Drei-Welten-Modell

20.05.1988

Einen neuen Mitspieler hat OSI-Protagonist DEC gefunden - nach dem verführerischen Apple nun den brillanten Compaq als Kombattanten im Kampf gegen Blaupausen-Tiger SAA (siehe Seite 3). Was im Januar noch als atmosphärische Substanzlosigkeit erscheinen konnte, setzt jetzt Fleisch an. Oder sollte sich die Netzwerk-Kooperation mit Compaq nur als zweiter Anlauf nach einem mißglückten Start erweisen?

Wo die Strategen auch die Schnittstelle zu den künftig portablen Anwendungen plazieren, über Ethernet - wie jetzt im Téte-á-téte von DEC mit Compaq - oder über ein Super-Netzwerk-Betriebssystem - wie IBM es am Hector-Projekt im Campus-Netz der Uni Karlsruhe für SAA suggerierte - oder über ein alleinseligmachendes Unix, Portabilität ist mehr denn je Schlagwort der Stunde. Ironie der Technik: Die unterschiedlichen Wege zum vermeintlich gleichen Ziel garantieren nur wiederum eingeschränkte Kompatibilität, wenn auch ein Mehr an "Connectivity" wo immer der jeweilige Club diesen immer noch Hardware-orientierten Begriff im Sieben-Schichten-Modell auch ansiedelt. Drei Wege in eine dreigeteilte Anwendungswelt tun sich auf: SAA-Applikationen unter Verwendung von OSI hier und da, OSI-Anwendungen über Ethernet aus dem DEC-Stall und, last but not least, Unix-portable Anwendungen - wobei die Probe aufs Exempel aussteht.

Wer die Existenzberechtigung und -grundlage eines immerwährenden Protokoll-, Konvertierungs- und Normungs-Konzils bezweifeln sollte, muß sich die Bezeichnung Ketzer gefallen lassen, vorerst noch.