Ditec-Pilotprojekt: Qualifizierung mit Jobgarantie

Drei Unternehmen investieren in Umschulung zum Anwendungsentwickler

18.08.2000
Im Herbst letzten Jahres startete das Arbeitsamt München zusammen mit Ditec und drei Unternehmen der Dienstleistungsbranche ein Qualifizierungsprogramm zum Anwendungsentwickler. Ende Mai schlossen die 19 Teilnehmer den Kurs erfolgreich ab. Die meisten Absolventen bekamen gleich einen festen Arbeitsvertrag. Von Ingrid Weidner*

"Wir wollten einen neuen Weg der Qualifizierung ausprobieren, auch in Kooperation mit anderen Unternehmen", erklärt Gunther Mathy, Abteilungsdirektor für Informationssysteme bei der Allianz Versicherungs-AG in München. An dem Pilotprojekt waren außerdem die Bayerische Landesbausparkasse (LBS) und die Bayerische Landesbank beteiligt. Ende Mai schlossen 19 Teilnehmer die Ausbildung zum Host- und Client-Server-Anwendungsprogrammierer ab. In acht Monaten inklusive eines vierwöchigen Praktikums standen IT-Grundlagen, Windows 98 und NT, MS-Office, verschiedene Programmiermethoden und Host- Kenntnisse im Mittelpunkt der Schulung. Das vierwöchige Praktikum bei den beteiligten Firmen diente neben der praktischen Umsetzung des Gelernten und der Projektarbeit zum näheren gegenseitigen Kennenlernen. Von den 19 Kursteilnehmern unterschrieben am Ende des Kurses 16 einen festen Arbeitsvertrag bei einem der Unternehmen.

Aufwändiges AuswahlverfahrenEine Besonderheit des Pilotkurses war die Auswahl der Bewerber. "Wir haben aus unserem bundesweiten Pool potenzielle Teilnehmer zu Informationsgesprächen eingeladen", so Roland Kassner, der beim Arbeitsamt München für das Projekt verantwortlich war. Zeigten die Angesprochenen Interesse, folgten aufwändige Auswahlverfahren einschließlich eines Assessment-Centers. "Jedes Unternehmen hat sich die Bewerber ausgesucht, mit denen es sich eine künftige Zusammenarbeit vorstellen konnte", erläutert Kassner. Die gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Unternehmen, dem Arbeitsamt München und dem Bildungsträger trug wesentlich zum Erfolg des Projektes bei, meinten alle Beteiligten.

Allerdings konnten die gesuchten Teilnehmer nicht allein aus der Kartei des Arbeitsamtes rekrutiert werden. Einige Interessenten hörten oder lasen vom Projekt und bewarben sich teilweise trotz eines festen Arbeitsplatzes für die Qualifizierung. In diesen Fällen war keine Förderung durch das Arbeitsamt möglich. Deshalb entschlossen sich die Initiatoren zu einer Mischfinanzierung. Die geeigneten Bewerber erhielten eine Art Stipendium der Unternehmen, das die Kursgebühren und ein Praktikumsentgelt für den Lebensunterhalt während des achtmonatigen Kurses sicherte. Neben Kaufleuten, Technikern, Geistes- und Sozialwissenschaftlern nahmen am Kurs auch Studienabbrecher und ehemalige Angehörige der Bundeswehr teil.

Mit dem intensiven Auswahlverfahren und Assessment-Center wollten die Initiatoren die Abbrecherquote möglichst niedrig halten und vorab klären, ob die Bewerber den hohen Anforderungen gewachsen sein würden. "Was mich bei einer Informationsveranstaltung beim Arbeitsamt überrascht hat, war die Frage eines Besuchers, ob er denn während des Kurses auch am Wochenende lernen müsse", so Allianz-Mann Mathy. "Ditec verfügt bei der MCSE-Qualifizierung über viel Erfahrung. Wir wollten ausprobieren, ob sich dieser Weg auf die Hostprogrammierung übertragen lässt".

*Ingrid Weidner ist freie Journalistin in München.