DSL - und sonst gar nichts

29.06.2005
Von Jürgen Kotschenreuther

Ebenfalls große Hoffnung setzen die Wettbewerber in den Bitstream Access. Dieses Vorleistungsprodukt ist jedoch in Deutschland von der Reg TP noch nicht zugelassen, während es im europäischen Ausland längst Standard ist. Dieses Manko wird als einer der Hauptgründe für die geringe Verbreitung des Breitbands gesehen.

Der Bitstream Access stellt auf höherer Netzebene eine ATM- beziehungsweise IP-Schnittstelle zur Verfügung. Dadurch eröffnet sich den Anbietern die Möglichkeit, direkt über das DSL-Netz der Telekom - also ohne Infrastrukturinvestitionen - eigene Breitbanddienste wie beispielsweise Bildtelefonie oder Videokonferenz flächendeckend anzubieten. Zwar trägt Bitstream Access nicht zur Schaffung neuer Breitbandinfrastrukturen bei, Experten erwarten aber von dieser Zugangsvariante eine stärkere Verbreitung von Breitbanddiensten. Kein Wunder also, dass VATM-Präsident Gerd Eickers vom Regulierer eine schnelle Zulassung des Bitstream Access fordert. Kritik am Fehlen dieses Vorprodukts musste sich die Reg TP auch schon von der EU-Kommission gefallen lassen.

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass auch Zugangsalternativen wie Breitbandkabel, Powerline Communications (PLC) und Fiber-to-the-Home (FTTH) sowie Satellit und Wireless Local Loop (WLL) beachtliche Beiträge zur gesamten Breitbandversorgung leisten können. Der Löwenanteil entfällt auf Breitbandkabelnetze.

Wettbewerb durch Kabelnetze

Vorbilder in diesem Marktsegment sind die USA, Kanada, die Niederlande und die Schweiz. Dagegen surfen in Deutschland nur wenige Haushalte über ihr TV-Kabel im Internet. Dabei wären hier Innovation und Wachstum möglich, weil die Kabelnetze durch ihre Kapazitäten für anspruchsvolle interaktive Multimedia-Anwendungen prädestiniert sind.

Unschlagbarer Vorteil der Kabelnetzbetreiber ist, dass sie nicht wie die DSL-Mitbewerber der Telekom von Vorleistungsprodukten auf der letzten Meile abhängig sind. Der direkte Zugang zu Massenmärkten über die eigenen Netze verschafft ihnen Autonomie in der Produktgestaltung. Während die DSL-Liga viel Aufwand in höhere Bandbreiten steckt, um über Internet-basierende Daten- und Sprachangebote hinaus auf höhere Wertschöpfungsebenen der multimedialen Kommunikation zu gelangen, gehen die Kabelnetzbetreiber einen anderen Weg. Sie versuchen, die großen Bandbreitenreserven zu nutzen, um ihre Medien in Richtung Personalisierung und Interaktivität auszubauen. Szenarien von Personal Video Recording (PVR) und High Definition Television (HDTV) über Push-Video-on-Demand bis hin zu Real-Video-on-Demand und interaktivem Fernsehen werden hier diskutiert.