DTP für Normalos und Profis Ein Anwendungssektor zerfällt

24.05.1991

Als Zauberwort, das in aller Munde ist, hat sich Desktop Publishing mittlerweile verabschiedet. Viele Normalanwender wurden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, weil die DTP-Ergebnisse in keinem Verhältnis zu den hohen Investitionen standen. Profi-User wiederum sprechen längst nicht mehr vom Desktop Publishing, sondern bevorzugen Ausdrücke wie "elektronisches Publizieren" oder "computergestützte Druckvorbereitung ".

Als der Verfasser dieses Beitrags vor rund anderthalb Jahren an gleicher Stelle eine Warnung unter dem Motto "Warum man die Finger vom Desktop Publishing lassen sollte" aussprach, erntete er viel Kritik von Anbieter- und Anwenderseite. Überzeugte DTP-Benutzer wußten von problemlosen Einstiegen ins DTP zu berichten, die Hersteller von Hard- und Software fühlten ihren Markt zu Unrecht verunglimpft.

Die vergangenen 18 Monate haben insgesamt aber die Warnung bestätigt: Etliche Unternehmen verstrickten sich in stetig wachsende Investitionen für immer leistungsfähigere Rechner und Drucker, für ungezählte DTP-Hilfsprogramme, Schriften und Grafikbibliotheken, ohne daß die Ergebnisse diesen Aufwand rechtfertigen könnten. Die DTP-Profis können dagegen auf eine erfreuliche Entwicklung zurückblicken: Eine Menge hochqualifizierter DTP-Studios, zum Teil in Form von Filial- oder Franchising-Betrieben bundesweit organisiert, können all das anbieten, was Desktop Publishing zum computergerechten Weg für qualitativ hochstehende Druckwerke gemacht hat.

Kosten pro Seite zwischen sechs und 1 5 Mark

Tatsächlich ist der Anwendungsbereich inzwischen in zwei auseinanderdriftende Teile zerfallen: auf der einen Seite die echten DTP-Profis, auf der anderen Seite die Anwender von PCs. Hier sind grundsätzlich auch solche DTP-Betreiber einzuordnen, die zwar mit professioneller Hard- und Software arbeiten sich aber mit eher einfachen Projekten befassen.

In Klein- und Mittelbetrieben, aber auch bei Freiberuflern dominieren MS-DOS-Rechner und Apple-Macintosh-Computer als DTP-Maschinen. In Sachen Hardware bieten die aktuellen Geräte natürlich weit bessere Leistungsmerkmale, als dies bei der Rechnergeneration von vor zwei Jahren der Fall war.

Im PC-Bereich werden für DTP meistens Computer mit einem Prozessor vom Typ 80386 oder 80386SX eingesetzt; RAM-Kapazitäten von 2 oder 4 MB sind beinahe schon Standard, und auch bei den Festplatten und Bildschirmen geht die Entwicklung zu höherer Leistung. Eine gewisse Stagnation ist bei den Ausgabegeräten zu verzeichnen: Die technische Weiterentwicklung der DTP-gerechten Postscript-Laserdrucker ist ins Stocken geraten, und auch bei den anderen Laserdruckern lassen sich kaum Fortschritte erkennen.

Da die Ansprüche an die Ausgabequalität in diesem DTP-Bereich aber nicht extrem hoch sind, kommen die Anwender mit diesem Manko gut zurecht - zumal es inzwischen in jeder größeren Stadt die Möglichkeit gibt, mit dem PC gestaltete Dokumente preiswert und gut auf Fotosatzbelichtern ausgeben zu lassen. Viele kleine und mittlere Druckereien verfügen mittlerweile über Postscript-Belichter (führend sind die Geräte von Linotype und Agfa), die von einem MS-DOS-Rechner angesteuert werden.

Der Kunde kann sein Dokument also bequem am eigenen Rechner vorbereiten, die nötigen Probedrucke am Laserdrucker ausgeben lassen und das fertige Dokument dann auf der Diskette zum Drucker bringen, der die Belichtung und meistens auch den Druck ausführt. Die Kosten pro DIN-A4-Seite bewegen sich dabei zwischen sechs und 15 Mark (Postscript-Dokument belichtet auf Film).

