Markt-Deregulierung: USB-, PCI-Modem oder Router kaufen?

DSL-Endgeräte richtig anschließen

18.01.2002
MÜNCHEN (hi) - Bislang gehörte das kostenlose DSL-Modem vom Provider hierzulande zum guten Ton. Mit der Einführung der U-R2-Schnittstelle hat sich nun die Telekom von dieser Praxis verabschiedet. Der DSL-Benutzer muss sich jetzt zwar selbst um die Endgeräte kümmern, gewinnt aber gleichzeitig eine größere Flexibilität bei der Implementierung.

Für die einen ist es die große Deregulierung des T-DSL-Gerätemarktes, für die meisten Anwender aber wohl nur eine lästige Pflicht. Interessenten müssen sich seit 1. Januar selbst um ein DSL-Modem kümmern, wenn sie bei der Telekom, dem deutschen Marktführer in Sachen schneller Internet-Zugang, einen T-DSL-Anschluss in Auftrag geben. Eine Aufgabe, die für den Benutzer in der Praxis Mehrkosten zwischen 100 und 150 Euro bedeutet.

Erschwerend kommt für den Highspeed-Surfer in spe hinzu, dass nun die Tarifmodelle der verschiedenen Anbieter noch schwieriger zu vergleichen sind. Neben den verschiedenen Preismodellen mit Zeittakt, Pauschalangeboten oder Volumenbegrenzungen muss nun auch noch der Preis für ein DSL-Modem in die Kalkulation einbezogen werden.

Aus für Komplettpakete?Zwar offerieren DSL-Anbieter wie QSC oder Mnet nach wie vor Komplettpakete, doch hinter den Kulissen wird laut QSC durchaus darüber diskutiert, ob man eventuell dem Beispiel der Telekom folgt. Ein Schritt, den Online-Anbieter wie 1&1 oder AOL, die den Telekom-DSL-Dienst als Access-Medium nutzen, bereits vollzogen haben. Branchenkenner rechnen damit, dass im Jahresverlauf weitere Anbieter diese Vorbilder nachahmen.

Die freie T-DSL-Endgerätewahl wurde hierzulande erst durch die Entscheidung der Telekom möglich, mit der Schnittstellen-Spezifikation U-R2 einen landesspezifischen Standard einzuführen. Ein Schritt, der unter anderem deshalb nötig wurde, weil die internationale Spezifikation Annex B, die die Realisierung von DSL auf ISDN-Leitungen regelt, sehr weit auslegbar war. Freiräume, die in der Vergangenheit dazu führten, dass das DSL-Modem und sein Gegenstück in der Vermittlungsstelle, der DSLAM, ein proprietäres Gespann bildeten.

Die Hersteller befürworten die neue U-R2-Schnittstelle nahezu einstimmig, da der deutsche Sonderweg der Telekom für sie nur einen begrenzten Mehraufwand bedeutet. Nach Angaben von AVM und Eicon sind nämlich die aktuellen Modems so aufgebaut, dass für die wesentlichen Aufgaben ein DSP (Digital Signaling Processor) zuständig ist, der auf die Informationen der Schnittstellen-Spezifikationen via RAM zugreift. Dorthin werden die Daten beim Start des Betriebssystems über die Gerätetreiber geladen.

Für den potenziellen Modemkäufer bedeutet die Schnittstellen-Entscheidung der Telekom, dass er bei der Endgerätewahl unbedingt auf die U-R2-Unterstützung achten muss, zumal heute noch nicht alle Produkte diese Norm beherrschen. So hat etwa SMC auf seiner Homepage eine DSL-Karte im Programm, für die entsprechende Treiber voraussichtlich erst im zweiten Quartal erhältlich sind.

Ist das Kriterium U-R2 erfüllt, ergeben sich je nach Einsatzszenario mehrere Implementierungsoptionen. Die einfachste Lösung ist die Anbindung über ein externes USB-Modem, wie es etwa Eicon, Sedlbauer, Elsa oder Hermstedt für den MAC-Bereich und andere Anbieter vermarkten. Der Trend dürfte dabei aber, so sind Eicon und AVM überzeugt, zu internen Lösungen in Form einer PCI-Karte gehen. Ihre Prognose begründen die Hersteller damit, dass die Anwender zusätzliche Fehlerquellen wie falsche Verkabelung sowie den IT-Geräteverhau auf dem Schreibtisch leid seien.

AVMs interne Lösung, die "Fritz Card DSL", wartet dabei mit einem besonderen Schmankerl auf. Zum Preis von 149 Euro kombiniert sie ISDN und DSL auf einer Karte. Auf den ersten Blick eine pfiffige Lösung, würden nicht einige Features für den professionellen Einsatz fehlen. Aufgrund der noch zahlreichen T-DSL-Ausfälle - selbst die Telekom garantiert nur eine Verfügbarkeit von 97 Prozent - , dürften zahlreiche Anwender etwa die Option eines automatischen Fallbacks (die Karte nutzt bei Störungen auf der DSL-Seite automatisch ISDN als Access-Medium) vermissen. Ebenso fehlt eine verteilte CAPI, mit der sich die Karte im LAN etwa als Fax-Server einsetzen lässt. Alles nützliche Funktionen, die der Benutzer zusätzlich in Form des rund 283 Euro teuren Softwarepakets "KENDSL" erwerben muss. Das Paket bietet dann zwar weitere Zusatzdienste wie E-Mail- oder Proxy-Server, doch Konkurrent Eicon zeigt, dass es auch anders geht. Der Hersteller verspricht seinen Kunden für Februar ein kostenloses Software-Upgrade, um die automatische Fallback-Funktion zu realisieren. Ferner verfolgt Eicon bei seinem PCI-Board einen anderen Ansatz als AVM: Es besitzt keinen ISDN-Teil. Eine Entscheidung, die die Company damit begründet, dass bei den meisten DSL-Kunden entsprechendes ISDN-Equipment bereits vorhanden ist.

