal privat im Mobilfunknetz surfen. (Macwelt)