Auf der Softwareseite hat die Markteinführung der Betriebssystem-Erweiterung MS Windows 3.0 im Mai 1990 einen entscheidenden Impuls gegeben. Mit Windows 3 und den passenden Anwendungsprogrammen sind gleich mehrere DTP-Prinzipien zum Standard für PC-Applikationen geworden. Besonders wichtig ist dabei das WYSIWYG-Prinzip. Dieses sorgt bei Windows-Programmen dafür, daß der Anwender am Bildschirm schon recht genau sehen kann, wie sein Dokument im späteren Ausdruck erscheinen wird.

Grafikmöglichkeiten haben sich enorm verbessert

Hinzu kommen große Fortschritte bei der Nutzung verschiedener Schriftarten. Die Fonts, mit denen man arbeiten möchte, können nun auf Windows-Ebene installiert werden und stehen dann in allen Applikationen zur Verfügung. Gleichzeitig ist das Angebot an brauchbaren Fonts stark angewachsen. Einen weiteren Fortschritt bringt das Hilfsprogramm "Adobe Type Manager". Es sorgt dafür, daß die Schrift am Bildschirm unabhängig vom Fonthersteller und auch unabhängig von Schriftgröße und -stil sauber dargestellt wird.

Durch die konsequente Realisierung des WYSIWYG-Prinzips haben sich zudem auch die Grafikmöglichkeiten enorm verbessert. So kann man unter Windows die unterschiedlichsten Grafikformate verarbeiten und Bilder in nahezu jedem Anwendungsprogramm verwenden. Auch hier erlaubt Windows eine brauchbare Wiedergabe von Illustrationen am Bildschirm.

Allerdings haben diese Windows-spezifischen Vorteile auch zu einem gewissen Downsizing beim DTP auf MS-DOS-Rechnern geführt. Entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung haben die beiden Textverarbeitungsprogramme "MS Word für Windows" und "Lotus Ami Professional". Beide Produkte verfügen über Gestaltungsmöglichkeiten, die bisher nur echten DTP-Programmen vorbehalten waren.

Außerdem bieten Textprogramme wie Winword (so die branchengängige Abkürzung für Word für Windows) oder Ami Professional einen sanften Aufstiegspfad zu echten DTP-Programmen wie "Aldus Pagemaker" oder "Ventura Publisher". Diese Produkte sind nach wie vor Marktführer im DTP-Bereich für MS-DOS-Rechner zumal die aktuellen Versionen den Anwenderbedürfnissen weiter entgegenkommen. Pagemaker 4.0 enthält zum Beispiel ein Textverarbeitungsmodul, mit dem Text geschrieben und editiert werden kann, ohne daß man die Geschwindigkeitsnachteile des WYSIWYG-Modus hinnehmen muß. Der Ventura Publisher liegt in einer Version vor, die unter Windows 3.0 läuft und dadurch das Zusammenspiel mit anderen Windows-Applikationen erheblich erleichtert.

Eine ähnliche Entwicklung hat es schon vor rund drei Jahren auf dem Apple Macintosh gegeben: Viele Anwender erledigten ihre Layout-Aufgaben mit dem Textprogramm und griffen nur bei anspruchsvolleren Aufgaben zu DTP-Programmen.

Preisgünstiges DTP auf verschiedenen Wegen

Durch die neuen Modelle und die freundlichere Preispolitik von Apple ist der Macintosh mittlerweile ein Rechner geworden, der nicht mehr vorwiegend im Bereich der Profi-Anwender zu Hause ist. Das Einstiegsmodell Mac Classic setzt sich derzeit beispielsweise stark bei Schülern, Studenten und Hobby-Anwendern durch. Auch der Mac LC erzielt gute Verkäufe, wobei er wegen seiner höheren Geschwindigkeit und den größeren Bildschirmen noch mehr für DTP-Anwendungen - ob mit einem Text- oder einem DTP-Programm - geeignet ist als der Classic.

Wer also mit einem preisgünstigen Computersystem DTP betreiben will, der kann heutzutage verschiedene Wege einschlagen:

- MS-DPS-Rechner mit Intel 80386- oder 80386SX-Prozessor, 2 oder 4 MB RAM, große Festplatte (ab 40 MB) 14-Zoll-Farbmonitor (VGA-Grafikadapter), Maus Postscript- oder HP-Laserjet-kompatibler Laserdrucker, Betriebssystem-Erweiterung MS Word für Windows oder Lotus Ami Professional oder Aldus Pagemaker 4.0 oder Ventura Publisher Windows; Gesamtinvestition etwa ab 9000 Mark.