LAN-AnbindungSo sehr die einfache Installation und der niedrige Preis für interne DSL-Karten sprechen, stellt sich die Frage, ob diese Lösung für kleinere Netze die optimale Wahl ist, falls der Server nicht über genügend Leistungsreserven für die zusätzlichen Aufgaben verfügt. Speziell wenn die LAN-Anbindung bei der DSL-Nutzung im Vordergrund steht, sind hardwarebasierende Router die bessere Wahl. Entsprechende Geräte haben etwa Eicon, SMC, Elsa, Netgear oder 3Com im Programm. Dabei war die Auswahl vor der Deregulierung des DSL-Endgerätemarktes im Wesentlichen auf drei Produktgattungen beschränkt: reine Router, die an einen Switch oder Hub angeschlossen wurden, sowie Kombi-Router, die bereits einen Switch integriert hatten. Dritte Variante waren Wireless-Produkte, die gleichzeitig als Acces Point für ein Funk-LAN fungieren. Als Modem wurde das vom Service-Provider gelieferte Gerät verwendet. Mit der Einführung der U-R2-Schnittstelle kommen nun verstärkt Geräte auf den Markt, bei denen das DSL-Modem bereits in den Router integriert ist. Für Produkte dieser Bauart sind je nach Hersteller und Funktionalität zwischen 290 und 500 Euro zu veranschlagen. Dabei ist hier im Laufe des Jahres mit weiteren Innovationen zu rechnen, wobei die Reise in Richtung Integration von Wireless, DSL und ISDN in einem Switching-Router geht. Bei Routern, die neben DSL noch ISDN oder ein anderes Access-Medium beherrschen, ist wiederum darauf zu achten, ob ein automatisches Fallback möglich ist, denn diese Option ist nicht bei allen Herstellern selbstverständlich.

Features der DSL-Router

Die meisten DSL-Router, egal ob mit oder ohne integriertes DSL-Modem, bieten rudimentäre Firewall-Funktionen in Form des Paket-Filtering. Ebenso beherrschen sie NAT sowie DHCP, um mit nur einer, womöglich wie bei T-DSL dynamisch zugewiesenen IP-Adresse einem LAN den Internet-Zugriff zu eröffnen. Im Detail unterscheiden sich die Modelle, deren Preise ohne integriertes DSL-Modem in der Regel zwischen 150 und 400 Euro liegen, bei der Zahl der unterstützten Clients im Netz sowie dem VPN-Support: Für den Aufbau virtueller privater Netze (VPNs) beherrschen die Router üblicherweise Protokolle wie PPTP und L2TP. Darüber hinausgehende Sicherheitsmaßnahmen wie höherwertige, hardwarebasierende Verschlüsselungsmechanismen sind erst bei den teureren Vertretern dieser Gattung zu finden. Weiteres Differenzierungsmerkmal sind Management-Features wie SNMP-Support oder RS.232-Schnittstellen zur direkten Router-Konfiguration.

T-DSL flat als Business-Zugang geeignet?

In Zeiten knapper Kassen und steigenden Kostendrucks erscheint der Gedanke verlockend, kleinen Zweigstellen oder Agenturen via DSL flat für rund 35 Euro im Monat den Internet-Zugang zu ermöglichen. Die Idee hat allerdings zwei Haken. Erstens untersagen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von T-Online ausdrücklich die Inanspruchnahme der Flatrate durch Dritte oder juristische Personen, die keine Nutzer im Sinne dieser Geschäftsbedingungen sind. Offen bleibt allerdings, ob T-Online etwa eine GmbH als Flatrate-Kunden akzeptiert, denn in den Geschäftsbedingungen ist lediglich der Satz zu finden, dass der Kunde volljährig sein müsse. Eine Nachfrage bei T-Online in Eschborn ergab auch nur bedingt Klarheit: Gegen den Familienvater, der das Heim-LAN via Router anbindet, werde man rechtlich sicher nicht vorgehen. Andererseits sei es es nicht im Sinne des Erfinders, wenn Kunden ihren Business-Zugang über die Flatrate abrechneten.

Das zweite, gravierendere Argument gegen eine Nutzung von T-DSL im professionellen Umfeld steht in den Geschäftbedingungen der Telekom, die für die physikalische Anbindung verantwortlich zeichnet. Der Carrier garantiert über das Jahr nämlich nur eine Verfügbarkeit von 97 Prozent, mit anderen Worten, der Kunde hat an rund elf Tagen im Jahr mit einem Totalausfall der DSL-Verbindung zu rechnen. Außerdem darf sich die Telekom werktags mit einer Entstörung bis zu 24 Stunden Zeit lassen.