Sourcing

Drei Thesen zur Zukunft von Freelancern

03.07.2008
Von 
Andreas Stiehler ist Principal Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC).

These 2: Freelancer werden zu Beratern

Das Wachstum des IT-Freiberuflermarktes ist nicht nur auf klassische Segmente wie Programmierung oder Coding begrenzt. Die Studienresultate bestätigen vielmehr, dass sich mit zunehmender Reife des IT-Freelancer-Marktes die Einsatzfelder ausweiten und externe IT-Spezialisten zunehmend in Tätigkeitsfelder von IT-Beratern vorrücken. So meldet heute schon jedes zweite Unternehmen Bedarf an Externen für Beratungs- und Schulungsaufgaben an. Und die Anzahl der im Bereich "Schulung & Beratung" eingesetzten IT-Freelancer wird nach den Erwartungen der Befragten im Vergleich zu anderen Tätigkeitsfeldern überproportional stark ansteigen.

Der wachsende Bedarf an externen IT-Spezialisten als Wissensvermittler und Berater lässt sich auch an den Einschätzungen der Befragten zur Bedeutung verschiedener Auswahlkriterien ablesen. So stehen Soft Skills wie Beratungskompetenz und Kommunikationsstärke gepaart mit Branchen- und Prozess-Know-how ganz oben auf der Liste. Dagegen werden zertifizierte technische Spezialkenntnisse zwar vorausgesetzt, im Vergleich zu den oben genannten Kritieren jedoch als weit weniger bedeutsam eingestuft. Kurzum: Unternehmen wollen Experten, die in der Lage sind, ihr Wissen auch zu vermitteln.

Das Kalkül der Sourcing-Verantwortlichen, mit Hilfe der Externen den Wissensstand der eigenen Belegschaft zu erhöhen und die Geschäftsbereiche besser zu beraten, ist durchaus nachvollziehbar:

  • - Erstens können und müssen IT Freelancer - anders als die meisten Festangestellten - über die Unternehmensgrenzen hinaus blicken. Sie verfügen damit meist über Erfahrung und Best-Practice-Wissen beim Einsatz neuer Technologien oder bei der Umsetzung innovativer Projekte. Und tatsächlich bestätigen mehr als drei Viertel der Befragten mit IT-Freelancer-Erfahrung, dass die Produktivität der IT-Organisation durch Know-how-Transfer der Externen gestiegen ist.

  • - Zweites entlasten externe Spezialisten das IT-Budget. Zwar sind die Kosten für den IT-Freelancer-Einsatz im Vergleich zur Festanstellung eher hoch. Im Vergleich zu den Aufwendungen für klassische Beratungsanbieter fallen sie aber tendenziell niedriger aus. Üppige Aufschläge der Anbieter, die sie für Projektrisiken und zur Finanzierung des Wasserkopfes in Rechnung stellen, entfallen. Schließlich besitzen die Unternehmen beim Einsatz von IT-Freelancern wesentlich mehr Einfluss auf das konkrete Staffing der Projekte. Sie können die Externen selbst auswählen, während bei klassischen Beratungsprojekten das Mitspracherecht der Kunden bei der personellen Besetzung eher begrenzt ist. So ist es ein offenes Geheimnis, dass im Beratungsumfeld Festpreisprojekte gerne genutzt werden, um die am Markt wenig nachgefragten Junior Consultants für gutes Geld zum Einsatz zu bringen.