- Aplle Macintosh LC (mit 4 MB RAM, 40-MB-Festplatte und 13-Zoll-Farbmonitor), Apple Laserwriter NT, MS Word 4.0 oder Aldus Pagemaker 4.0; Gesamtinvestition zirka 14 000 Mark.

Mit einer solchen Hardwarekonfiguration lassen sich dann vom Schreibtisch aus recht ansprechende Drucksachen gestalten. Die Palette reicht von Formularen für den Inhouse-Gebrauch über Flugblätter, Preislisten und Broschüren bis hin zu Katalogen oder Ausschreibungsunterlagen. Wenn hohe Druckqualität nötig ist, läßt man die Dokumente ausbelichten und drucken. Sind die Ansprüche nicht ganz so hoch, reicht oft der Ausdruck auf dem Laserprinter aus.

Am Basiswissen kommt niemand vorbei

Nicht verändert haben sich in den letzten anderthalb Jahren die für DTP nötigen Grundkenntnisse. Was nutzt die leistungsfähigste Anlage und die ausgefeilteste DTP-Software, wenn der Anwender gar nicht weiß, wie man ansprechende Drucksachen gestaltet? Nach wie vor ist eine gründliche Schulung in Sachen Desktop Publishing immer noch eine der wichtigsten Investitionen, wenn man sich mit DTP beschäftigen will.

Das Angebot an solchen Schulungen hat sich stark vergrößert, die Qualität der angebotenen Kurse ist deutlich besser geworden. So bieten die meisten DTP-Studios inzwischen sachkundige Schulungsveranstaltungen zu günstigen Preisen (ab etwa 500 Mark pro Tag) an, in denen nicht nur der Umgang mit einer Software gelehrt wird, sondern auch Grundkenntnisse in Grafikdesign, Schriftsatz und Gestaltung auf dem Programm stehen. Solche Schulungen sind allemal eher zu empfehlen als der Versuch, sich mit Hilfe der reichlich angebotenen, meist recht teuren Fachliteratur autodidaktisch einzuarbeiten.

Die Kooperationen zwischen DTP-Normalo und DTP-Profi beziehungsweise die unterstützenden Angebote der DTP-Dienstleister haben sich in der letzten Zeit sehr positiv entwickelt. Man kauft die Software (zum Beispiel die verschiedenen Hilfsprogramme und Fonts) und zum Teil auch die Hardware beim DTP-Studio, läßt sich dort von den Experten schulen und bringt später die selbst gestalteten Dokumente zum Belichten.

Dabei profitiert die ganze Branche vom raschen Know-how-Zuwachs bei den DTP-Dienstleistern. Traf man vor etwa zwei Jahren vorwiegend auf mehr oder weniger kompetente Computerfans, die sich mit DTP die schnelle Mark verdienen wollten, so dominieren heute spezialisierte DTP-Studios mit einem kompletten Angebotsspektrum oder Druckereien, die in der Zwischenzeit Desktop Publishing als zusätzliche Serviceleistung erkannt haben. Nach wie vor treiben aber schwarze - oder wenigstens graue - Schafe ihr Unwesen in der DTP-Branche, die zwar oft preiswerter arbeiten als die seriösen Mitbewerber, jedoch deutlich schlechtere Leistungen bieten.

DTP und Farbe: noch problematisch

In letzter Zeit ist das Thema "Farbverarbeitung" zum meistgenannten Stichwort geworden. Während die Gestaltung, Belichtung und der Druck von Schwarzweiß-Dokumenten mittlerweile fast zur Routine geworden ist, stellt sich die Verarbeitung von farbigen Drucksachen im DTP-Verfahren immer noch als Problem dar.

Grundsätzlich sind alle DTP-Programme - unabhängig von der jeweiligen Hardwareplattform - in der Lage, Farben in den Dokumenten zu verwenden. Ziel ist allerdings meistens die Vorbereitung von Dokumenten für den sogenannten Vierfarbdruck. Dabei werden alle Farben beim Druck durch die Überlagerung von Rastern erzeugt, die in den vier Grundfarben (Cyan, Magenta, Yellow beziehungsweise Gelb und Schwarz beziehungsweise "Tiefe") überlagert gedruckt werden.

