DTP kontrovers

17.11.1989

DTP ist ein dankbares Thema: Die Befürworter der computerunterstützten Layout-Technologie bekommen in der Regel glänzende Augen, wenn sie über die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des Rechners als Setzer, Grafiker, Layouter oder Typograph ins Träumen kommen. Geht es nach ihnen fallen in Zukunft mit eine Tastendruck ganze Berufszweige der Obhut von Heinrich Franke bei der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit anheim. Daß an DTP bislang vor allem diejenigen verdienen, die entsprechend Hard- und Software zur Verfügung stellen, ist übrigens nur ein Teil der Wahrheit.

Die scharfen Kritiker des Gestaltens aus der Blechkiste nehmen sich des Themas auch gerne an: Der Mensch ist eben gelegentlich schadenfroh. Und wer würde nicht ab und an genüßlich den Finger der Häme auf so manche schwärende DTP-Wunde legen, die im exzessiven Sturm kreativen Schaffens geschlagen wurde und grafische Verbrechen anrichtete, die leider nicht "gerichtsmassig" durch das Strafgesetzbuch abgedeckt werden können.

Der Redakteur und Journalist bedankt sich für ein kontrovers diskutiertes Thema allemal. Er ist Chronist der Zeitgeschichte, Aufnahmemedium aller (Un-) Wichtigkeiten des Alltages und Reporter neuer Entwicklungen, Trends und Tendenzen. Deshalb nutzt er die sehr unterschiedlichen Aussagen und Meinungen zum Thema elektronischer Text- und Bildgestaltung. Dem Leser oder zukünftigen Anwender von DTP bietet es die Möglichkeit, sich die Argumente beider Lager vor Augen zu führen und seine eigene Meinung zu bilden.

Eine ebenso banale Wahrheit ist übrigens auch dies: Der Computer wird nie ein besserer Gestalter sein, als der Mensch, der mit Hard- und Software ringt. Siegt der Anwender, ist DTP sehr wohl gewinnbringend nicht nur für Hersteller, Händler und Verkäufer. Der Anwender kann sich profunde Kenntnisse des Druck- und Grafikweiens vorausgesetzt - vieler Routinetätigkeiten entledigen. So schafft er sich durch den Einsatz von Rechnern Freiräume für Ideen.

Wer sich seine Inspirationen - und sei es gezwungenermaßen - durch den PC vorgeben läßt, ist auch in Zukunft selber Schuld. jm