Drodofsky haelt Body-Leasing fuer die falsche Strategie "Wir werden keineswegs aus dem Produktgeschaeft aussteigen"

08.10.1993

Mit Helmut Drodofsky, Mitglied der Geschaeftsfuehrung der Debis Systemhaus GmbH und verantwortlich fuer das Geschaeftsfeld Standardsoftwareprodukte sprach CW-Redakteur Heinrich Vaske.

CW: Es gibt Spekulationen darueber, dass sich Debis kuenftig weniger auf das Produkt- und mehr auf das Projektgeschaeft sowie auf Body- Leasing konzentrieren moechte.

Drodofsky: Wir werden keineswegs aus dem Produktgeschaeft aussteigen. Wir haben allerdings damals das Entwicklungsprojekt Leo gestoppt, weil wir das Investment in Neuprodukte reduziert haben. Body-Leasing alte ich nicht fuer die richtige Strategie.

CW: Waehrend Ihr Partner Cap Gemini Sogeti wenig vom Produktgeschaeft haelt, wird dieser Bereich bei Debis gepflegt?

Drodofsky: Das Produktgeschaeft ist fuer uns einer der Kerne des kuenftigen Informatikgeschaeftes. Ich bin fest davon ueberzeugt, dass Produkte - wie in jedem anderen industriellen Sektor - eine wesentliche Komponente der Informationsverarbeitung sind.

CW: Vertraegt sich die Debis-Strategie in dieser Frage mit der Ihres Partners Cap Gemini?

Drodofsky: Ich meine, auf jeden Fall. Grossunternehmen haben, selbst wenn Sie Standardsoftware einsetzen, einen erheblichen Bedarf an Individualleistungen. Mit Standardsoftware-Produkten steuern wir einen anderen Zielmarkt an. Das ist absolut kombinierbar.

Zur Zeit intensivieren wir die Zusammenarbeit zwischen Projekt- und Produktbereich. Wir wollen einerseits Projekte bekommen, die Unternehmen mit Individualkomponenten ausstatten, andererseits hat der Produktbereich die Mission, das Basisprodukt und die notwendige Konfiguration zu liefern.

CW: Im Bereich "dezentrales Banking" haben Sie das Produkt- engagement deutlich zurueckgeschraubt.

Drodofsky: Dieser Bereich gehoert jetzt zum Projektgeschaeft. Er hat von der Zielsetzung her nicht die klassische Strategie unseres Produktgeschaefts gehabt.

CW: Ist dieses Geschaeft nicht so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Drodofsky: Wir haben zum Jahreswechsel reorganisiert. Diese Neuorganisation muessen wir zu Ende bringen, damit wir insgesamt ein strategisch ausgerichtetes Produkt-Portfolio anbieten koennen.

CW: Der Geschaeftsbereich Finanzwirtschaft war nicht einmal ein Jahr alt.

Drodofsky: Wuerden Sie es fuer richtiger halten, mit einer uneinheitlichen Strategie zwei Jahre weiterzuarbeiten, nur weil der Geschaeftsbereich erst ein Jahr alt ist? Das waere wohl der falsche Weg. Ein Unternehmen, das aus so vielen Quellen entstanden ist, muss klar im Markt positioniert werden. Damit werden wir bald fertig sein.

CW: Wird es bei den angekuendigten 200 Freisetzungen im Debis Systemhaus bleiben?

Drodofsky: Sie sollten von einem Arbeitsplatz-Abbau sprechen, nicht von Entlassungen. Wir bauen Arbeitsplaetze ab, die wir nicht benoetigen.

CW: 200 an der Zahl?

Drodofsky: Wir sind noch nicht ganz fertig mit unserer Reorganisation.

CW: Es koennten also noch mehr Arbeitsplaetze gestrichen werden?

Drodofsky: Es koennen auch weniger sein.