Für jede der Grundfarben wird ein eigener Film benötigt, der jeweils nur die Elemente enthält, die in dieser Farbe gedruckt werden. Soll beispielsweise ein Schriftzug in Blau gedruckt werden, dann erscheint dieser sowohl auf dem Film für die Farbe Cyan als auch auf dem Film für Magenta (oder auch auf dem Schwarzfilm). Die Farbmischung wird in Prozenten des jeweiligen Volltons angegeben. Heißt es zum Beispiel, ein Blau bestünde aus 100 Prozent Magenta und 30 Prozent Cyan, dann ist damit gemeint, daß im Magenta-Film die entsprechende Rasterung 100 Prozent beträgt, also die maximale Dichte erzeugt wird, während im Cyan-Film nur 30 Prozent der Rasterung benutzt wird.

Natürlich wäre es wenig sinnvoll, schon beim Anlegen einer Farbfläche im DTP-Programm mit 30 Prozent Cyan und 100 Prozent Magenta zu "malen"; statt dessen weist man einem Element eine Farbe zu, deren Mischung man softwaremäßig bestimmen kann. Die Fläche wird dann in der gewünschten Farbe am Bildschirm dargestellt. Um aber auch beim Druck das gewünschte Ergebnis zu erzielen, muß die verwendete Farbe wieder in die Mischungsbestandteile zerlegt werden. Die Seite wird also vierfarbsepariert.

Mit Pagemaker sind nur Prozeßfarben zu erzeugen

Das beherrschen aber nicht alle gängigen DTP-Programme. So kann man etwa mit Pagemaker nur sogenannte Prozeßfarben erzeugen. Dabei werden Elementen beliebig viele Farben zugeordnet; jede Farbe wird in ihrer Mischung bestimmt, mit einem Namen versehen und am Bildschirm angezeigt. Bei der Ausgabe kann man die Farben dann allerdings nicht in die Druckfarben zerlegen lassen; statt dessen wird für jede benannte Farbe ein Film erzeugt, der nur die in dieser Farbe angelegten Elemente enthält.

Will man in Dokumenten nur ein oder zwei zusätzliche Schmuckfarben verwenden, ist dieses Verfahren ausreichend; sollen aber zum Beispiel Farbfotos eingebunden werden, dann ist eine echte Vierfarbseparation nötig. Dafür eignen sich unter anderem der Ventura Publisher (für MS-DOS-Rechner und Apple Mac) und das Programm "Quark Xpress" (derzeit nur für Apple Mac). Allerdings gibt es auch verschiedene Hilfs- und Zusatzprogramme, die die Vierfarbseparation von Dokumenten ermöglichen, obwohl sie nicht mit einem der genannten Programme erzeugt wurden.

Scannen farbiger Vorlagen unterentwickelt

Noch größere Probleme zeigen sich, wenn nicht einfach Farben verwendet werden sollen, sondern wenn es darum geht, farbige Vorlagen in ein DTP-Dokument einzubinden. Das Prinzip ist schon von der Verarbeitung von Schwarzweiß-Vorlagen bekannt: Das Bild wird mit einem Scanner digitalisiert und in einem vom Computer lesbaren Grafikformat gespeichert. So läßt es sich - wie jede mit dem Rechner selbst erzeugte Illustration - in ein Dokument einbinden.

Die Anforderungen sind beim Scannen von farbigen Vorlagen jedoch ungleich höher - nicht nur wegen der wesentlich größeren Dateien, die beim Digitalisieren von Farbbildern entstehen. Die Probleme liegen bei der Umsetzung der Farben und der möglichst originalgetreuen Wiedergabe beim späteren Druck. Hier sind die traditionellen Scan- und Lithografie-Verfahren allen PC- oder Mac-gestützten Methoden qualitativ immer noch überlegen. Allerdings ergeben sich daraus, daß verschiedene Scanner-Hersteller, die bisher im traditionellen Litho-Bereich tätig waren (wie die Firma Scitex), Schnittstellen zu MS-DOS- und Apple-Mac-Rechnern bieten, neue Perspektiven.

