Konkursverfahren läuft noch

DSA: Der Stern eines Newcomers ist im Tagesgeschäft verglüht

18.06.1999
MÜNCHEN/HÜRTH (CW) - Mittelfristig zu den ganz Großen im Wachstumsmarkt der elektronischen Archive zu gehören war das erklärte Ziel der DSA Digitale Systeme für Archivierung GmbH, Hürth. Der Traum ist ausgeträumt. Firmengründer Olaf Schmitz mußte Konkursantrag stellen.

Schon zu Jahresbeginn machte in der Branche die Runde, daß bei DSA nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die jüngste Produktentwicklung "Documind", eine für den Massenmarkt gedachte Volltextsuchmaschine, kam nicht so zur Geltung wie geplant, weil die Lösung nach Angaben von Insidern nicht fehlerfrei und somit nicht marktreif gewesen sein soll. Auch in ihrem Kerngeschäft, der Dienstleistung, sahen sich die Hürther mit Einbrüchen konfrontiert. Überdies war das Geld für die Expansion und Produktentwicklung, das Olaf Schmitz von der Deutschen Venture Capital GmbH (DVCG), einer Tochter der Deutschen Bank, im Gegenzug für eine 30-Prozent-Beteiligung erhalten hatte, aufgebraucht - der 27jährige Unternehmer steuerte der Zahlungsunfähigkeit entgegen.

Die Kapitalgeber, aufgeschreckt durch die ungute Entwicklung, versuchten offenbar bis zuletzt, einen Käufer für das Unternehmen zu finden. Doch die Interessenten, die vorstellig wurden, winkten nach sorgfältiger Analyse der vorgelegten Unternehmensdaten und Bilanzen ab. Ein eingeschalteter Wirtschaftsprüfer stellte CW-Recherchen zufolge zudem fest, daß Schmitz schon seit längerem mit Zahlen operierte, die nicht den Tatsachen entsprachen. Auch bei den Kunden soll er mit überzogenen Versprechungen aufgetreten sein. Im März jedenfalls mußte der von Fach- und Wirtschaftspresse als "Vorzeigegründer" hochgejubelte Jungunternehmer Konkursantrag stellen. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Gegen Schmitz, so sickerte durch, soll mittlerweile sogar Strafanzeige gestellt worden sein. Der in Köln ansässige Insolvenzverwalter Paul Groß wollte sich dazu jedoch gegenüber der CW nicht näher äußern.

So ärgerlich die vermeintlichen Machenschaften von Schmitz für die DVCG sind, denn Firmenanteile und Geld sind weg, so stecken auch die DSA-Kunden in einem Dilemma. Das Unternehmen existiert nicht mehr, die Mitarbeiter sind in alle Winde verstreut. Und was noch schlimmer ist: Die professionellen Anwender haben mit dem Dokumenten-Management-System "Archibald" ein weiteres "totes Produkt" im Einsatz. Dies behauptet zumindest Rudolf Schäfer, dessen Sohn Patrick seit 1997 mit seinem Unternehmen Image Management Solutions GmbH, Frankfurt am Main, in der digitalen Archivierungsszene tätig ist. "Der für die Pflege und Weiterentwicklung wichtige Sourcecode ist verschwunden, Archibald ist nicht Jahr-2000-fähig und läuft unter OS/2, das bekanntlich ab dem Jahr 2002 weltweit nicht mehr gepflegt wird. Eine Windows-NT-Version existiert nicht", hat Senior Schäfer festgestellt. Gerade bei den Archibald-Kunden sind die Newcomer deshalb seit Wochen unterwegs. Schwerpunktmäßig im professionellen Sektor tätig, hat Image Management Solutions mit "Arcbase" ein vergleichbares Produkt im Portfolio, das laut Schäfer sowohl Jahr-2000-fähig ist als auch unter NT läuft.