Bei der Hardware-Ausstattung von DTP-Profis dominiert nach wie vor der Apple Macintosh - besonders natürlich die leistungsfähigen Modelle IIci und IIfx. Auf breiter Front durchgesetzt haben sich auch die großen 21-Zoll-Bildschirme - entweder als Graustufen-Monitore, die selbst fein abgestufte Halbtonvorlagen sauber darstellen können (beispielsweise mit 256 verschiedenen Graustufen), oder als Farbmonitore mit der Möglichkeit, bis zu 16,7 Millionen Farbtöne darzustellen.

Entsprechende Graustufen-Scanner (etwa von Agfa) sind ebenfalls weit verbreitet. Farb- und Diascanner finden sich meistens bei DTP-Dienstleistern, die sich auf die Farbverarbeitung spezialisiert haben. Als Ausgabegeräte dienen meistens Postscript-Laserdrucker (vorwiegend Apple Laserwriter NTX) für die Probedrucke und Fotosatzbelichter von Linotype, die über einen Postscript-RIP (Raster Image Processor) direkt vom Rechner aus angesteuert werden.

Nachbearbeitung gescannter Vorlagen

Bei der Software hat sich im mittleren Bereich Quark Xpress weitgehend durchgesetzt - nicht nur wegen der Farbverarbeitungsmöglichkeiten, sondern auch wegen vielfältiger Einstellungsmöglichkeiten im typografischen Bereich. Sehr wichtig geworden sind zudem Programme, mit denen gescannte Vorlagen nachbearbeitet werden können. Mit dem Produkt "Photoshop" können zum Beispiel farbige Bilder auf vielfältige Weise bearbeitet werden; die Methoden entsprechen den traditionellen Retusche-Verfahren und gehen sogar noch weit darüber hinaus.

Auf dem Vormarsch sind die Vertreter einer anderen Rechnerwelt; die Rede ist von den Workstations, die in Rechenleistung und Speicherkapazitäten den PCs meist deutlich überlegen sind. Workstations laufen zum größten Teil unter dem Betriebssystem Unix oder einer seiner Varianten. Das erlaubt die problemlose Vernetzung von Workstations und die Einrichtung von Mehrplatzsystemen für das komplette elektronische Publizieren. Aber auch die DTP-Profis haben die Unix-Maschinen für sich entdeckt, zumindest seit es auch für Unix grafische Benutzeroberflächen gibt, die erstens die Bedienung erleichtern und zweitens dafür sorgen, daß DTP-Programme echtes WYSIWYG bieten können.

Auf besonders großes Interesse sind die neuen Modelle der US-Gesellschaft Next gestoßen. Deren Boß, Apple-Gründer und Ex-Apple-Chef Steve Jobs, hat eine neue Kategorie von Rechnern geschaffen, in denen sich die Leistung von Unix-Maschinen mit der Benutzerfreundlichkeit und der besonderen Ausstrahlung des Apple Mac verbinden. Next ist inzwischen mit einer eigenen Niederlassung in Deutschland vertreten und macht gerade mit DTP-Profis gute Geschäfte.

Das liegt nicht zuletzt daran, daß mit Framemaker bereits eine hervorragendes DTP-Programm für den Next zur Verfügung steht und auch Quark Xpress in Kürze in einer Next-Version zu haben sein wird. Ebenfalls in DTP-Kreisen verbreitet sind die Modelle des US-Herstellers Sun, die auch unter Unix mit einer sehr ausgereiften grafischen Benutzeroberfläche laufen.

Mit der geschilderten Entwicklung ist auch das Begriffswirrwarr rund um den Terminus "Desktop Publishing" größer geworden. Der Normalanwender fragt sich zurecht, wo Textverarbeitung aufhört und DTP beginnt. Der Profi spricht inzwischen auch schon lieber vom elektronischen Publizieren oder von computergestützter Druckvorbereitung.

Man kann sich leicht vorstellen, daß sich diese Trennung innerhalb des DTP-Bereichs in nächster Zeit weiter fortsetzen

wird. Die Folge könnte sein, daß die Anwendungskategorie "Desktop Publishing" dadurch einfach verschwindet. Als Zauberwort, das in alle Munde ist, hat sich DTP längst verabschiedet. Und das ist auch gut so: Denn je eher DTP-Lösungen die Aura des Besonderen genommen wird desto eher wird sich die Diskussion rund um Desktop Publishing beruhigen.